Corona-Spaziergang durch Pottenstein Abendlicher Streifzug durch die Felsenstadt

Insgesamt 35 Personen trafen sich zu einem Spaziergang in Pottenstein, um über Corona und andere Themen zu sprechen. Foto: Klaus Trenz

„Von der Politik enttäuscht“

 
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Pottenstein – Es wird nicht der letzte sogenannte Corona-Spaziergang gewesen sein. Am Mittwochabend traf sich nun zum zweiten Mal eine Gruppe von Menschen zu einem abendlichen Abstecher durch die idyllische Felsenstadt.

Die Pottensteiner Bürger sind es ja eigentlich gewohnt. Wo sonst der Nachtwächter mit seiner Hellebarde und Laterne durch die dunklen Gassen führt, streifte nun eine Gruppe durch die Straßen, die zwar ebenfalls Wissenswertes erfahren wollte, jedoch nicht über den Beruf des Nachtwächters und die Geschichte der Stadt, sondern über Corona und alles, was man in den Medien angeblich sonst nicht erfährt.

Per Telegram-Nachrichtendienst verabredete man sich. Der Name des Chats: Kontrollgruppe. Ein Spaß, den sich die Spaziergänger gönnen.

„Wir wollen uns bei diesem Ausflug austauschen. Wir sind Gleichgesinnte. Quasi ein Verein ohne Verein“, erklärte ein Mann, der seinen Namen nicht preisgeben mochte, die Gruppe an „Spaziergängern“ aber offensichtlich durch die Gassen führte. „Wir schreien hier nicht Friede, Freiheit, keine Diktatur. Trotzdem werden wir von Treffen zu Treffen immer mehr“, ist sich der Gruppensprecher sicher, obwohl die Anzahl nicht unbedingt anstieg. In der vergangenen Woche habe es 36 Teilnehmer gegeben. Dieses Mal waren es 35 Personen, fünf Kinder und vier Hunde.

„Ich bin doch trotzdem ein Mensch“

Im Gespräch mit dem Mann erläuterte er seine Intention, weshalb er an den Corona-Spaziergängen festhält und auch, weshalb er weiterhin ungeimpft bleiben möchte. „Ich habe festgestellt, dass sich Freundschaften zerschlagen haben, weil man auf seinen Impfstatus reduziert wurde und nicht mehr auf das, was man ist. Ich bin doch trotzdem ein Mensch.“ Zudem sei man von der Politik enttäuscht, die das Land spalte.

Ein weiterer Grund, weshalb man sich treffe, sei der Austausch mit anderen Ungeimpften. „Denn auf uns kommt noch mehr zu. Davon bin ich überzeugt.“ Vor allem nach der Aussage des französischen Präsidenten Emmanuel Macron am Mittwoch, als dieser eine Debatte entfachte, indem er in einem Interview über Impfgegner schimpfte und erklärte, dass er diese vom Sozialleben ausschließen möchte. „Der hat doch glatt gesagt, das mache ich nur, um die Ungeimpften zu ärgern. Das geht doch nicht. Nur um Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie mit freiem Willen entscheiden sollten“, sagte er, während er die Gruppe durch die Hauptstraße führte. Es ginge ihm um die körperliche Unversehrtheit.

Ein Grund, weshalb er und andere sich nicht impfen lassen möchten, sei der Tatsache geschuldet, dass es keine Langzeitstudien gebe. Niemand könne wissen, welche Folgen die Impfung auf lange Sicht hat. „Da kommen ganz sicher Folgen auf die Geimpften zu. Hundert Prozent gibt es da Langzeitnebenwirkungen“, mahnte ein weiterer Pilger, der den Worten des Mannes fleißig lauschte.

Zwei Runden wurden absolviert. Vom Minigolfplatz ging es über die Hauptstraße, an der Bergrettungswache vorbei – in der das Licht noch brannte, da dort ein Corona-Testzentrum eingerichtet ist. Wieder beim Ursprungsort angekommen, stimmten die Ausflügler erst mal ein Lied ein. Zettel mit einem umgetexteten Lied „Sag mir wo die Blumen sind“ wurden herumgereicht. „Sag mir, wo die Vielfalt ist? Wo ist sie geblieben? And’re Meinung wird zensiert, ausgegrenzt und diffamiert“, sangen die Gleichgesinnten.

Die zweite Runde des abendlichen Spaziergangs führte die Gruppe über die Franz-Wittmann-Gasse zur Fischergasse und wieder zurück zum Minigolfplatz.

Am Ende zeigten sich alle Beteiligten zufrieden. So erklärte ein weiterer Wandergeselle, der angeblich auch in Waischenfeld dabei war, dass auch für die kommende Woche ein Spaziergang angedacht sei. Man zeige sich geduldig, doch: „Der Rücken der Deutschen ist viel zu geduldig. Aber wenn der Deutsche aufsteht, dann ist es gefährlich. Dann würde ich das Rennen anfangen.“

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