Das alte Podium wird abgerissen Hier spielte die Musik

Florian Zinnecker
 Foto: red

Ende einer Legende: Das alte Podium in der Mainstraße gehört zu den Kneipen, die Bayreuth heute fehlen. Hier stand ein Klavier, hier wurden Karrieren begonnen, hier fand die Bayreuther Szene statt. 17 Jahre nach dem Auszug der Kneipe wird das windschiefe Häuschen nun abgerissen.

 
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Wäre die Gaststätte Frühhaber in der Mainstraße gleich nach ihrer Schließung 1989 abgerissen worden, wie es geplant war, dann wäre es nichts geworden. Hätte Georg Fößel nach dem zweiten Staatsexamen eine Stelle als Sport- oder Erdkundelehrer bekommen, dann wäre es auch nichts geworden. Und wenn Fößel das Wirtshaus hinter der Rotmainhalle hätte pachten können, was er gern getan hätte – dann wäre das Podium sehr wahrscheinlich etwas ganz anderes geworden.

Aber aus all dem wurde nichts. Und nur deshalb eröffnete Fößel am 3. Juni 1989 in der Mainstraße eine Kneipe, über die heute jeder Bayreuther mindestens eine Geschichte zu erzählen hat, wenigstens dann, wenn er einmal drin war. „Es müsste aber jeder Bayreuther einmal da gewesen sein“, sagt Fößel und lacht. Am Eröffnungsabend spielte eine Dixie-Band.

Nur für fünf Jahre

Dass es das Podium an dieser Stelle überhaupt geben konnte, lag an einer Ausnahmegenehmigung, befristet auf fünf Jahre. Das Haus galt offiziell als baufällig, die Brauerei, der das Haus gehörte, musste vor der Eröffnung einen Stahlträger einziehen. Nach fünf Jahren lief die Ausnahmegenehmigung aus.

Diese fünf Jahre waren eine gute Zeit für Musik in Bayreuth, und diese gute Zeit begann immer so gegen sechs. „Wir taten uns relativ leicht“, sagt Fößel, „es gab in Bayreuth ja nichts Vergleichbares.“ Um 1 Uhr war Sperrstunde, Verlängerungen mussten vorher im Rathaus beantragt werden und kosteten 30 Mark. Sehr oft bedeutete „Sperrstunde“ aber auch nur, dass dann eben die Tür zugesperrt wurde.

Einen Ruhetag gab es nicht. Auch nicht für Fößel, der, wie frühere Stammgäste sagen, ein Wirt war, der auch als Wirt in Erscheinung trat. „Ich habe versucht, zwei Abende pro Woche freizunehmen – aber einkaufen und vorkochen musste ich natürlich trotzdem.“

Dieselben Stammgäste sagen, das Podium gehöre zu jenen Kneipen, die Bayreuth heute fehlen. Hier stand ein Klavier, und es war sehr oft jemand da, der auf ihm spielte. Hier fanden, immer dienstags, Jam-Sessions statt. Wer ein Instrument dabeihatte, durfte spielen, wenn ein Jazzer keine Lust auf Rock hatte, ging er eben kurz raus.


Den kompletten Nachruf auf das alte Podium lesen Sie in der Mittwochsausgabe (31. Oktober) des Kuriers.

Foto: Harbach