Solche «Aussteigekarten» sollen auch auf Schiffen sowie im grenzüberschreitenden Zug- und Busverkehr ausgefüllt werden, sagten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin. Die Busbranche sagte ihre Mitwirkung zu. «Wir stehen dafür im engen Austausch mit dem Bundesverkehrsministerium und bringen die Einführung der Aussteigekarte voran», erklärte der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Die Deutsche Bahn will Daten dann erheben, wenn die Behörden in einem Zug einen Coronavirus-Verdacht haben. Dann werde der Bereich gesperrt und nach der Fahrt gereinigt und desinfiziert.
Seehofer kündigte an, Asylbewerber im Zuge der standardmäßigen Gesundheitsuntersuchungen auch auf das neue Coronavirus zu testen. Viele kämen über «vorbelastete» Länder wie Iran, Irak oder Afghanistan nach Deutschland.
An diesem Freitag will sich der Krisenstab mit dem Umgang mit Großveranstaltungen befassen. Auf dem Prüfstand steht etwa die ITB in Berlin, die weltgrößte Tourismusmesse (4. bis 8. März). Im Sport tobt eine Debatte über eine mögliche Absage der Olympischen Spiele in Tokio im Sommer. Generelle Einschränkungen bei Sportveranstaltungen wie Spielen der Fußball-Bundesliga hält die Bundesregierung noch nicht für nötig.
Behörden vieler Länder versuchen das Virus zum Teil mit drastischen Maßnahmen einzudämmen. Die Folgen, die ein Übergreifen von Sars-CoV-2 auf große Teile der Bevölkerung hätte, sind schwer abzuschätzen. Zudem gibt es anders als bei der Grippe weder einen Impfstoff noch speziell zugeschnittene Medikamente.
In Italien gibt es mit etwa 650 Infizierten und 17 Toten den größten Ausbruch Europas. Außenminister Luigi Di Maio warnte davor, die Gefahren zu übertreiben. Der Tourismus leide bereits erheblich unter der Angst vor Ansteckung.
Nach Warnungen der US-Gesundheitsbehörde CDC sagte Präsident Donald Trump, das Risiko für Amerikaner sei «sehr gering». Saudi-Arabien schloss aus Sorge vor einer Verbreitung seine Grenzen für Pilgerreisen von Ausländern in die Städte Mekka und Medina.
In Südkorea verschieben die Streitkräfte des asiatischen Landes und der USA ihr Frühjahrsmanöver auf unbestimmte Zeit. Die Gesundheitsbehörden des Landes meldeten am Donnerstag 505 neue Fälle. Japan will im Kampf gegen das neuartige Virus alle Schulen schließen. Die Maßnahme trete Montag in Kraft, sagte Premierminister Shinzo Abe.
In China, dem Ursprungsland des Virus, stieg die Zahl erfasster Infektionen auf rund 78.500, die Zahl der Toten lag in der offiziellen Statistik für Festlandchina bei 2744. Experten gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus.
Die meisten Infizierten haben nur leichte Erkältungssymptome wie Frösteln und Halsweh oder gar keine Symptome. Manche Infizierte erkranken aber schwer und entwickeln etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Das Virus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion etwa beim Sprechen und Husten. Regelmäßig gründliches Händewaschen gilt als der beste Schutz.
Die deutsche Industrie sieht das neuartige Coronavirus als «Stresstest» für die Wirtschaft. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang sagte: «Der Konjunktur drohen spürbare negative Effekte.»
Bei deutschen Supermärkten führt das Virus mittlerweile zu einer verstärkten Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln und Hygieneprodukten, wie Aldi-Süd und Lidl auf dpa-Anfrage mitteilten.
Die britische Wellcome-Stiftung rief internationale Finanzinstitutionen zur Bereitstellung von Milliarden für die Bekämpfung der Epidemie auf. Diese stelle eine «noch nie dagewesene, weltweite Herausforderung dar», erklärte Wellcome-Direktor Jeremy Farrar in einer Mitteilung. Die Situation könne ein Ausmaß annehmen, das vergleichbar sei mit der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008.
Farrar fordert eine sofortige Bereitstellung von 10 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 9,2 Milliarden Euro) durch die Weltbank, um die Eindämmung des Virus in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zu unterstützen. Begleitet werden solle dies von «erheblichen Investitionen in Diagnostik, Therapie und Impfstoffe».