„Die Soko II ist eingesetzt worden, nicht um den Ulvi zu überführen“, sagte Geier vor Gericht. Sondern, weil ein Jahr nach Peggys Verschwinden noch kein Ergebnis da gewesen sei. Und das nach 4149 Spuren. Aber die alle abzuarbeiten, sei „unmöglich“ gewesen für die sieben Ermittler der Soko II. Und dass ein Jahr verstrichen war, brachte zusätzliche Probleme. Die Zeugen erinnerten sich nicht mehr – oder wollten sich nicht mehr erinnern. Trotzdem habe es sehr viele „nachvollziehbare und klare Aussagen“ gegeben, sagte Geier. Allerdings habe es in Lichtenberg „Probleme mit den Anwohnern“ gegeben. Schon der Auftakt der Soko II steht unter einem schlechten Vorzeichen. Geiers Fazit:. „Unsere Ermittlungen wurden abgelehnt.“
Nach Durchsicht der Akten, die ihm die Beamten der Soko I hinterlassen hatte, macht Geier 13 Verdächtige aus. Bei allen habe er versucht, „bis ins kleinste“ nachzuforschen. Bei allen habe er ein „tragfähiges“ Motiv gesucht. Und bei allen habe er die Alibis überprüft. Übrig blieb: Der deutsch-türkische Gastwirtsohn Ulvi Kulac, damals 24 Jahre alt, übergewichtig, geistig minderbemittelt, untergebracht in der geschlossenen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Bayreuth nach sexuellen Missbrauch an Kindern. Ein Mann, der mit Druck und Tricks leicht zu einem Geständnis zu bringen gewesen war. Diesen Vorwurf von Ulvis Anwalt Euler wies Geier weit von sich.
Im Gegenteil. Es sei keine „harte Vernehmung“ vorgesehen gewesen, sagt Geier. „Ein lautes Wort, ein Schimpfwort an Ulvi, dann senkt er den Kopf und sagt gar nichts mehr.“ Die Ermittler wählten die sanfte Tour. „Der Einzige, der schrie, war der Anwalt“, sagte Geier und meinte Ulvis damaligen Anwalt Wolfgang Schwemmer.
Schwemmer war gar nicht mehr da, als Ulvi urplötzlich gestand. Geier selbst hatte Schwemmer nach draußen begleitet. Als Geier zurückkam, sitzen im Nebenraum des Vernehmungszimmers zwei Beamte der Soko II. Drinnen stecken ein Polizist aus Lichtenberg und Ulvi „die Köpfe zusammen“. Sofort rennt Geier dem Anwalt hinterher, der aber schon weg war. Er versucht oft, ihn anzurufen. In der Zwischenzeit schrieb der Soko II-Beamte Rainer Gröger (51) das Geständnis des Ulvi mit. Gröger bestätigte das in seiner Aussage. Ein Tonbandgerät sei längst abgebaut gewesen, deswegen habe er „mitskizziert“.
Auf dieses „Spontangeständnis“, sagt Geier, „waren wir nicht vorbereitet.“ Auf die Frage, ob es außer dem Geständnis von Ulvi weitere Sachbeweise dafür gibt, dass Ulvi der Mörder sei, antwortet Geier: „Nein.“
Genau das stand 2003 schon fest.