CSU-Politiker holt erneut Bundestagsdirektmandat – Anette Kramme (SPD) bei 25,64 Prozent Hartmut Koschyk ist der strahlende Sieger

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

Die Bundestagswahl im Wahlkreis Bayreuth hat einen strahlenden Sieger: Hartmut Koschyk errang am Sonntag das Direktmandat für die CSU – mit mehr als doppelt so vielen Stimmen als die Bundestagsabgeordnete und Direktkandidatin der SPD, Anette Kramme. Koschyk erhielt 63.933 Erststimmen, Kramme 29.345 – doch auch sie ist mit ihrem Abschneiden durchaus zufrieden.

 
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Der Sieger

Einen solch großen Rückhalt hat Koschyk zum letzten Mal bei der Bundestagswahl vor acht Jahren erfahren. Damals fuhr er 56,07 Prozent der Erststimmen ein. Am Sonntag lag der auf ihn entfallene Stimmenanteil mit 55,85 Prozent nur unwesentlich niedriger. Was auffällt: Im Landkreis Bayreuth punktete Koschyk noch stärker als in der Stadt. In den Gemeinden draußen stimmten mit 58,84 der Wähler fast zehn Prozent mehr für ihn als in Bayreuth (49,21 Prozent). Und: Nach wie vor zieht die Person Koschyk mehr Stimmen an als seine Partei. Die CSU kam am Sonntag auf 49,52 Prozent der Zweitstimmen, Koschyk liegt drüber. Bei den Zweitstimmen für die Partei weist der Trend für die Christsozialen im Wahlkreis Bayreuth wieder nach oben: Vor vier Jahren gaben 43,96 Prozent der Wähler ihre Parteistimme der CSU.

Auf ein solch gutes persönliches Ergebnis habe er nicht zu hoffen gewagt, sagte Koschyk. „Ich verstehe das als großen Vertrauensbeweis der Wähler. Und ich verspreche Ihnen: Ich werde weiter kämpfen.“ Koschyk gehört seit 1990 dem Bundestag an, 1994 errang er zum ersten Mal das Direktmandat für den Wahlkreis Bayreuth. Seit 2009 ist er als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.

Die glückliche Zweite

Sie ist mit deutlichem Abstand Zweite – geschlagen fühlt sich Anette Kramme aber keineswegs. Mit 25,64 Prozent der Erststimmen schneidet die SPD-Politikerin deutlich besser ab als bei der Bundestagswahl 2009. Damals bekam sie 20,69 Prozent. „Das ist großartig“, jubelte Kramme, den Wiedereinzug in den Bundestag hat sie über die Landesliste der Bayern-SPD sicher. Sie steht auf Rang Zwei der Liste.

Auch bei den Zweitstimmen hat die SPD hinzugewonnen. 2009 erreichte die Partei im Wahlkreis Bayreuth 18,93 Prozent, diesmal wählten 23,23 Prozent die SPD. Alles gut also bei den Sozialdemokraten? Nein, das Bundesergebnis ärgert Kramme. „Es war ein Wahlkampf mit Pleiten, Pech und Pannen. Das kann einen natürlich nicht zufriedenstellen.“

Der Zornige

Bei der FDP war das Zittern vor der Wahl am größten. Und am Ende auch die Enttäuschung. Hermann Hiery, der als Direktkandidat der Liberalen antrat, ging nach dem Bundestags-Aus mit seiner Partei hart ins Gericht. „Wir müssen diese klare Niederlage anerkennen“, sagte Hiery. „Und wir müssen auch nicht lange nach den Ursachen forschen.“ Wer vor der Bundestagswahl 2009 Steuerversprechen gemacht und nichts davon gehalten habe, brauche sich über eine Quittung des Wählers nicht zu wundern. „Ich hatte gehofft, wir hätten diese Quittung schon bei der Landtagswahl in Bayern bekommen. Aber das war ganz offensichtlich nicht der Fall.“ An „Haupt und Gliedern“ müsse sich die FDP nun reformieren, „sonst gehen wir noch schlimmeren Zeiten entgegen“.

Hiery selbst holte mit 2,74 Pozent deutlich weniger Erststimmen als der FDP-Kandidat des Jahres 2009 Philipp Irmscher (8,56 Prozent). Die Zweitstimmenkampagne, die die FDP in den letzten Tagen vor der Wahl gestartet hatte, rettete die Liberalen nicht – nicht im Bund und nicht im Wahlkreis Bayreuth. Für die FDP als Partei entschieden sich am Sonntag 4,82 Prozent der Wähler, 2009 waren es im Wahlkreis noch 13,82 Prozent. Ein Verlust also wie im Bund.

Die Stille

Leise Töne schlug die Direktkandidatin der Grünen, Sabine Steininger, am Sonntag nach Bekanntwerden der Ergebnisse an. „Was wir in Bayreuth sehen, spiegelt den Bundestrend wieder.“ Tatsächlich rangieren die Grünen vor Ort sogar noch ein wenig drunter: 6,28 Prozent Erststimmen für Steininger, 6,79 Prozent Zweitstimmen für die Partei. Nach dem schlechten Ergebnis bei der Bezirkstags- und Landtagswahl vor einer Woche überrasche sie das nicht. „Oberfranken ist für die Grünen ein schwieriges Pflaster“, so Steininger. Was schief gelaufen ist? „Wir müssen künftig stärker betonen, dass unsere Kernkompetenzen nicht nur bei den Themen Energie und Umwelt liegen“, so die Kandidatin. Konkrete Fehler könne sie so kurz nach der Wahl nicht erkennen. Vor vier Jahren hatte der damalige Erststimmen-Kandidat Gert Lowack 11,33 Prozent geholt, die Grünen brachten es auf 9,40 Prozent der Zweitstimmen.

Der Indifferente

Nicht zufrieden, aber doch irgendwie auch nicht unzufrieden – Linke-Kandidat Tilman Schiel machte den ganz feinen Unterschied. Er wäre persönlich und mit der Partei im Wahlkreis Bayreuth gerne über die Fünf-Prozent-Hürde gesprungen – „als guten Auftakt für die nächste Kommunalwahl“. In beiden Fällen blieb Schiel drunter, bei den Erststimmen landete er bei 2,84 Prozent, von den Zweitstimmen entfielen 3,30 Prozent auf die Linken. Mit dem, was die Linke im Bund mit 8,7 Prozent geholt hat, könne er aber ganz gut leben. Die Verluste sind seiner Meinung nach auf einen Sondereffekt zurückzuführen: Vor vier Jahren seien viele SPD-Wähler, verschreckt von der Großen Koalition, zu den Linken abgewandert. „Das dreht sich jetzt zurück.“

Alternative für Deutschland

Reicht es, oder reicht es doch um ein Zehntel nicht? Tobias Peterka, Direktkandidat der Alternative für Deutschland (AfD), schwankte am Sonntag zwischen Hoffen und Bangen. Dass die AfD im Wahlkreis Bayreuth mit 3,84 Prozent um einen Prozentpunkt hinter dem Bundesschnitt zurückblieb, sein persönliches Erststimmenergebnis (3,12 Prozent) gar noch mehr, machte Peterka am Erfolg der CSU fest. Noch seien die konservativen Wähler zu stark dort verortet. Dass sich dies ändern kann, zeige der Fall der FDP. „Die hat keine Stammwähler mehr“, so Peterka. „Das ist eine Klientel, das wir für die Zukunft an uns binden können.“

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