Der BR-Journalist Rüdiger Löwe ist mit der Politikerfamilie befreundet und berichtet bei der Akademie für Neue Medien Rudy fiebert mit den Clintons

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Rüdiger Löwe schmunzelt, als er die Bilder von den Clintons in jungen Jahren zeigt. Hillary hat Locken, Bill trägt Koteletten. „Das war damals modern“, sagt Löwe. Schneeballschlacht, Bootstour, Biergarten – die Motive lassen den Betrachter fast vergessen, dass aus dem jungen Paar eines der mächtigsten und reichsten Duos der Welt geworden ist. Und Löwe, der BR-Journalist, hat noch viel mehr zu erzählen.

Der BR-Journalist Rüdiger Löwe kennt Hillary und Bill Clinton seit mehr als 40 Jahren. In Kulmbach bei der Akademie für Neue Medien sprach er darüber. Foto: Matthias Will Foto: red

Hillary Clinton will die erste Präsidentin in der Geschichte der USA werden. Dafür kämpft die 68-Jährige entschlossen, schonungslos im Umgang mit anderen, aber auch mit sich selbst. Jüngst setzte sie eine Lungenentzündung außer Gefecht, was Donald Trump, ihr Widersacher im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus, genüsslich ausschlachtete. „Hillary ist seit Jahren etwas kränklich. Ich frage mich, ob es richtig ist, was sie ihrem Körper zumutet“, zeigt sich Löwe besorgt.

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Schon seit mehr als 40 Jahren

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist der ehemalige Journalist ein Freund der Familie Clinton. Neben ihm genießt nur ein weiterer Deutscher dieses Privileg – Altkanzler Helmut Kohl. Als Amerika-Experte ist Löwe an diesem Tag Gesprächspartner von Thomas Nagel bei der Sommerakademie der Kulmbacher Akademie für Neue Medien.

Viele Amerikaner mögen Hillary Clinton nicht

Der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten ist das Hauptthema. Hillary Clinton hat jede Menge politische Expertise. Sie war die First Lady, Senatorin und Außenministerin. Doch viele Amerikaner mögen sie nicht. Für sie ist die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten Teil des verhassten Politikbetriebs, der sich vor allem von der Finanzwelt instrumentalisieren lässt. In Umfragen attestieren ihr viele US-Bürger mangelnde Glaubwürdigkeit. Warum tut sich Hillary Clinton so schwer, die Wähler für sich zu gewinnen? „Sie hat einen sehr weichen Kern. Aber obwohl sie viel Erfahrung hat, wirkt sie bei öffentlichen Auftritten immer noch verkrampft“, diagnostiziert Löwe. Oft käme sie dann oberlehrerhaft und arrogant rüber.

Bauchlandung für Trump

Dennoch ist sich Löwe sicher, dass Hillary Clinton trotz Imageproblemen siegen wird. „Trump wird am Wahltag eine Bauchlandung erleben“, prophezeit der 71-Jährige, der in den USA studierte und früher beim Bayerischen Rundfunk unter anderem Leiter der Redaktion Internationale Sicherheitspolitik war. Viele aktuell unentschlossene US-Bürger werden sich nach Löwes Überzeugung letztlich für Clinton entscheiden. Aus Vernunftgründen, wie er betont.

Kritik an den deutschen Medien

Der ehemalige leitende BR-Redakteur ist verwundert, dass US-Umfragen in deutschen Medien nicht differenziert dargestellt werden. Es sei gleichgültig, welcher Kandidat landesweit vorne liege. „Nur die Wahlmänner sind wichtig bei der Präsidentschaftswahl in den USA“, erklärt Löwe. Wer die Mehrheit in einem Bundesstaat gewinnt, erhält auch alle Wahlmänner, die dann den Präsidenten bestimmen. Deren Anzahl bemisst sich nach der Größe des Bundesstaats. Ein Wahlsystem, das skurrile Folgen haben kann: Als sich Bill Clinton 1992 gegen George Bush senior durchsetzte, erhielt der dritte Kandidat Ross Perot immerhin 18,9 Prozent der Stimmen, bekam aber keine Wahlmänner zugesprochen.

Rüdiger Löwe lernte Bill Clinton einst in einem Seminar an der Georgetown-Universität kennen. Beide wurden Freunde. Schon als Bill Clinton Gouverneur von Arkansas war, besuchte der Deutsche regelmäßig die Familie in den USA. 1992 feierte er gemeinsam mit den Clintons Bills Sieg bei der Präsidentschaftswahl.

Bill mag McDonald's

Auf Einladung Löwes war der US-Politiker mehrmals in Deutschland – unter anderem in Bamberg. Der große McDonald’s-Fan Clinton habe sowohl das fränkische Bier als auch die hiesigen Speisen sehr genossen, erinnert sich der frühere Journalist und schmunzelt.

Beinahe wäre Löwe wegen Clinton in die Politik eingestiegen. Als US-Präsident bot Bill ihm an, Koordinator für die amerikanisch-europäischen Beziehungen zu werden. „Ich fühlte mich natürlich geehrt“, blickt der 71-Jährige, der in Bamberg und München lebt, zurück. Trotzdem lehnte Rudy, wie ihn die Clintons nennen, ab. Dass er US-Staatsbürger hätte werden müssen, sei dabei nicht ausschlaggebend gewesen. Entscheidend sei für ihn seine fehlende Hausmacht gewesen. Er wäre in der Clinton-Administration immer nur der „Damned German“ – der „Verdammte Deutsche“ gewesen, begründet Löwe seinen damaligen Entschluss.

Offene Worte in der Lewinsky-Affäre

Bill Clinton hätte nicht nur einen Freund, sondern auch einen Mann der offenen Worte als Mitstreiter gewonnen. Als Clinton wegen seiner Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky unter Beschuss geraten war, scheute sich Löwe – in einem Sechs-Augen-Gespräch mit Hillary und Bill – nicht vor Kritik. Er habe Bill gefragt, warum er nicht von Beginn an seinen Fehler eingestanden habe. Dann, so ist der ehemalige Redakteur überzeugt, wäre die ganze Sache nach ein paar Tagen überstanden gewesen. Bill Clinton blieb ihm die Antwort schuldig. „Er hat mich nur schweigend angesehen“, sagt Löwe.