Bürgermeister Ahorntal Seit 100 Tagen im Amt

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Florian Questel ist seit 100 Tagen der hauptamtliche Bürgermeister von Ahorntal. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

AHORNTAL. „Ich habe die große Hoffnung, dass das Ahorntal wieder positiv nach außen rüber kommt, in der vergangenen Zeit ist es schon arg gebeutelt worden“, sagt Florian Questel. Seit 100 Tagen ist der 38-jährige Grünen-Politiker jetzt der erste Bürgermeister der Gemeinde, der erste hauptamtliche.

 
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Warum hatte er für das Amt kandidiert? „Wenn ich mit etwas unzufrieden bin, dann werde ich aktiv“, stellt Questel fest. Vor allem die mangelhafte Informationspolitik war es, die ihm nicht gefallen hat. Und das will er jetzt ändern, will beispielsweise Beschlüsse, die nichtöffentlich gefasst wurden, in der nächsten Sitzung öffentlich bekannt geben. Klar, dass müsse ein Bürgermeister, aber bislang wurde es eben nicht gemacht.

Kein Geschäftsleiter

Und wie waren nun die ersten 100 Tage im Amt? „Es ist nicht einfach, wenn man ein neues Amt in einer Verwaltung übernimmt, in der es keinen Geschäftsleiter gibt, der einen an die verschiedenen Themen ran führt“, sagt Questel. Aber jetzt habe die Gemeinde ja wieder einen Geschäftsleiter mit René Adelhardt. Und Kämmerer Dietmar Linhardt, der übergangsweise den Posten mit gemacht hat, hatte sich des neuen Bürgermeisters angenommen. Dadurch war aber wieder anderes – wie der Haushalt – liegen geblieben.

Anderes berufliches Metier

„Und ich bin ja quasi von heute auf morgen ins Amt gefallen“, sagt Questel, „musste mich in völliges Neuland einarbeiten.“ Außerdem komme er ja als gelernte Krankenfachpflegekraft aus einem völlig anderen beruflichen Metier. Also habe er erst mal den Dialog mit den Menschen gesucht, sich ihre Sorgen und Anliegen angehört, viele Veranstaltungen besucht, Kontakte geknüpft, sein Netzwerk ausgebaut, einiges nachgearbeitet. „Und ich habe von Anfang an klar kommuniziert, dass ich einen klaren Schnitt zur Vergangenheit mache“, sagt Questel.

Aber die Schonfrist sei nun vorbei, habe er gemerkt. Trotzdem: „Der Gemeinderat ist trotz mancher kontroverser Diskussion auf meiner Linie“, sagt er. Man sei zwar nicht immer einer Meinung – das gehöre bei einer Demokratie auch dazu –, aber das Ergebnis sei wichtig. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, schon im Vorfeld mit den Leuten zu sprechen. Klar, was dann in den Fraktionen passiert, wisse er nicht.

Errichtung des Dorfplatzes

Einige Schwerpunkte ist er seit Amtsantritt schon angegangen. Dazu gehört der Abriss der Schule in Körzendorf, der nächste Woche beginnt, die Errichtung des Dorfplatzes dort, die Sanierung der Schule sowie verschiedene Straßenbaumaßnahmen.

Und es steht noch viel an. „Langweilig wird es mir wohl nicht werden“, lacht der Bürgermeister. Da muss der Dorfladen mit verwaltet werden – das damit verbundene Leaderprojekt wurde jetzt abgeschlossen –, das Prozedere um die Neubaugebiete wurde abgeschlossen, eine mindestens zweigruppige Krippe brauche es, der Radweg nach Oberailsfeld soll gebaut werden.

Bau des neuen Rathauses

Und da ist natürlich der Bau des neuen Rathauses. Da liegen schon verschiedene Entwurfsplanungen vor, die er jetzt mit dem Gemeinderat weiter bearbeiten will. Questels Vorstellung ist es, dass das Rathaus gegenüber den jetzigen Verwaltungscontainern, vor dem Feuerwehrhaus, entsteht. Und es soll kein Rathaus, sondern viel mehr ein Bürgerzentrum mit Gemeindeverwaltung sein. „Hier hätten wir mehr Zuschussmöglichkeiten“, erklärt er.

So soll der Keller für die Vereine sein, im Erdgeschoss eben die Verwaltung und der Sitzungssaal. „Ein Gemeindeprodukt quasi“, fasst Questel zusammen. Er sei dabei offen für Vorschläge aus dem Gemeinderat und aus der Bevölkerung.

Und sein Zeitplan ist straff. In den nächsten sechs Monaten soll die konkrete Planung stehen, nächstes Jahr Spatenstich und in zwei Jahren alles abgeschlossen sein.

Und was ist mit dem alten – von Lindan verseuchten – Rathaus? Wird das abgerissen? „Das ist ein schwieriges Thema“, sagt Questel vorsichtig, „da hängen Emotionen dran.“ Da wolle er eine Umfrage erst bei den Bürgern machen.

Energiekonzept für die Gemeinde

Wie sehr lässt er die Grünen-Politik in sein Amt mit einfließen? „Ich bin Bürgermeister von Ahorntal“, betont Questel. Es gehe in erster Linie um die Sache und nicht um die Partei. Trotzdem hätte er gerne ein Energiekonzept in der Gemeinde. „Wir haben viel Wald und Sonne durch unsere Talkessellage, da gibt es viele Ressourcen, Entwicklungspotenziale, die wir nutzen müssen“, so der Bürgermeister weiter.

Lob für das Rathauspersonal

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Verwaltung? Questel ist des Lobes voll: „Super, wir haben gut qualifiziertes Personal.“ Die Vergangenheit sei für die Mitarbeiter nicht einfach gewesen, der Trubel habe sie schon gekränkt, habe tiefe Spuren hinterlassen. Aber nun sei wieder alles auf einem guten Weg, jeder sage wieder „ich arbeite gerne“.

Und wie ist es mit ihm selber, als einziger Grüner im Gemeinderat? Sicher, es wäre manchmal einfacher, wenn er da jemanden hätte. Aber bei der Kommunalwahl nächstes Jahr werde es eine grüne-offene Liste geben und Questel ist zuversichtlich, dass zumindest ein Kandidat rein gewählt wird. Grundsätzlich habe die Gemeinde wieder ein Gesicht nach außen bekommen

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