Club-Betreiber ist “berührt“ Neustart in der Fabrik

Manfred Scherer
Endlich wieder Musik, endlich wieder Tanzen: Die Gäste im Konfettiregen am Wiedereröffnungsabend in der Fabrik. Foto: Moritz Weiß

„Jetzt!“ – hieß das Motto in Bayreuths größtem Club am Samstagabend um 21 Uhr, es wurde ein „magic moment“, ein spezieller Moment: Der Discjockey legte ein Musik-Intro auf, Konfettis regneten, als Fabrik-Chef Ahmad Kordbacheh mit ein paar kurzen Worten eine lange Durststrecke beendete – für sich selbst und für Hunderte von Diskogästen. Seit dem 12. März 2020 war die Fabrik Corona bedingt geschlossen. Den Neustart fand Kordbacheh „sensationell“, und: „Die Gäste haben extrem gefeiert.“

 
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Bayreuth - Seit Ende März 2015 führt der 44-jährige Kordbacheh Bayreuths größte Disco. Er nennt die Fabrik das „Bayreuther Feierwohnzimmer.“ Tanzen und feiern steht hier im Mittelpunkt, Musik erleben, Bassschläge spüren, während bunte Lichter aus Scheinwerfern zucken.

Jedoch: Das dazu gehörende enge Zusammensein war lange nicht erlaubt. Alles, was Disco ausmacht, Körperkontakt, laut Mitsingen oder auch mal nur sich austoben zu den Beats – das symbolisierte alles, was nicht corona-konform war. Corona, das hieß und heißt: Kontaktbeschränkung, Abstand halten, Maske tragen.

Deshalb empfand Ahamd Kordbacheh die vergangenen 583 Tage als eine Art Berufsverbot: „Es hat mir alles gefehlt.“

Seit 1998 ist er in der Gastronomie tätig und im Club Fabrik hat er seine Berufung gefunden: „Gastgeber sein, das ist mein Traumberuf. Ich lebe das.“ Rund 44 Angestellte beschäftigt Kordbacheh üblicherweise in seinem Club – so gut wie alle musste er abmelden. Und auch den Gästen sei es ähnlich ergangen wie ihm persönlich: Ständig sei er gefragt worden, wann es endlich wieder losgehe. „Und jetzt am Samstag hat man gemerkt, dass die Leute ausgehungert sind.“

Als es vor Wochen hieß, Club und Diskotheken dürften unter Auflagen ab Oktober wieder öffnen, entschloss der Fabrik-Chef sich schnell, die Wiedereröffnung der Fabrik erst auf den 16. Oktober zu legen: „Wir wollten bewusst noch etwas warten, wie die Erfahrungen von Kollegen sind.“ Mit einer PR-Kampagne, die unter dem Motto „Bald!“ stand, führten Korbacheh und seine Mitarbeiter die Gäste zum „magischen“ Datum, zum „Jetzt!“

Für den Wiedereröffnungstag galt das 3 G+ Konzept, geimpfte, genesene oder PCR-getestete Gäste konnten sich nur digital registrieren. Eine verdoppelte Anzahl an Sicherheitsleute am Eingang kontrollierte und scannte. Am Samstag war bereits ab 21 Uhr Einlass – früher öffnete die Fabrik um 23 Uhr. Es bildete sich eine lange Schlange, der Clubbetreiber ist froh: „Die Gäste haben geduldig gewartet, was ich gesehen habe, waren alle in freundlicher Stimmung.“

Im Inneren der Fabrik erwartete die Feiernden eine in großen Teilen runderneuerte Fabrik: Ein neues Lichtkonzept, eine verbesserte Soundanlage, Umbauten an der Bar. Den Hygieneanforderungen der Pandemie begegnet die Fabrik mit mobilen Luftreinigern, einer Hochtemperatur-Spülmaschine, Urinalen und Waschbecken aus Edelstahl.

In der Feiernacht sah Kordbacheh „viele glückliche Gesichter. Das hat mich berührt.“ Die Gäste seien mit einem Lächeln gekommen und mit einem Lächeln gegangen. Punkt fünf Uhr morgens seien alle draußen gewesen.

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