Charles und Diana präsentieren sich der Öffentlichkeit schon nach zwei Wochen wie alte Hasen Besucheransturm im Wildpark Mehlmeisel lässt Luchse kalt

Von Sarah Bernhard

Seit zwei Wochen ist der Wildpark Mehlmeisel geöffnet, an den Ostertagen besuchten täglich über 1000 Besucher Rehbock Franzl, Wildsau Resl und die Luchse Charles und Diana. Die Tiere lassen sich davon nicht stören – ganz im Gegenteil.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kies knirscht unter Kinderwagen-Rädern, ein Junge weint, mehr als 100 Stimmen murmeln vor sich hin und über allem schwebt, elektronisch verstärkt, die Stimme von Ronald Ledermüller. Die Führung durch den Wildpark Mehlmeisel ist vor allem eines: laut. Ohren wie ein Luchs möchte man da lieber nicht haben. Doch die Tiere auf der anderen Seite des Zauns lassen sich vom Lärm nicht beeindrucken: Auerhahn Max ist balzen immer noch wichtiger als alles andere und auch Wildsau Traudl trabt mit ihren Frischlingen völlig entspannt durch den Wald und den Brötchen entgegen.

Nach der Werbung weiterlesen

„Die Tiere könnten sich verstecken, den Platz hätten sie“, sagt Park-Planer Ledermüller. Aber sie tun es nicht. Entweder, sie ignorieren die Menschen einfach – oder sie werfen sich für sie in Pose. So wie das Luchs-Pärchen Charles und Diana. Parallel zum Besucher-Pulk, der sich draußen am Gehege entlangschiebt, läuft Diana drinnen entlang. Erhobenen Hauptes, den Blick auf die Besucher gerichtet.

Das liegt allerdings nicht am Geltungsdrang der beiden Luchse. Sondern an Micky, dem schwarzen Mischling der Familie Reindl aus Tirschenreuth. „Luchse mögen bunte Kleidung. Und kleine Hunde“, sagt Ledermüller. „Macht nichts, sie sind ja hinter Glas“, sagt Nicole Reindl. Sie hat sich vom Pulk zu einer riesigen Glasscheibe treiben lassen. Hund Micky sitzt davor, Luchs Charles dahinter. Scheinangriff, kläffen, dann beschließen beide, dass sie zu gut für den jeweils anderen sind und schauen gelangweilt weg.

Währenddessen liegt Diana an ihrem neuen Lieblingsplatz unter einem Busch schräg hinter der Scheibe und beobachtet weiter die Besucher. „Die sind einfach neugierig“, sagt Ledermüller. Denn Büsche, unter denen sie liegen könnte, gäbe es im Luchsgehege genug.

Während das Gebaren hinter der Glasscheibe rein freiwillig ist, ist die Fütterungsshow antrainiert, bei der Charles bis zu drei Meter hoch springt und Diana einen Baum erklimmt. „Die beiden kommen aus kleineren Gehegen, die sind vorher noch nie auf einen Baum geklettert“, sagt Ledermüller. Jeden Tag habe ein Tiertrainier seit ihrer Ankunft vor drei Monaten mit den beiden geübt, Stück für Stück. Denn während hinaufklettern gerade noch machbar ist, ist rückwärts einen Baum hinunterklettern auch für Luchse schwierig. „Das ist wie bei einem Leistungssportler, man muss langsam steigern.“

Unnatürlich sei daran gar nichts: „Auf Wildtiere kann man keinen Zwang ausüben. Entweder sie machen, was man will – oder nicht“, sagt Ledermüller. Er denkt darüber nach, eine Seilbahn zu bauen, an der das Futter durchs Gehege gezogen werden kann. Dann könnten Charles und Diana nicht nur springen und klettern, sondern auch richtig jagen. „Wir müssen uns aber noch überlegen, wie wir das am besten machen.“ Denn das sei das Schöne am Wildpark: „Wir können immer noch mehr machen. Wir sind nie fertig.“