Das Werkstück kommt aus dem Drucker

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Sie leiten das Anwendungszentrum 3D-Druck Oberfranken (von links): Prof. Frank Döppner, Stefan Freiberger und Joachim Kleylein-Feuerstein. Foto: Andreas Harbach Foto: red

3D-Druck – das hört sich nach Zukunft an, nach innovativer Produktion. Doch wie sollen kleinere Unternehmen den Sprung in diese neue Welt schaffen? Hilfe dabei bietet jetzt ein Projekt an der Uni Bayreuth – das Anwendungszentrum 3D-Druck Oberfranken.

 
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Der Name ist Programm für Prof. Frank Döpper. „Anwendungszentrum bedeutet, dass wir hier Angebote für die Praxis machen“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls Umweltgerechte Produktionstechnik bei der ersten öffentlichen Veranstaltung des Projekts, das bis 2020 laufen soll. Zielgruppe sind kleine und mittelgroße Unternehmen, also der klassische Mittelstand. Die Zugangs- und damit vielleicht auch die Hemmschwelle ist extrem niedrig. Denn zum einen ist die Teilnahme für die Firmen kostenlos, und außerdem, so Döpper, „machen wir erst mal nur ein Angebot, sich überhaupt mal mit dem Thema zu beschäftigen“. Im Idealfall komme es dann zu einem Technologietransfer, an dessen Ende ein Unternehmen den 3D-Druck als Produktionsform nutzen könne oder zumindest so viel Know-how mitbekommen habe, um das angehen zu können. Erst wenn anschließend eine weitergehende, individuelle Zusammenarbeit folgt, entstehen für die Firmen Kosten.

Laser bringt Metallpulver zum Schmelzen

Vertreter von rund 30 solcher Kandidaten waren ins Gebäude der Fraunhofer-Projektgruppe Regenerative Produktion gekommen, in dem das Anwendungszentrum untergebracht ist – ausgerüstet mit Maschinen, die die ganze Bandbreite des 3D-Drucks abbilden sollen. Bislang sind das vor allem solche, die Kunststoff verarbeiten. Ein Bereich, in dem es schon vor rund 25 Jahren die ersten Anwendungen gab. Deutlich jünger, laut Döpper noch keine zehn Jahre alt, sind Verfahren, mit denen unter Einsatz eines Lasers Metallpulver zum Schmelzen gebracht und dann metallische Werkstücke gedruckt werden. Die entsprechenden Drucker müssen noch angeschafft werden. „Hier wollen wir im Herbst voll einsatzfähig sein“, sagt Döpper.

Hohe Förderung

Allein für die Maschinen muss insgesamt ein siebenstelliger Betrag ausgegeben werden, sagt der Wissenschaftler. Überhaupt sei das ganze nur dank hoher Förderung durchführbar, ergänzt Stefan Freiberger, der das Projekt zusammen mit Joachim Kleylein-Feuerstein leitet. Die Hälfte der Mittel kommt aus einem Topf der Europäischen Union, und auch die Oberfrankenstiftung steuert 400.000 Euro bei.

Wie lagert man ein digitales Bauteil?

Die Unternehmen, die an dem Projekt teilnehmen, erfahren aber nicht nur alles über den 3D-Druck als Vorgang an sich. Ein Arbeitsschwerpunkt nennt sich auch „Digitales Bauteil“. Dabei geht es darum, wie man ein physisch vorhandenes Bauteil so digitalisieren kann, dass es nachher auch gedruckt werden kann. Hat man dieses „Digitale Bauteil“, also eine Datei, erst mal, lassen sich die Bauteile außerdem digital optimieren und prüfen. Nicht zuletzt geht es auch um digitale Lagerhaltung. Soll heißen: Wie kann ich meine digitalisierten Bauteile sichern – und zwar über viele Jahre?

Für kleine wie größere Unternehmen interessant

Alle diese Ansätze sollen schließlich in möglichst konkrete Anwendungen münden, sagt Döpper. Profitieren könnten kleine wie größere Unternehmen gleichermaßen: „Kleine Firmen machen vielleicht aus dem 3D-Druck gleich ein eigenes Geschäftsmodell. Bei Größeren dürfte es eher darum gehen, die Technologie in ihre Produktion zu integrieren.“ Dabei gebe es durchaus auch Vorbehalte und Ängste, wie der Professor aus seiner erst wenige Monate zurückliegenden Zeit in der Industrie gut weiß. Nicht zuletzt deshalb sollen im Anwenderzentrum auch Seminare für Mitarbeiter von Firmen angeboten werden, die dann wieder als Multiplikatoren wirken können.

20 bis 30 Teilnehmer

Umgekehrt profitierten auch seine eigenen wissenschaftlichen Mitarbeiter: „Sie lernen, was die Industrie interessiert und werden so gut auf ein späteres Leben in der freien Wirtschaft vorbereitet.“ Sieben dieser Mitarbeiter sind derzeit bei dem Projekt aktiv. Außerdem wünscht sich Döpper „realistischerweise 20 bis 30 teilnehmende Unternehmen“.

Es fließt immer sehr viel Know-how

Eines davon wird mit ziemlicher Sicherheit Robotif aus Harsdorf sein. „Wir haben auf dem Gebiet schon öfter mit Fraunhofer zusammengearbeitet“, sagt Firmenchef Ingo Förster, der mit seinen rund 30 Mitarbeitern Industrieroboter „repariert“, wie er lachend sagt, um dann zu ergänzen: „Eigentlich versetzen wir Bauteile von Robotern für ganz spezielle Nischenanwendungen wieder in den Neuzustand oder sogar besser.“ Die benötigten Teile werden bei Robotif oft selber konstruiert und zunehmend im 3D-Drucker hergestellt. „Nicht alles, was wir mit Fraunhofer probiert haben, hat funktioniert“, sagt Förster: „Aber es fließt immer sehr viel Know-how, das wir dann in unsere Prozesse integrieren können. Und das erhoffen wir uns auch jetzt vom Anwendungszentrum.“

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