„Immer wieder fragen mich Ukrainer, was eigentlich in Deutschland los sei. Sie können nicht verstehen, dass   der Bundeskanzler so zögerlich ist. Auch die Querelen um diese Diskussion, ob  er jetzt in die Ukraine kommt oder wann, stieß hier  auf Kopfschütteln.  Hierzulande staune ich derweil immer wieder  über die fortschrittliche Technik. Wie alle Menschen hier habe ich eine App auf dem Handy. Da kann ich mithilfe roter Punkte immer sehen, wo es Luftangriffe gibt. Und wenn in unserer Nähe etwas passiert oder droht, bekommen wir SMS-Nachrichten von den Behörden, manchmal vom Geheimdienst. Ich finde das sehr eindrucksvoll und es beruhigt die  Leute. Sie merken, hier funktioniert etwas. 
Ich versuche mich bei möglichst vielen  Quellen über die Lage zu informieren. Im Internet kursieren viele  Videos. Vor einer Stunde erst habe ich eines erhalten, auf dem Ukrainer zu sehen sind, die im Osten des Landes  tote russische Soldaten  durchsuchen. Einer von denen soll wohl in Butscha dabei gewesen sein. Wie auch immer: Ich denke mir dann immer:  Ihr Russen könntet jetzt in Eurer Heimat sitzen und in Ruhe Tee trinken. Was tut ihr nur hier?
In den deutschen Medien geht es gerade sehr um die Getreidelieferungen, die Putin blockiert oder nach Russland bringt. Leider ist nicht nur Russland das Problem. Die Ukraine könnte der Welt schon jetzt deutlich mehr Getreide liefern. 
Der Direktor der Staatsbank hat jetzt im Fernsehen erklärt, dass die Güterwaggons nur zu 30 Prozent ausgelastet sind. An  der ungarischen Grenze stehen sie zum Beispiel 25 Tage lang. 25  Tage, das muss man sich vorstellen! In dieser Zeit könnten  viele Bedürftige in Afrika oder irgendwo sonst auf der Welt beliefert werden.  Das muss doch zu ändern sein!
Die Silos in der Landwirtschaft sind im ganzen Land voll. Ende Juni ist Hochsaison. Dann erreicht die erste Ernte ihren Höhepunkt. Ich selbst habe in den Läden erstmals seit langer Zeit meine geliebte Margarine bekommen. Nach zwei Monaten stand sie plötzlich wieder in den Regalen.  Sie kam aus dem Westen der Ukraine. Auch das ist ein kleines, aber ein gutes Zeichen.