Bund Naturschutz: Böden besser schützen

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Viele Bayreuther aus dem Umfeld der Bund Naturschutz Kreisgruppe nahmen an der Demonstration gegen Glyphosat teil. Foto: red

2018 wollen sich die Umweltschützer vom Bund Naturschutz verstärkt dem Kampf gegen Flächenverbrauch widmen. Auch werden sie sich weiterhin für ein Verbot von Glyphosat einsetzen und den Widerstand gegen die geplante Gleichstromtrasse Süd-Ost-Link fortsetzen. Das hat BN-Vorsitzender Hubert Weiger am Montag in Bayreuth angekündigt.

 
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Im Jahr der Landtagswahl will sich der Bund Naturschutz intensiv dem Schutz der Böden und der Landschaft widmen und den zunehmenden "Flächenfraß" in den Kommunen bekämpfen. "Beim Flächenverbrauch erleben wir eine Ignoranz auf allen Ebenen", kritisierte BN-Vorsitzender Weiger bei einem Pressegespräch im Bayerischen Hof. Der Staat vernachlässige seine Lenkungsaufgabe und lasse einen kommunalen Wettbewerb um immer größere Gewerbegebiete zu, sagte Weiger. So plant Bamberg zum Beispiel ein 70 Hektar großes Industriegebiet im Hauptmoorswald. Bei Thiersheim im Landkreis Wunsiedel soll sogar ein fast 100 Hektar großes Gewerbegebiet für eine Papierfabrik entstehen. Der BN hegt jedoch den Verdacht, dass hier zusätzlich eine Müllverbrennungsanlage entstehen soll.

Umkehr in der Förderpolitik

Ein Wettbewerb um "die billigsten Standorte an der Autobahn" sei ausgebrochen, so Weiger. "Die Folgen werden aber nicht bedacht." In den Dörfern verödeten die Zentren und der Handel ziehe an die Ränder, wo die Geschäfte nur noch mit dem Auto erreichbar seien. Der BN fordert daher ein Umdenken und eine Umkehr in der Förderpolitik. Es werde nicht daran gedacht, "die überbauten Flächen der Natur zurückzugeben". Der Landesbeirat wird am kommenden Wochenende darüber entscheiden, ob er sich dem von Grünen und ÖDP angestoßenen Volksbegehren anschließt.

Weiterhin wird sich der Umweltverband Weiger zufolge für einen dritten Nationalpark in Bayern einsetzen. Der Steigerwald sei dafür geeignet, jedoch bislang von der Staatsregierung von vorneherein ausgenommen worden. Der Nationalpark Frankenwald mit seinen Fichtenwäldern sei zwar für ein Biosphären-Reservat geeignet, jedoch nicht für einen Nationalpark. Im Steigerwald, aber auch im Frankenwald, der Fränkischen Schweiz und westlich von Bayreuth konnten die Naturschützer die Existenz von Wildkatzen nachweisen. Dabei wurden sie von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern unterstützt.

Bauernhöfe statt Agrarfabriken

Auch für eine artgerechte Tierhaltung und biologischen Anbau macht sich der BN stark und wünscht sich "Bauernhöfe statt Agrarfabriken". Den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und das Verbot von Glyphosat verlangen die Naturschützer deshalb nachdrücklich. Nahezu alle Kreisgruppen beteiligten sich an der großen Demo am 21. Januar 2017 in Berlin zu dem Motto "Wir haben es satt". Und noch mehr kamen zu der Demo in diesem Jahr. Alle oberfränkischen Kreisgruppen unterstützten auch aktiv die Bürgerinitiative "Stopp Glyphosat", die europaweit 1,3 Millionen Unterschriften sammelte. 

ICE-Trasse hängt das Land ab

Als weniger erfreuliches Ereignis im Vorjahr betrachtete Weiger die Eröffnung der neuen ICE-Trasse Ebensfeld-Erfurt. Die Folge sind unausgleichbare Schäden im Maintal, im Banzer Hügelland, im Lichtenfelser Forst, im Itztal, am "Grünen Band" an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und im Thüringer Wald. "Damit werden sowieso schon peripher gelegene Räume noch mehr abgehängt." Der BN habe damals gefordert, lieber fünf statt eine Bahnlinie zu erneuern. "Wir müssen die vorhandenen Strecken ausbauen und brauchen endlich eine Elektrifizierung, die auf einem Drittel der Strecken noch fehlt", sagte Weiger. "In Oberfranken fährt man immer noch im Tempo des letzten Jahrhunderts Zug." Daher wünsche sich der BN gerade von der neuen bayerischen Staatsregierung ein umfassendes Bahnkonzept. Auch der Bau der Umfahrung von Untersteinach sei ein Tiefpunkt in der oberfränkischen Naturschutzarbeit des Jahres 2017. Bei der lange Jahre bekämpften Umfahrung Untersteinach werde das ganze Ausmaß der Landschaftszerstörung derzeit sichtbar. Wie bei der ICE-Trasse werde hier versucht, "sich die Landschaft zurechtzuhobeln", ergänzte Regionalreferent Tom Konopka.

Widerstand gegen HGÜ-Trasse

Dass sich Oberfranken auch 2018 für eine dezentrale Energiewende und gegen die HGÜ-Trasse einsetzen werde, bekräftigte Reinhard Birkner, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bayreuth. "Für mich ist die Trasse noch nicht gebaut." Die Planungen und ihre Umsetzung würden sich noch viel länger hinziehen, als gedacht. Zudem sei fraglich, ob dann noch mit der geeignetsten Technik kalkuliert werde. Die Energieversorgung Deutschlands sei auch ohne die neuen Leitungen und Atomkraftwerke sichergestellt, so Birkner. Noch sei nicht einmal der Bedarf nachgewiesen, fügte Weiger an. Und bezahlen müsse am Ende der Stromabnehmer.

Verkehrsprojekte verhindern

Die oberfränkischen Kreisgruppen hätten sich gegen viele Verkehrs-Projekte zur Wehr gesetzt, so die BN-Führungsspitze, weshalb sie für 2017 eine "positive grüne Bilanz" zog. Beispiele seien die Nord-Ost-Spange Staffelstein, der vierspurige Neubau der B 173 zwischen Kronach und Lichtenfels bei Johannisthal, die Umfahrung von Stadtsteinach und die von Laimitz und Haidt. Sehr erfolgreich seien zudem die Arten- und Biotopschutzprojekte verlaufen. Schwerpunkte bildeten dabei der Amphibienschutz, das Bibermanagement und das Naturschutzgroßprojekt "Grünes Band" sowie der Schutz von Fledermäusen, des Goldenen Scheckenfalters oder der Flussperlmuschel. In der Kreisgruppe Hof werde das Projekt "Strohschweine" weitergeführt, in Hof, Kronach und Kulmbach auch das Projekt "Weidewelt Frankenwald". 

Der Bund Naturschutz zählte zum Jahresende rund 228.000 Mitgliedern und ist damit Bayerns größter Umweltverband. Über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit seien von ehrenamtlichen Helfern in rund 600 Orts- und Kreisgruppen für den Schutz von Mensch und Natur geleistet worden. Auch in Oberfranken stiegen die Mitgliederzahlen auf 17.725, ein Zuwachs um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Stadt und Landkreis Bayreuth wurde die 3000er-Grenze überschritten.

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