Das verlängerte Wochenende kann nur von wenigen Arbeitnehmern genutzt werden Die Illusion Brückentag

Von Philipp Schöner 
und Robin Rüther

„Juhu! Verlängertes Wochenende!“ Brückentage wie der heutige Freitag gelten landläufig als willkommene Gelegenheit für einen Kurzurlaub. Doch Unternehmen und Einrichtungen planen die Urlaube ihrer Angestellten mittlerweile genau und ermöglichen es nur wenigen, den Brückentag zum langen Wochenende auszubauen.

 Foto: red

„Für uns ist das ein ganz normaler Arbeitstag“, erzählt Thomas Hauenstein, Personalleiter der Bayreuther Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (BEW). Vor allem im Dienstleistungsbereich ist dieser Freitag nur eines: ein regulärer Werktag. Statt erhoffter Freizeit steht an diesem Tag eher noch mehr Arbeit als sonst auf dem Plan. „Manche Einrichtungen werden sogar an diesen Tagen einen höheren Andrang haben, da werden sicher keine Ausfälle geduldet“, fährt Hauenstein fort.

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Die BEW steht mit dieser Aussage nicht alleine da. Unternehmen müssen einsatzbereit bleiben, da fällt es schwer, mehr Mitarbeitern als sonst einen freien Tag zu erlauben. Dass heute ein weitgehend normaler Arbeitstag ist, scheint nur logisch: Supermärkte müssen weiterhin verkaufen, Busse, Bahnen und Taxis müssen rollen, und natürlich will auch am Brückentag niemand auf Strom und Wasser verzichten. Tolerante Arbeitgeber gestatten es, an diesem Tag freizunehmen, wenn ein geeigneter Vertreter bereitsteht.

Verkürzte Arbeitszeiten

Führt es nicht zu Neid, wenn nun die einen ihren Urlaub genießen dürfen, während die anderen noch schuften müssen? „Uns macht das gar nichts aus. Wir machen das gerne für die Touristen, die nach Bayreuth kommen“, meint Nathalie Zimmermann, Leiterin der Tourist-Information Bayreuth. Die Angestellten arbeiten nicht nur am Brückentag, auch am gestrigen Feiertag hatten sie Dienst, und am Wochenende warten sie ebenfalls auf Kundschaft. „Das ist in dieser Branche halt so“, betont sie, Restaurants und Hotels hätten ja schließlich auch geöffnet. Außerdem werde die Sonderschicht durch freie Tage unter der Woche wieder ausgeglichen.

Eine höhere Arbeitsbelastung ist durch den Ausfall einiger Kollegen für städtische Angestellte nicht festzustellen. Zumindest, wenn man den Worten von Joachim Oppold, dem Pressesprecher der Stadt, Glauben schenken darf. „Freitag haben die Dienststellen sowieso verkürzte Arbeitszeiten“, weiß Oppold, da sei das nicht so schlimm. Und in höher frequentierten Behörden, wie etwa der Passstelle, werden nur so viele Urlaubsanträge auf einmal abgesegnet, dass die Arbeit nicht darunter leidet.

Auch für Einrichtungen wie den Treffpunkt für Alleinerziehende in Bayreuth ist der Brückentag ein gewöhnlicher Arbeitstag. Sollten die Mitarbeiter doch einmal einen Brückentag ausnutzen wollen und deshalb schließen, würden die Betroffenen frühzeitig informiert. „Für Alleinerziehende gibt es bei guter Organisation keine Probleme“, erklärt die Sozialpädagogin Ute Semmelmann. So können die Erziehenden rechtzeitig einplanen, wann sie selbst freinehmen müssen.

Doch auch die Einrichtungen müssen eine gute Planung besitzen. Semmelmann erklärt, dass viele Kinderstätten auch Notfalldienste anbieten und meistens auch an Brückentagen geöffnet haben. Letztlich müsse man auf die Familien Rücksicht nehmen, daher hat auch der Treffpunkt für Alleinerziehende heute geöffnet.