Bundesregierung legt erstmals Zahlen offen – 90 Prozent aller Flugobjekte in der Region 140 US-Drohnen in der Oberpfalz

Von Thorsten Gütling
Vorbei sind die Zeiten der Drohne des Typs Hunter auf dem US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Pläne der US-Armee, dieses unbemannte Fluggerät zwischen Hohenfels und Grafenwöhr verkehren zu lassen, sind gescheitert. Seitdem halten jede Menge anderer Drohnen in der Oberpfalz Einzug. Insgesamt 140 Stück. Foto: U.S. Army Foto: red

Auf dem Truppenübungsplatz der US-Armee in Grafenwöhr sind 128 Drohnen stationiert. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor. Es ist das erste Mal, dass diese Zahlen veröffentlicht werden.

 
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Demnach handelt es sich um 120 Drohnen des Typs Raven und acht Drohnen des Typs Shadow. Beide Typen fliegen nach Kenntnis der Regierung ausschließlich unbewaffnet. Während es sich bei Raven um eine etwa zehn Kilo schwere Drohne handelt, die zum Start wie ein Papierflugzeug in die Luft geworfen werden kann, handelt es sich bei Shadow um schweres Gerät. Die Spannweite des unbemannten und zur Aufklärung bestimmten Flugobjekts beträgt 4,30 Meter, die Länge 3,4 Meter. Shadow ist bis zu 170 Kilo schwer und kann 200 Stundenkilometer schnell fliegen.

Weitere Drohnen sollen folgen

Zu den acht bereits vorhandenen Geräten plane die US-Armee die Anschaffung weiterer vier. Für Experten wenig überraschend. Schließlich hat der als Drohnenexperte bekannte Colonel Mark Colbrook seit zweieinhalb Jahren in Grafenwöhr das Kommando über die rund 10.000 Soldaten. Vor seiner Zeit in Grafenwöhr war Colbrook Leiter der Abteilung „Unbemannte Flugsysteme“ bei den US-Streitkräften.

Hunters Zeit ist vorbei

Nicht mehr in Grafenwöhr stationiert sind die Drohnen des Typs Hunter. Franz Zeilmann, der Pressesprecher der US-Armee in Bayern, sagt auf Nachfrage: Drohnen des Typs Hunter seien aus ganz Deutschland abgezogen worden. Die Drohne habe hier vor allem als Transportmittel von einem Truppenübungsplatz zum nächsten dienen sollen. Die Bundesregierung hatte entsprechende Flugkorridore für Drohnen aber nicht genehmigt. Die Genehmigung war daran gescheitert, dass der Hersteller Northrop-Grumman die technischen Daten der Drohnen nicht herausrücken wollte.

Auch im Kreistag des Landkreises Neustadt an der Waldnaab stießen die geplanten Transferflüge zum 70 Kilometer entfernten Truppenübungsplatz Hohenfels auf Kritik. Bürger fürchteten, dass ihre Grundstücke beim Überfliegen gefilmt würden, zudem hatte man Angst vor Unfällen.

Drohne stürzt ab

Tatsächlich stürzte im Jahr 2014 in Hohenfels (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) eine Drohne ab. Aus der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Linken geht hervor, dass Informationen über die Absturzursache auch mehr als zwei Jahre später noch immer nicht vorliegen. Andrej Hunko, der für die Linkspartei im Bundestag sitzt und die Anfrage gestellt hat, sagt deshalb: „So kann nicht in Erfahrung gebracht werden, ob die Drohne, wie vorgeschrieben, auf Sicht geflogen wurde.“ Hunko vermutet, dass die in Grafenwöhr stationierten Drohnen direkt aus den USA gesteuert werden. Nach Kenntnis der Bundesregierung sei dem nicht so, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Irrflug sorgt für Ärger

Ebenfalls im Jahr 2014 sorgte der Irrflug einer Drohne bei Vilseck (Landkreis Amberg/Sulzbach) für Aufregung. Eine Drohne des Typs Hunter schwebte etwa zwei Stunden lang in geringer Höhe über dem Ort. Anwohner erklärten, die Drohne habe sich wie ein Rasenmäher angehört. Auf Nachfrage erklärte die US-Armee damals, bei einer Übung habe ein Kommandant eine falsche Route gewählt. Pressesprecher Zeilmann versichert, dass Drohnenflüge seitdem nur innerhalb der einzelnen Truppenübungsplätze stattgefunden hätten.

Schlechte Informationspolitik

Die Linke kritisiert die Bundesregierung nach deren Antwort auf die Anfrage. Unter anderem, weil sich die Zahl amerikanischer Drohnen in Deutschland seit 2014 verdoppelt habe, sagt der Bundestagsabgeordnete Hunko. Wie die Bundesregierung mitteilt, sind derzeit 155 US-Drohnen in Deutschland stationiert. Die allermeisten davon, nämlich 128, in Grafenwöhr. Zwölf weitere in Hohenfels, nochmal zwölf in Spangdahlem und drei in Ramstein (beides Rheinland-Pfalz).

Dass die US-Armee in der Oberpfalz seit dem Jahr 2004 Trainingsflüge mit Drohnen durchführt, habe man außerdem erst 2013 bekannt gemacht, kritisiert Hunko weiter. Genauso wie das Auswärtige Amt erst 2016 zugegeben habe, dass sich die in Deutschland stationierten US-Drohnen an Kriegshandlungen beteiligen.

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