Der Bayreuther Stefan Arnold erlebte den deutschen Sieg im Maracana-Stadion mit Bayreuther in Brasilien: Sein Trikot wollte Stefan Arnold nicht tauschen

Von Tobias Köpplinger

Er bekam 5000 Dollar für die Eintrittskarte geboten, verkauft hat er nicht. Der Bayreuther Stefan Arnold verfolgte den WM-Sieg der Deutschen Nationalmannschaft im Maracana Stadion in Brasilien. Am Tag danach erzählt er, wie er den Weltmeistertitel erlebt hat.

 
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Stefan Arnold sah das WM-Endspiel live im Stadion in Brasilien. Foto: privat Foto: red

Wann sind Sie nach dem deutschen Sieg ins Bett?
Stefan Arnold: Das war ein ganz besonderes Erlebnis am Sonntag. Wie sagt man so schön: Once in a Lifetime. 54, 74, 90 und 2014. So oft kommt es nicht vor, dass Deutschland Weltmeister wird. Und dann noch im Fußballtempel schlechthin. Das musste ausgelassen gefeiert werden und das dauerte seine Zeit. Bis wann? Sagen wir mal so: die meisten Bayreuther dürften auf dem Weg zur Arbeit gewesen sein als ich nach Hause ging. Aber es sind ja auch einige Stunden Zeitverschiebung.

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Wie haben Sie den Sieg erlebt?
Arnold: Ich bin überglücklich, dass ich das Spiel live im Stadion miterleben durfte. Die Stimmung war unglaublich. Es lag diese Anspannung in der Luft. Man konnte es den Gesichtern entnehmen, wie viele der Anwesenden es kaum glauben konnten, live dabei zu sein. Zwar waren deutlich mehr Argentinier im Stadion, doch schon auf dem Hinweg zum Stadion war klar: Brasilianer und Deutsche sind heute vereint. Und so wechselten sich die Fangesänge ab, ohne eine aggressive Stimmung aufkommen zu lassen. Insgesamt blieb alles friedlich und geprägt von gegenseitigem Respekt. Ich selbst werde den Augenblick des Siegtores nie vergessen. Plötzlich zappelt das Netz. Man fragt sich kurz, ob das jetzt wirklich passier ist und dann liegen sich schon Menschen jubelnd in den Armen. Die wenigen Minuten bis zum Abpfiff wurden Stunden und dann war klar: Deutschland ist Weltmeister!

Wie haben die Brasilianer reagiert?
Arnold: Die Brasilianer haben sich für Deutschland gefreut. Ob diese Freude aus innerer Zuneigung zu unserem Land und unserem Team entsprang oder einfach nur, weil wir es Argentinien gezeigt haben, sei dahingestellt. Was ich erstaunlich fand, waren die Reaktionen der Argentinier. Zwar waren die nicht vergleichbar mit denen der Brasilianer nach dem Halbfinale, aber sehr positiv. Viele gratulierten den Deutschen zum vierten Stern und trugen die Niederlage mit Fassung. Ganz anders als es viele erwartet hatten, gelten die „Gauchos“ in Brasilien doch als ungehobelt, grob und nicht unbedingt friedfertig. Ich kann das keinesfalls bestätigen. An der Copacabana haben beide Lager gefeiert und bei meinem Besuch dort hatte ich viele Anfragen von Argentiniern zum Trikottausch. Dass ich dieses Trikot nicht weggebe, haben aber auch alle verstanden.

Ist Brasilien schon wieder zur Normalität zurückgekehrt?
Arnold: Ich schreibe diese Zeilen aus dem Mittagsstau in Rio. Die Leute auf der Straße sind weniger in Trikots gehüllt und der World Cup scheint nicht mehr den Alltag zu beherrschen. Irgendwie war es heute morgen wie der Sonntag nach dem Bürgerfest: Tausende Feierwütige machen die Nacht zum Tag und am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Hier ist es nicht der Handwerkermarkt, sondern es sind die Sehenswürdigkeiten Rios, die die verbliebenen Schlachtenbummler locken. In diesem Sinne: Schöne Grüße von meinem Weg zur Christus-Statue!