Nicht ganz so einfach
Doch so sehr sich die Union - und auch die FDP - längere Laufzeiten und damit mindestens eine Verschiebung des 2011 beschlossenen Atomausstiegs in Deutschland wünschen, ganz so einfach ist das nicht. Eine Änderung des Atomrechts muss im Bundestag beschlossen werden, und bisher machen die Bundesregierung und die sie tragenenden Parteien keine Anstalten zu allzu großer Eile. Zwar sagte jüngst auch Kanzler Olaf Scholz (SPD), es könne Sinn haben, die Meiler nicht am 31. Dezember abzuschalten, zunächst müsse aber der laufende erneute Stresstest abgewartet werden. Damit soll herausgefunden werden, welche Risiken längere Laufzeiten bei welchem Nutzen hätten. Die Ergebnisse sollen erst in einigen Wochen vorliegen.
Für die Union ist die Frage längst beantwortet. Merz spricht bei Isar 2 von "einem der modernsten Atomkraftwerke der Welt", Söder von einer Energienotlage in Deutschland mit einem existenziellen Gasproblem bis Mitte 2024. Seiner Ansicht nach wäre es eine "vernünftige und gute Lösung", die Atommeiler weiter zu betreiben. Dabei brauche es eine langfristige Perspektive und nicht nur eine Verlängerung um drei Monate.
Sicherheitsprüfung fehlt seit Jahren
Doch in der Debatte melden sich auch immer mehr Kritiker der längeren Laufzeiten zu Wort: Umweltverbände wie Greenpeace und der Bund Naturschutz zweifeln an der Sicherheit der Reaktoren mit Blick auf Terrorangriffe und Hochwasser.
Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) nennt den AKW-Besuch der Politiker gar "Propaganda". "Wenn der TÜV Süd feststellen sollte, dass Isar 2 gegen den Absturz von Merz' Kleinflugzeug gesichert ist, dann würde ich dem nicht widersprechen. Aber für große Verkehrsflugzeuge gilt das schon nicht mehr – wie bei allen Atomkraftwerken", sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bei Isar 2 fehle seit drei Jahren eine Sicherheitsüberprüfung.
Apropos Sicherheitsüberprüfung: Einige Stunden nachdem Söder, Merz und Co längst wieder abgereist sind und nur noch wenige Journalisten vor Ort sind, ertönt plötzlich aus den Lautsprechern eine Warnung: Im Maschinenhaus des Kraftwerks gebe es eine starke Rauchentwicklung, es müsse sofort geräumt werden.