Das Bundesamt sieht darin auch einen Erfolg der Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit: So seien 1972 in Deutschland bei weitaus weniger zurückgelegten Kilometern noch fast 20.100 Menschen im Straßenverkehr tödlich verunglückt.
Weniger Verkehr bedeutet weniger Unfälle
Dass die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten und verletzten Menschen mit dem Auslaufen von Corona-Maßnahmen wieder steigen würde, sei absehbar gewesen, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforscher der Versicherer, der Deutschen Presse-Agentur. „Corona macht aus uns keine besseren Menschen.“ Er sehe angesichts des dennoch deutlichen Rückgangs im Vergleich zu 2019 mehrere Sondereffekte.
Zum einen könne in den Sommermonaten das 9-Euro-Ticket dafür gesorgt haben, dass nicht nur Autofahrer, sondern auch Radfahrer vermehrt in Bus und Bahn umgestiegen seien - und weniger Verkehrsaufkommen bedeute auch weniger Unfälle.
Zum anderen könnten spätestens zur Jahresmitte die angestiegenen Benzinpreise vor allem auf den Autobahnen dazu beigetragen haben, dass viele Autofahrer vermehrt den Fuß vom Gaspedal nahmen. Im Stadtverkehr sei das übrigens nicht deutlich geworden, sagte Brockmann.
Zunahme von Autos mit Assistenzsystem
Der Unfallforscher verwies zudem auf die Zunahme von Autos mit Assistenzsystem, die künftig noch weiter steigen könnte. „Diese Systeme wirken auch auf Abstand und Geschwindigkeit ein.“ Noch sei es zu früh zu sagen, ob auch der Trend zu Elektromotoren die Unfallzahlen senke. Hier gebe es noch nicht genügend Zahlen - bei einem höheren Anteil von Elektromobilität sei es aber in der Zukunft durchaus denkbar. Allerdings bleibe auch die Entwicklung im Radverkehr abzuwarten, denn hier habe der Trend zu Elektrorädern die Zahl schwerer Unfälle eher steigen lassen.
„Die beiden Corona-Jahre haben den Unfallzahlen vielleicht gut getan, leider ist der Straßenverkehr dadurch aber nicht plötzlich viel sicherer geworden“, sagte Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht, zu den Zahlen. „Besonders der sprunghafte Anstieg des Radverkehrs und der Fahrradunfälle hat gezeigt, dass auf dem Weg zur Vision Zero noch viel zu tun bleibt. Und auch wenn die Langzeitentwicklung eine leicht positive Tendenz zeigt, verlor in diesem Jahr trotzdem alle drei Stunden ein Mensch sein Leben im Straßenverkehr. Das kann niemanden zufriedenstellen.“