Kitschenrain Wald vor Windkraft

Barbara Struller

Keine Windkraftanlagen im Kitschenrain: So lautete die Forderung vor elf Jahren – und nicht anders lautet sie heute. Wieder ist es die Bizek (Bürgerinitiative zum Erhalt des Kitschenrain), die sich für den Erhalt des Waldgebietes stark macht.

 
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Mit großflächigen Tafeln war die Bürgerinitiative Bizek bereits vor einigen Jahren unterwegs, um gegen die geplanten Windräder zu demonstrieren. Die Initiative formiert sich nun erneut. Foto:  

Schnabelwaid - „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windräder“, sagen Rosi Ballwieser und Karin Bauer. Und die erneute Initiative sei auch kein direkter Angriff auf Bürgermeister Hans-Walter Hofmann. Aber als ein Vertreter der Firma Uhl das Projekt mit zehn Windkraftanlagen (WKA) bei Schnabelwaid erstmals vorgestellt hatte, fühlten sie sich in der Zeit zurückversetzt.

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Umfrage unter den Anwohnern

Für die Bizek war die Sache klar: „Aber bevor wir in Aktion treten, sind wir in Schnabelwaid rumgegangen und haben gefragt, wie die Leute heute dazu stehen“, sagt Karin Bauer. An vielen Haustüren seien die Mitglieder der Bürgerinitiative schon erwartungsvoll begrüßt worden – mit dem Ergebnis das mehr als die Hälfte der Bewohner Schnabelwaids und der Ortsteile sich gegen WKA in dem Waldgebiet aussprechen.

Dass Windkraft zur Energiewende beiträgt, steht für Ballwieser und Bauer außer Diskussion. Und sie Anlagen seien auch wichtig. Aber zum einen produziere die Marktgemeinde mit Photovoltaikanlagen und Biogas bereits das doppelte des eigenen Strombedarfs; zum anderen sei der Bau von WKA ein Eingriff in die Natur, der in keiner Relation zu dessen Nutzen stehe.

Nachgefragt

„Auf freien Fläche wie zum Beispiel bei Neuhof ist das kein Problem“, sagt Karin Bauer. Aber der Kitschenrain ist laut Georg Aas, Forstwissenschaftler und Leiter des Botanischen Gartens der Uni Bayreuth, bezüglich der Biodiversität ein interessantes Gebiet.

Bei ihm hatte die umtriebige Bizek ebenso angefragt wie bei der Regierung von Oberfranken. Denn laut Regionalem Planungsverband Ost ist der Kitschenrain weder Vorrang- noch Vorbehaltsgebiet für Windkraftanlagen. „Laut Regionalplanziel ist die Errichtung raumbedeutender WKA auf ausgewiesene Gebiete zu konzentrieren“, zitiert Bauer aus der Antwort der Bezirksregierung. Außerhalb der Gebiete sei die Errichtung ausgeschlossen, es sei denn, der Regionalplan werde fortgeschrieben. „Außerdem liegen bislang kein Antrag der Gemeinde und auch nicht die erforderlichen Planungsunterlagen vor“, hat sie erfahren.

Gemeinderat zögert

In einer Gemeinderatssitzung im August wurde bereits um eine Zustimmung der Ratsmitglieder zu dem Projekt gerungen. Laut Beschlussvorschlag forderte das Unternehmen damals auf, das Vorhaben „grundsätzlich zu unterstützen“, damit bis zu zehn Windräder im Schnabelwaider Kitschenrain gebaut werden können. Bürgermeister Hofmann warb kräftig dafür: Pro produzierte Kilowattstunde erhalte man mit dem sogenannten Windpfennig anteilig Geld, circa 100 000 Euro Zuweisung seien dabei möglich. Die Ratsmitglieder zögerten – und die Abstimmung über den Beschlussvorschlag wurde auf ein anderes Datum verschoben.

„Der Wald ist schützenswert“, das ist das Hauptargument der Bizek. Der Wald ist Klimaschützer Nummer eins: Da sei auch im diesjährigen Waldbericht nachzulesen. „Der Kitschenrain liegt zwischen zwei Landschaftsschutzgebieten.“ Der bislang ungestörte großflächige Wald sei Wasserspeicher, Rückzugsgebiet seltener Tier- und Pflanzenarten, er beherberge ein bedeutendes Fledermausvorkommen, sei eine wichtige Biotopachse und liege in der Vogelzuglinie Craimoos-Rußweiher. „Außerdem hat der Wald eine Erholungsfunktion.“

Und noch ein sensibles Thema berührt der Kitschenrain: Die Trinkwasserversorgung von Schnabelwaid. Dass die Quelle oder die Quellversorgung durch den Eingriff in den Boden nicht beeinträchtigt wird, wenn die Windkraftanlagen gebaut würden, das mag die Bizek nicht glauben.

Ende Oktober hat die Bürgerinitiative bei der VG-Verwaltung einen Antrag auf einen Bürgerentscheid gestellt, 181 Unterschriften haben sie dafür gesammelt. Die Frage lautet: Sind Sie gegen den Bau von Windkraftanlagen im Kitschenrain? Den Bürgerentscheid im Juli 2010 konnte die Bizek als Erfolg verbuchen: 81,5 Prozent der Wähler sprachen sich damals gegen den geplanten Windpark aus.