Busse bei 100 Prozent Bayreuther Stadtwerke zahlen für Sicherheit drauf

An der Zentralen Omnibus-Haltestelle werden ab Montag wieder mehr Busse andocken. Die Stadtwerke weiten den Fahrplan aus. Foto: Eric Waha/

Es klingt paradox: Die Stadtwerke weiten den Fahrplan wieder aus ab dem kommenden Montag, wissen aber bereits, dass die Kosten dadurch weiter steigen – bei sinkenden Einnahmen. Es sei ein wichtiger Beitrag zum Infektionsschutz, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. Der gleichzeitig mehr staatliche Unterstützung fordert.

 
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Bayreuth - Wegen des Lockdowns haben die Stadtwerke Bayreuth zum 21. Dezember auf einen erweiterten Samstagsfahrplan umgestellt, teilt Stadtwerke-Sprecher Jan Koch am Freitag mit. Aber: Weil die Fahrgastzahlen mit dem Ende der Weihnachtsferien wieder angestiegen sind, bauen die Stadtwerke das Fahrplanangebot nun deutlich aus: Ab Montag gelte wieder der reguläre Fahrplan ohne die Fahrten im Schülerverkehr, die am Kürzel ‚V01‘ im Fahrplan erkennbar seien.

Campus-Express entfällt

Lediglich das Angebot auf wenigen Linien bleibt eingeschränkt: Da es an der Universität keine Präsenzveranstaltungen gibt, entfallen laut Koch die Linien 306 Campus Express und 316 Hauptbahnhof-Campus. Im Spätverkehr entfallen wegen der Ausgangssperre nach wie vor einige Fahrten: Die letzten Busse der Linien 322, 323, 324, 325 und 326 verlassen die Zentrale Omnibushaltestelle (ZOH) von Montag bis Sonntag um 22:45 Uhr. Die letzte Fahrt der Linie 321 verlässt um 22:15 Uhr die ZOH. Die letzte Abfahrt ab der ZOH des Anruf-Linien-Taxis auf den Linien 303, 307, 310 und 312 findet montags bis sonntags um 22:15 Uhr statt.

Gute Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt

„Wir sind fest davon überzeugt, dass wir eine gute Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt treffen“, wird Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer in der Mitteilung zitiert. „Mehr Busse heißt in Zeiten von Corona auch mehr Abstand für unsere Fahrgäste und Fahrer. Neben der FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr ist das ein wichtiger Baustein, alle bestmöglich schützen zu können.“ Wie bereits im Frühjahr würden die Stadtwerke allerdings damit in Vorleistung gehen, betont Bayer. „Seinerzeit waren wir schon im April fast wieder bei 100 Prozent, obwohl wir deutlich weniger Fahrgäste als vor Corona hatten. Schon damals war es ein wirtschaftliches Wagnis, weil es völlig unklar war, ob wir eine staatliche Unterstützung bekommen würden.“

Ruf nach zweitem Rettungsschirm

Die sei zwar in Form des ÖPNV-Rettungsschirmes gekommen, es habe aber „zwei Wermutstropfen“ gegeben: Zehn Prozent der Umsatzeinbußen „müssen Verkehrsbetriebe wie die Stadtwerke Bayreuth selbst berappen“, heißt es weiter. Und: Der Rettungsschirm endete im vergangenen Jahr. „Bereits zum zweiten Mal gehen wir zum Schutz unserer Fahrgäste und Fahrer ins Risiko, weil uns durch die geringeren Fahrgastzahlen Einnahmen fehlen“, sagt Bayer. „Ich fordere deshalb sowohl den Bund als auch den Freistaat Bayern auf: Lassen Sie uns nicht im Regen stehen und spannen Sie den ÖPNV-Rettungsschirm auch im Jahr 2021 auf.“ Wie wichtig die staatliche Hilfe für die Stadtwerke Bayreuth seien, zeige ein Blick auf das Gesamtunternehmen: „Auch ohne die Pandemie ist unser Stadtbusverkehr defizitär: Rund drei Millionen Euro müssen wir im Konzern jedes Jahr ausgleichen. Hinzu kommt die Situation, dass wir mit unseren Bädern seit Monaten keinerlei Umsatz machen. Dass es eine Belastung für unser Gesamtunternehmen ist, wenn das Defizit steigt und die Einnahmen aus den anderen Geschäftsfeldern sinken, liegt auf der Hand.“

Einbruch auf bis zu 20 Prozent der Fahrgastzahlen

Auf Nachfrage des Kuriers konkretisiert Koch die Zahlen: Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 seien die Fahrgastzahlen in den Bussen „über Nacht auf 20 Prozent eingebrochen, im Sommer hatten wir 60 bis 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus“. Natürlich seien die Stadtwerke gegenüber privaten „Unternehmen noch privilegiert, weil wir ja nicht nur den Verkehrs-Bereich haben“ – sondern die Möglichkeit bestehe, Quersubventionen zu machen. Aber: Auch in den anderen Bereichen steigen die Defizite an, gerade bei den Bädern und der Therme. „Da haben wir Zusatzverluste“, sagt Koch. „Deshalb sind wir froh, dass es den Rettungsschirm gab. aber sagen auch: das ist unvollständig.“ Politisch müsse nachgesteuert werden, „weil man sich ja in einer gefährlichen Situation befindet, auf die man reagieren muss“.

Verlust im Jahr 2019

Wie Koch weiter sagt, hätten die Stadtwerke das Jahr 2019 bei einem Umsatz von 137 Millionen Euro mit einem Defizit von 470 000 Euro abgeschlossen. „Über Energie und Wasser hatten wir neun Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet, das Defizit bei Verkehr, Bädern und Parkbetrieben lag bei rund 7,8 Millionen Euro, dazu kommt eine Abführung an unseren Mitgesellschafter Bayernwerk von 1,5 Millionen Euro.“ Die Zahlen für 2020 habe man noch nicht abschließend.

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