DEL II: Wieder Derbys gegen Crimmitschau?

Das sportliche Aufstiegsrecht hat sich der EHC Bayreuth gesichert, derzeit wird geprüft, ob die DEL II finanziell machbar ist. Aber welche Gegner würden die Tigers überhaupt in der zweiten Liga erwarten? Welche Duelle sind zuschauerträchtig? Ein Blick auf die DEL II.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vergangene Saison jubelte er in der Oberliga Süd für den EV Regensburg, anschließend hat David Stieler den Sprung in die DEL II nahtlos geschafft. Auf Anhieb wurde der Deutsch-Tscheche Topscorer des Hauptrunden-Vizemeisters Pinguins Bremerhaven. Foto: Imago Foto: red

Lange Jahre war die zweite deutsche Eishockey-Liga ein fester Bestandteil des alljährlichen Sommertheaters, Querelen mit dem Deutschen Eishockey Bund (DEB) und der Spitzenliga DEL sorgten für deutlich mehr Schlagzeilen als sportliche Aspekte. Doch seit der Gründung der DEL II im Jahr 2013, einer Annäherung an den DEB und einer immer engeren Zusammenarbeit mit der DEL hat sich eine Liga etabliert, die viele attraktive Aspekte zu bieten hat. Besonders erfreulich ist, dass man nach vielen Jahren endlich wieder auf dem Weg zu einer sportlichen Verzahnung der beiden besten deutschen Ligen (DEL und DEL II) ist.

Nach der Werbung weiterlesen

In sportlicher Hinsicht finden sich große Namen und viel Tradition unter den 14 Zweitligisten wieder. Dominierendes Team der vergangenen Jahre sind die Bietigheim Steelers mit Trainer Kevin Gaudet: 2013 und 2015 gewannen sie die Meisterschaft, 2014 scheiterten sie erst im Finale, und am kommenden Wochenende gehen sie als Favorit in die diesjährige Finalserie (Best of 7) gegen den EC Kassel Huskies.

Traditionsvereine mit großen Titelsammlungen

Ein heißer Kandidat auf die Spitzenplätze waren zuletzt auch stets die Fishtown Pinguins Bremerhaven. In dieser Saison scheiterten sie allerdings schon im Playoff-Viertelfinale mit 3:4 Siegen an den Dresdner Eislöwen. Bester Punktesammler der Norddeutschen war ein alter Bekannter: David Stieler, vergangene Saison noch Topscorer der Oberliga Süd beim EV Regensburg, kam in 56 Einsätzen auf 57 Punkte (27 Treffer, 30 Vorlagen). Topscorer der DEL II war in der zurückliegenden Hauptrunde Justin Kelly (Bietigheim) mit 85 Punkten in 52 Spielen vor Brian Roloff (Ravensburg) und Jamie McQueen (Kassel) mit je 70 Punkten. Den besten Punkteschnitt weist allerdings David Wrigley (Bietigheim) auf, der verletzungsbedingt nur 37 Spiele absolvieren konnte, dabei aber auf 64 Scorerpunkte kam.

Schwerpunkte im Süden und Osten

Der geografische Schwerpunkt der Liga liegt im Süden und Osten Deutschlands. Die Vereine aus den bayerischen Traditionsstandorten Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen (SC Riessersee) und Kaufbeuren gehören in der deutschen Eishockey-Geschichte zu den eifrigsten Titelsammlern. So hat der SB Rosenheim in den 1980er Jahren drei deutsche Meistertitel geholt, Riessersee war in der Vergangenheit sogar zehn Mal bestes deutsches Team.

Die hessischen Vertreter EC Bad Nauheim, Löwen Frankfurt und EC Kassel Huskies profitieren von der großen Zahl an Derbys. Doch besonders die beiden letztgenannten Vereine hegen große Ambitionen in Richtung DEL, obwohl man erst seit kurzem wieder in der 2. Liga angekommen ist. Auch in den neuen Bundesländern finden sich großen Namen des deutschen Eishockeys. Die Dresdner Eislöwen traten im Januar als Gastgeber des ersten Freiluftspiels der DEL II auf und empfingen vor fast 32 000 Zuschauern zum Derby die Lausitzer Füchse. Das Team aus Weißwasser war in den vergangenen beiden Spielzeiten Kooperationspartner des EHC Bayreuth. Besondere Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ lösen in Bayreuther Fankreisen die Eispiraten Crimmitschau aus: Legendäre Duelle im Kunsteisstadion im Sahnpark – ebenso offen wie das Bayreuther Eisstadion – sind noch vielen Anhängern in Erinnerung.

Im Südwesten gesellen sich die Ravensburg Towerstars und der EHC Freiburg – letztjähriger Aufsteiger aus der Oberliga Süd – zum Feld der DEL-II-Mannschaften. Sportlicher Absteiger dieser Saison sind die Heilbronner Falken, die das entscheidende siebte Playdown-Spiel gegen Kaufbeuren am Sonntag mit 2:4 verloren.

Zuschauerzahlen stetig steigend

Die Zuschauerzahlen bewegen sich seit einigen Jahren stetig nach oben, zuletzt besuchten ligaweit im Schnitt 2688 Fans die Spiele der Hauptrunde. Zuschauerkrösus sind die Löwen Frankfurt mit durchschnittlich 4473 Zuschauern vor Bremerhaven mit 4198 Besuchern. Die wenigsten Zuschauer hat im Schnitt Heilbronn (1391). Zum Vergleich: Durchschnittlich sahen in dieser Saison 1838 Fans die Heimspiele des EHC Bayreuth, für den aber eine Liga höher die Derbys gegen den EV Weiden und den VER Selb wegbrechen würden. Doch die als reisefreudig bekannten Fans vieler Zweitligisten und die Wiederbelebung der Duelle mit Kassel (2. Bundesliga) oder Rosenheim (1. und 2. Bundesliga) lassen auf eine positive Entwicklung der Zuschauerzahlen der Tigers auch in der DEL II hoffen. Zurückliegende Spiele gegen Crimmitschau – beispielsweise das legendäre 7:0 des ESVB in der Aufstiegsrunde zur 1. Liga im Januar 1998 vor mehr als 4000 Zuschauern – oder viele emotionale Partien des SVB in der 2. Bundesliga gegen dem SC Riessersee (darunter ein 11:2-Heimerfolg in der Aufstiegsrunde der 2. Bundesliga 1992) wecken bei vielen EHC-Fans positive Erinnerungen.

Der Schritt in die DEL II würde aber auch wachsende Reisestrapazen mit sich bringen. Zu Oberligazeiten führte die weiteste Reise ins 454 Kilometer entfernte Freiburg. Vor dem Auswärtsspiel nach Bremerhaven steht eine knapp 600 Kilometer lange Busfahrt an. Derby-Charakter besitzen die Duelle mit Crimmitschau: Mit „nur“ 163 Kilometern liegt der sächsische Standort näher als mancher Südverein der Oberliga. Auch Dresden mit etwa 200 Kilometern Wegstrecke liegt noch fanfreundlich. Von den übrigen Zweitliga-Standorten ist Bayreuth zwischen 250 und 350 Kilometer entfernt, diese Streckenlängen kennt der EHC aus der Oberliga.

EHC-Fans planen Public Viewing zum Finalstart

Die Begeisterung rund um die Tigers in der Region Bayreuth ist groß. Das Problem: Die Fahrt zum Finalspiel beim niederländischen Team der Tilburg Trappers ist weit. Etwa 650 Kilometer liegen zwischen Bayreuth und der 200 000-Einwohner-Stadt in der Provinz Nordbrabant. Doch dieses Problem könnte bald gelöst sein. „Wir planen für das erste Halbfinalspiel am Freitag ein Public Viewing“, sagt EHC-Fanbeauftragter Carsten Herrmannsdörfer.

Mit dem Bayreuther Herzogkeller ist auch schon ein Veranstaltungsort gefunden. Hermannsdörfer geht davon aus, dass sich dort etwa 400 Tigers-Fans einfinden würden. Der Finalauftakt soll dann auf einer Leinwand live aus Tilburg übertragen werden. Das niederländische Team bietet bei Heimspielen regelmäßig einen Livestream im Internet an, dieser soll auch für das Public Viewing in Bayreuth genutzt werden. Aktuell klären Herrmannsdörfer und sein Team, welche rechtlichen Grundlagen für die Nutzung des Streams eingehalten werden müssen. „Das dauert sicher noch ein bis zwei Tage“, sagt der Fan-Beauftragte. „Deshalb können wir erst relativ kurzfristig sagen, ob das Public Viewing klappt. Aber wir sind sehr zuversichtlich.“