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„Gescheit oder gar nicht“ Der elfjährige Timo Häfner will Skispringer werden

Von Holger Peter

KIRCHEHRENBACH. Ein Franke im internationalen Skisprung-Zirkus? Das hat es noch nicht gegeben – könnte sich aber ändern – falls die Träume von Timo Häfner wahr werden.

 
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Allerdings weiß der Elfjährige aus Kirchehrenbach selbst, dass das noch ein sehr weiter Weg ist. Aber zumindest will er die nächsten Schritte ambitioniert gehen. Denn ein Newcomer ist er trotz seines Alters nicht: Mehr als sein halbes Leben lang fährt er schon die Schanzen hinab. Angefangen hat es, als der fünfjährige Timo zuschaut, wie seine Mutter, die aus dem Fichtelgebirge stammt, als Kampfrichterin bei einem Skispringen fungiert. „Das möchte ich auch machen“, sagt sich der Dreikäsehoch – und geht die allerersten Schritte. Besser gesagt: fährt sie. Denn die Anfänger rutschen zunächst den Auslaufhang der Schanze auf Alpinskiern runter.

Trainingsfleiß

Und langsam wird gesteigert, die ersten Hüpfer gingen zwei, drei Meter weit, erinnert sich der Siebtklässler am Gymnasium Fränkische Schweiz in Ebermannstadt. Mit dem Jungen, der jetzt etwa 1,40 Meter groß ist und 31 Kilogramm wiegt, wachsen die Schanzen. 52 Meter weit ging sein bisher größter Satz – seine Sprungskier sind derzeit schon über zwei Meter lang. „Das Schönste ist das Fluggefühl und das Freisein in der Luft“, sagt Timo Häfner, der momentan zweigleisig fährt und hart trainiert: Fünfmal wöchentlich absolviert er Übungseinheiten für den Langlauf (im Sommer mit Skirollern) und die Ausdauer nach Plänen von Trainer Stephan Popp vom Bayerischen Skiverband und ein bis zwei Mal gibt es spezifisches Sprungtraining mitsamt Koordination am Wochenende bei seinem Klub WSV Warmensteinach, nachdem er zuerst beim Ski-Club Bischofsgrün war.

Bronze gewonnen

Denn beim Nachwuchs setzt der Verband auch darauf, dass einige Sportler bei der Nordischen Kombination landen. Und der Trainingsfleiß von Timo zahlt sich aus. Nach diversen Siegen im Bayern-Cup hat er zum Saisonauftakt Deutschland-Cup sowohl im Spezialspringen als auch in der Kombination aus Sprung und Lauf die Bronzemedaille gewonnen.

Glänzend geschlagen

In Schönwald (Baden-Württemberg) gab es ein Mattenspringen und einen Crosslauf – und der Kirchehrenbacher schlug sich gegen die Konkurrenten aus den deutschen Wintersport-Hochburgen glänzend. Unter den Augen von Bundestrainer Stefan Horngacher belegte Timo Häfner mit Sprüngen von 35,5 und 36,5 Metern und sehr guten Haltungsnoten den dritten Platz. Im folgenden Crosslauf hielt er diesen Rang in der Nordischen Kombination.

Skispringer bevorzugt

Aber eigentlich will er Spezialspringer werden. „Das ist schon in meinen Gedanken drin, aber endgültig entschieden ist das noch nicht. Das kommt ja auch sehr auf meine persönliche Entwicklung an“, weiß er. Zu viel Gewicht darf man als Spezialspringer ja nicht mitbringen. Probieren will er es jedenfalls, schließlich sei der Aufwand mit den regelmäßigen Fahrten ins Fichtelgebirge ja recht groß: „Wenn ich etwas mache, mache ich es gescheit oder gar nicht.“

Noch etwas "Muffe"

Ein furchtloser Weitenjäger ist Timo aber keineswegs, wie er gesteht: „Bei größeren Schanzen habe ich noch etwas Muffe, aber im Großen und Ganzen gewöhne ich mich schnell daran.“ Und auch die ersten Stürze („die gehören dazu“) hat er schon hinter sich. Einmal hat er sich den Knöchel verstaucht, ein anderes Mal war nach einem „Bauchplatscher“ das Gesicht aufgeschürft – alles nicht so schlimm. Und erst recht nicht, wenn die Eltern hinter dieser Sportart stehen.

Sportliche Geschwister

Seine neunjährige Schwester Mara hat auch schon ihre ersten Wettkämpfe gewonnen, und der Jüngste, Nelio, hat bereits mit eineinhalb Jahren seine Feuertaufe mit dem Herunterrutschen des Auslaufhangs bestanden und ist schon länger am Springen. „Die Kinder wachsen da rein, genauso wie ich auch“, erzählt Vater Sebastian, der ebenfalls erst durch seine wintersportbegeisterte Frau (sie war Skilangläuferin) zum nordischen Skisport gekommen ist.

Fünf Wettkämpfe

Für Timo gibt es heuer – so die Corona-Pandemie nicht noch dazwischenfunkt, noch fünf Wettkämpfe: zwei im Deutschland-Cup und drei im Bayern-Cup, der erste davon im Dezember. Noch auf Schülerschanzen, aber vielleicht erfüllt sich sein Traum vom Fliegen irgendwann einmal. Auf der Flugschanze im slowenischen Planica hat er schon einmal „geübt“. An einer Zip-Line ließ er sich über das Ungetüm hinab gleiten und konnte dessen Dimensionen schon einmal erahnen. Bei 252 Metern liegt hier der Schanzenrekord.

Vorbild Simon Hüttel

Noch muss sich Timo Häfner mit der 20-Meter-Schanze in Warmensteinach begnügen. Derzeit wird zwar eine K 45-Anlage geplant. Doch bis die fertig ist, dürfte der Kirchehrenbacher längst ein größeres Exemplar für sein Training benötigen.

Dass man trotzdem als „Fichtelgebirgler“ in die deutsche Spitze vordringen kann, beweist derzeit Simon Hüttel aus Weißenstadt: Er hat als erster Franke den Sprung in den Nationalkader der Nordischen Kombinierer geschafft – ein Vorbild für Timo Häfner.

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