Bürger müssen tiefer in Tasche greifen Kostspieliges Abwasser

Udo Fürst
Viele Abwasserleitungen müssen in den kommenden Jahren neu verlegt oder ausgebessert werden – wie im Bild in Pegnitz. Das schlägt sich natürlich auf die Höhe der Gebühren nieder, die in manchen Orten entsprechend erhöht werden müssen.Die Gemeinde Neuhaus/Pegnitz muss viel Geld in Abwasserbeseitigung und Kläranlage investieren. Das wirkt sich auch auf die Verbrauchsgebühren aus, die ab 2022 deutlich erhöht werden. Foto: Brigitte Grüner

In vielen Kommunen müssen in den nächsten Jahren die Kanalgebühren teilweise deutlich angehoben werden

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Pegnitz - Anfang der 50er Jahre gab es in Bayern nur wenige kommunale Kläranlagen und das Kanalnetz hatte nur einen geringen Umfang. Heute sind über 97 Prozent der Bevölkerung Bayerns an rund 2500 öffentliche Kläranlagen angeschlossen. Die Kanalnetze haben eine Gesamtlänge von über 105000 Kilometern. Seit 1946 haben die bayerischen Gemeinden und Städte rund 36 Milliarden Euro in die Abwasserentsorgung investiert. Der Staat hat sie dabei mit Zuschüssen von über neun Milliarden Euro unterstützt.

Um einen Sanierungsstau zu verhindern, könnten nach Einschätzung von Experten in vielen Kommunen künftig die Abwassergebühren steigen. „Es wird zwar überall viel investiert - aber das reicht nicht aus, um das gesamte Netz langfristig zu erhalten“, sagte der Sprecher der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Stefan Bröker, der Deutschen Presse-Agentur. Viele Kommunen und Abwasser-Zweckverbände wenden jedes Jahr mehrere Millionen Euro für den Erhalt der Kanalisation auf. Oft gibt es zumindest mittelfristig Sanierungsbedarf. Die Unternehmen hoffen auf staatliche Unterstützung, um die Kosten abzufangen. Sollte diese nicht kommen, drohen entweder steigende Gebühren oder ein Sanierungsstau. Wie sieht es diesbezüglich in den Städten und Gemeinden der Region aus? Vorweg: Von der günstigsten zur teuersten Kommune tut sich eine beachtliche Spanne auf.

Gebühren zwischen 2,13 und 4,20 Euro

Zwischen 2,13 (Weidensees, Stadt Betzenstein) und 4,20 Euro (Pegnitz) Gebühren müssen für den Kubikmeter Abwasser in den Kommunen der Region bezahlt werden. Am tiefsten in die Tasche greifen müssen also die Bürger in Pegnitz. Dort kostet der Kubikmeter Abwasser 4,20 Euro. Wird nur Schmutzwasser eingeleitet, fallen 3,25 Euro an, teilte Alfons Deiml, der Werkleiter des städtischen Eigenbetriebs Abwasserwerk, auf Anfrage des Nordbayerischen Kuriers mit. Letztmals angehoben wurde der Preis vor gut vier Jahren am 1. Oktober 2017. Nach dem neuen Kalkulationszeitraum (1. Oktober 2021 bis 30. September 2025) wird eine neue Gebührenkalkulation erforderlich. Die Stadt hat damit vor einem Jahr den Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband beauftragt. Laut Prüfungsverband könne der Auftrag im Frühjahr 2022 erledigt werden, erklärte Deiml. Kanalsanierungsmaßnahmen stehen aktuell in der Lohesiedlung und in der Brauhausgasse an. Zusammen mit anderen erforderlichen Kanalsanierungen sei für die Projekte mit einem einstelligen Millionen-Euro-Betrag zu rechnen. Dies kann sich natürlich auch auf die Gebührenhöhe auswirken.

Günstiger kommen die Beitragszahler in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Betzenstein weg: Dort kostet der Kubikmeter Abwasser seit 1. Januar dieses Jahres 3,27 Euro. Noch niedriger liegen die Kanalgebühren in Weidensees (2,13 Euro) und in Plech (2,30 Euro), wo der Preis laut VG-Geschäftsleiter Stefan Pickelmann ab 1. Januar 2022 erhöht wird. Das Satzungsgebiet Weidensees wird nach Anschluss des Ortsteils an die Gesamtanlage der Verwaltungsgemeinschaft mit Betzenstein verschmolzen. Dadurch werde dort eine Neukalkulation der Gebühren notwendig, was mit einer Anhebung einhergehen dürfte.

Aktuelle Abwasserprojekte sind eben der schon laufende Anschluss des Ortsteils Weidensees für circa 1,7 Millionen Euro, die Sanierung der Kläranlage Plech für circa vier Millionen Euro (2022/2023), die Kanalsanierung in der Neuhauser Straße und in der Riegelsteiner Straße in Plech für circa 1,1 Millionen Euro (2023/2024) sowie Sanierungsarbeiten im Abwassernetz von Weidensees. Die Kosten für dieses Vorhaben stehen noch nicht fest; geplant sind die Arbeiten 2022 und 2023. Pickelmann erklärt, dass durch die Baumaßnahmen mit einer Steigerung der Kanalgebühren zu rechnen ist.

Mit 2,17 Euro pro Kubikmeter Abwasser liegen die Gebühren in der Stadt Auerbach und ihren Ortsteilen sehr niedrig. Noch. Weil die Abwassergebühren zuletzt 2018 erhöht wurden, werden sie derzeit neu kalkuliert. Ob und wie sich die Neuberechnung auf Einleitungsgebühren auswirkt, könne man derzeit nicht vorhersagen, betont Tim Schmiedl von der Stadtverwaltung.

3,02 Euro je Kubikmeter Abwasser müssen die Bürger in Creußen bezahlen. Dazu kommt noch eine Grundgebühr von jährlich 41 Euro je Einleiter. Größere Kanalbauarbeiten wurden in den vergangenen zwei Jahren in der Stadt selbst und aktuell in Lindenhardt durchgeführt.

In Pottenstein und seinen Ortsteilen beträgt die Einleitungsgebühr derzeit 3,15 Euro pro Kubikmeter Abwasser, teilt Bürgermeister Stefan Frühbeißer mit. Die letzte Satzungsänderung war 2018. Derzeit wird die Abwassergebühr turnusgemäß neu kalkuliert und soll in der kommenden Stadtratssitzung vorgestellt und beschlossen werden. „Eine wesentliche Änderung zeichnet sich trotz der anstehenden Investitionen nicht ab, sodass ich davon ausgehe, dass die Abwassergebühren unverändert bleiben können“, sagt Frühbeißer. Auch in Pottenstein sind Kanalbauarbeiten im Gange. Im Ortsteil Weidenhüll bei Leienfels sind die Sanierung des Ortsnetzes und der Umbau der alten Kläranlage Weidenhüll geplant. Dafür hat der Stadtrat in der jüngsten Sitzung Teilaufträge für die Umsetzung im kommenden Jahr vergeben. Das Projekt ist mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt, an staatlicher Förderung erwartet man circa 1,1 Millionen Euro.

Relativ wenig bezahlen die Bürger von Waischenfeld für ihr Abwasser: 2,30 Euro werden pro Kubikmeter fällig, teilt Bürgermeister Thomas Thiem auf Anfrage mit. Letztmals angehoben wurden die Sätze im Oktober 2019, das nächste Mal berechnet werden sie in zwei Jahren. In naher Zukunft seien diverse Arbeiten am Kanalnetz erforderlich. Welche das genau sind, prüfe das Ingenieurbüro Weyrauther. Derzeit arbeite das Fachbüro an einem Sanierungskonzept mit Prioritätsstufen. Entsprechend werde der Fahrplan für die notwendigen Investitionen in den nächsten Jahren im Abwasserbereich dargestellt. „Wir werden das im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten möglichst bürgerfreundlich umsetzen“, verspricht der Bürgermeister.

Gemeinde reagiert auf ein hohes Defizit

Die Bürger der Marktgemeinde Neuhaus zahlen künftig deutlich höhere Abwassergebühren. Die Gemeinde reagiert damit auf ein hohes Defizit und bezieht anstehende Investitionen mit ein. 3,41 Euro zahlen die Neuhauser ab 1. Januar 2022 pro Kubikmeter Abwasser. In der Marktgemeinde schloss der Kalkulationszeitraum von 2018 bis 2021 mit einem Defizit von knapp 278.000 Euro. Dieser Betrag muss im neuen Kalkulationszeitraum (2022 bis 2025) ausgeglichen werden. Auch die Kostensteigerung bei verschiedenen Positionen müsse in die Überlegungen einbezogen werden. Dazu gehörten laut Verwaltung höhere Preise bei der Klärschlammentsorgung. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses waren mit der vom Büro für Kommunalberatung ermittelten Gebühr von 3,41 Euro pro Kubikmeter Abwasser einverstanden. Auch der Gemeinderat stimmte nun einmütig zu. Zuletzt lag die Gebühr mehr als zehn Jahre unverändert bei 2,55 Euro pro Kubikmeter.

Bilder