Crashtest auf Parkplatz Polizei bittet Brummifahrer zum Simulator

Markus Roider

BAYREUTH. Polizisten lassen Brummifahrer Unfälle bauen. Und ziehen sie extra dafür von der Autobahn runter. Überschlag, Frontal-Crash und Auffahr-Unfall. Aber alles nur in einem Simulator. Und alles nur, um richtigen Unfällen vorzubeugen.

 
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Schon seit Montag stehen am Parkplatz Sophienberg auf der A 9 drei Simulatoren. Aufgebaut haben sie die Verkehrspolizeiinspektion Bayreuth mit der Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr. Immer wieder leiten Polizeibeamte Lkw von der Autobahn ab und steckten sie in die Simulatoren. Um sie zu sensibilisieren. Am Ende sind viele verblüfft – und geloben Besserung.„Es ist nicht unser vorrangiges Ziel, zu bestrafen. Es geht mehr ums Ansprechen und um die Prävention“, sagt Polizeihauptkommissar Andreas Heringklee von der Verkehrspolizeiinspektion Bayreuth. Verstöße werden zwar geahndet, aber man wolle „nicht nur kassieren, sondern vor allem sensibilisieren“.

Laut Heringklee würden fast alle Fahrer bei den Simulationen mitmachen. So gerät bald gerät Thomas Ladinig (33), Lkw-Fahrer aus Österreich, ins Visier der Beamten – er war nicht angeschnallt. Tatsächlich muss er nichts bezahlen. Aber er steigt bereitwillig in den sogenannten Überschlagssimulator. Das ist ein Lkw-Fahrerhaus, das sich um 360 Grad dreht, wie wenn ein Lkw sich überschlägt. Drinnen fliegen die Kuscheltiere wild umher, extra plaziert natürlich. Nur ein Gurt hält den Fahrer fest. Der presst sich tief in den Oberkörper, wenn der Fahrer plötzlich kopfüber im Führerhaus hängt. Ladinig steigt aus, steht wacklig auf den Beinen, sehr wacklig. „Das sind brutale Kräfte, ich bin wirklich geschockt“, sagt er. Er habe oftmals seinen Laptop ohne Sicherung im Führerhaus liegen. „Der bricht einem bei so einem Unfall bestimmt das Genick.“ Jetzt ist er sich sicher: „Ohne Gurt hätte man das nicht überlebt.“ Ob er sich in Zukunft anschnallen wird? „Ja, ganz bestimmt!“

„Es geht um den Lerneffekt“, sagt Polizeihauptkommissar Heringklee im Gespräch mit dem Kurier. 18 bis 20 Beamte seien seit Montag hierfür im Einsatz, daneben Mitarbeiter der BG-Verkehr, die an den Simulatoren mit den Teilnehmern Gespräche führen und alles erklären. Neben dem Überschlagssimulator gibt es auch noch eine Aufprall- und eine Abstandssimulation.

„Die meisten“, sagt Klaus Kuhn von der BG-Verkehr, „schätzen die Geschwindigkeit beim Aufprallsimulator, einer fahrzeugähnlichen Konstruktion, viel höher ein.“ Dabei seien es gerade einmal zehn Kilometer pro Stunde, die einen am Ende heftig nach vorne schleudern lassen. Nur der Gurt schützt auch bei diesem Versuch den Körper. „Viele Kraftfahrer wollen sich einfach nicht anschnallen. Doch schon der Airbag kann einen ohne Gurt umbringen, da der mit mehreren hundert Stundenkilometern nach vorne schießt.

Immer wieder führen Polizeibeamte Kraftfahrer an die Stationen, der Parkplatz Sophienberg steht fast durchgängig voller Lkw. Es gibt sogar Kaffee, um sich aufzuwärmen. Auch Stefan Ripiater (58) wurde während seiner Durchfahrt von den Beamten auf den Parkplatz gelotst. Ob er angeschnallt war oder nicht, wollte er lieber für sich behalten. Er sei seit 34 Jahren Lkw-Fahrer, habe über vier Millionen Kilometer zurückgelegt und sei bisher unfallfrei. „Ich habe immer auf die Sicherheit geachtet.“

Ihn verfrachteten die Beamten in den Aufprall-Simulator. Der Fahrer sitzt auf einem Stuhl, nur angegurtet. Beim simulierten Aufprall schleudert der Stuhl mitsamt dem Fahrer nach vorne. Schmerzen in der Brust inklusive. Die Präventionsmaßnahmen hält Lkw-Fahrer Ripiater für sinnvoll. „Viele unterschätzen die Gefahren im Verkehr.“

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