Defibrillator-Spende Defi reist vom Ahorntal nach Afrika

Einen Defibrillator spendet die Gemeinde Ahorntal an die nigerianische Heimat ihres Pfarrers Mathew Anyanwu (Zweiter von links). Weiter auf dem Bild Matthias Brendel von der ILS Bayreuth, Bürgermeister Florian Questel und dritter Bürgermeister Reinhold Schoberth, Fördervereinsvorsitzender (von links). Foto: mü/Ralf Münch

Die Gemeinde Ahorntal spendet einen Defibrillator für die nigerianische Heimat ihres Pfarrers Mathew Anyanawu. Am Montag gehen der Geistliche und der Defi auf die Reise.

 
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Ahorntal - Wenn Mathew Anyanawu, Geistlicher der Pfarrgemeinde Volsbach, am Montag für drei Wochen in seine Heimat Nigeria fliegt, hat er ein ganz besonderes Stück Handgepäck dabei: einen Defibrillator. Gespendet von der Gemeinde Ahorntal.

Zweite Heimat

Pfarrer Mathew ist seit 2014 in Volsbach. Theologie studiert hat er in Bamberg, dann hat ihn sein Bischof für zwei Jahre nach Ansbach als Pfarrer geschickt, danach ins Ahorntal. Er spricht perfekt Deutsch. „Learning by doing“, sagt Mathew Anyanawu. Deutschland sei für ihn die zweite Heimat, so der 52-Jährige. Am Anfang, als er nach Deutschland kam, sei das ein Erlebnis gewesen. Das war im Winter und es lag Schnee. „Ein Kulturschock“, lacht der Geistliche, „aber zum Glück liegt nicht das ganze Jahr Schnee.“

Mit Liebe begegnen

Was ist anders in Deutschland im Vergleich zu Nigeria, was ist der Unterschied bei den Menschen? „Die Menschheit ist die gleiche“, sagt er, „es gibt überall eine gewisse Mentalität, die muss passen und man muss sich mit Liebe begegnen.“

Laster total überladen

Im Ahorntal gibt es einen Förderverein „Humanitäre Hilfe für Nigeria“, dessen Vorsitzender der dritte Bürgermeister Reinhold Schoberth ist. „Armut lindern – Bildung fördern“ unter diesem Leitspruch steht das Handeln des Vereins. Begonnen habe das 2018, erzählt Schoberth. „Wir haben einen 7,5-Tonner-Umzugslaster mit Hilfsgütern beladen.“ Bänke, Tische, Fahrräder, Computer, Kleidung – alles, was man in einer Schule und für Kinder braucht. „Der Laster war total überladen und wir haben schon befürchtet, dass es beim Verschiffen in Hamburg Schwierigkeiten gibt“, erinnert sich Schoberth. Eine Spedition aus Nürnberg habe die Reise des Lasters nach Nigeria betreut damals. Ankunft war dann in Port-Harcourt. Von dort ging es nach Umuariam, dem Heimatort von Pfarrer Mathew. Und die Hilfsgüter wurden verteilt.

Für zwölf Tage nach Nigeria

Im Jahr 2019 sei Pfarrer Mathew dann mal zu ihm gekommen, so Schoberth, und habe gesagt: „Los, wir fliegen nach Nigeria.“ Zusammen mit Manfred Wohlfahrt und Werner Büttner seien sie dann tatsächlich für zwölf Tage nach Nigeria gereist. Es ging von Nürnberg, Frankfurt/ Main nach Abuja, der Hauptstadt von Nigeria. Dann mit einem Inlandsflug nach Port-Harcourt und noch 300 Kilometer auf dem Landweg nach Umuariam. Das war mitten in der Nacht und Schoberth kann sich noch genau an den Polizeischutz erinnern, den sie hatten und die Straßensperren, an denen sie kontrolliert wurden. Insgesamt waren sie rund zehn Stunden unterwegs.

Einfache Bevölkerung

In Umuariam wurden sie von Klosterschwestern der Pfarrei betreut. Pfarrer Mathew hat ihnen den Kindergarten, die Schule und das Krankenhaus gezeigt. Und sie lernten Pfarrer Mellitus Ossai kennen, der schon in Volsbach Pfarrer Mathew vertreten hat. Sie haben die Kriegsgebiete der Boko Haram, eine islamische terroristische Gruppierung im Norden Nigerias, gesehen. „Alleine möchte man dort lieber nicht durch“, sagt Schoberth. Die Bevölkerung sei sehr einfach.

Regelmäßig Kontakt

Auf dem Markt haben sie Lebensmittel für den Ort eingekauft, hatten aber auch privat welche mitgebracht. Bei dem Besuch sind viele Freundschaften entstanden und sie haben regelmäßig Kontakt. „Die Verbindung von Deutschland nach Nigeria ist sehr gut“, sagt Schoberth und zeigt auf seinem Smartphone Whatsapp-Verläufe, bei denen auch Filme dabei sind.

Schulung mit den Geräten

Und nun spendet die Gemeinde Ahorntal auch nach Nigeria. In der Gemeinde gibt es zehn Defibrillatoren, alle von einer Firma, sagt Bürgermeister Florian Questel. Betreut werden die Geräte von Matthias Brendel aus Neumühle, der Leitstellendisponent bei der Integrierten Leitstelle Bayreuth (ILS) und Rettungssanitäter ist. Er macht auch die Schulungen mit den Geräten bei den Feuerwehrhäusern und am Dorfladen Kirchahorn. Am vergangenen Freitag erklärte er Pfarrer Mathew, wie der Defi funktioniert, sagt ihm noch zu, eine Gebrauchsanweisung in Englisch zu organisieren.

Keine Originalteile mehr

„Bei den zehn Defibrillatoren in der Gemeinde mussten jetzt die Klebepads und Akkus getauscht werden“, sagt Questel. Da habe es einen Engpass bei der Anschaffung gegeben. „Für den Defi am Körzendorfer Feuerwehrhaus gab es keine Originalteile mehr“, so der Bürgermeister. Also wurde für diesen Standort ein neues Gerät angeschafft. Da der bisherige Defi aber zu schade zum Entsorgen war und noch voll funktionstüchtig ist, haben sie beschlossen, ihn nach Nigeria zu spenden. „Der Akku hält noch so drei Jahre“, sagt Matthias Brendel.

Und nun nimmt ihn Pfarrer Mathew Anyanawu heute mit auf seine Reise nach Nigeria. Wo er dort hinkommt, ob ins Krankenhaus, den Kindergarten oder die Kirche, muss er noch überlegen.

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