Buchstein: Jagd auf Mountainbiker

Von Marie-Christine Fischer
Mountainbiken am Buchstein kann wunderschön sein - wenn nicht Fallen wie das Nagelbrett lauern. Fotos: Eric Waha/Felix Lautner Foto: red

Drastische Maßnahme gegen Mountainbiker: Auf einem Weg im Wald am Buchstein hat ein Unbekannter mit Nägeln gespickte Bretter vergraben. Die Polizei ermittelt. Sportler und Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sehen in der Jagd auf Mountainbiker einen traurigen Trend.

 
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"Ich stelle mir das gerade vor: Eine schnelle Abfahrt, ich fahre auf das Nagelbrett, mir bricht der Reifen weg - da kann alles passieren, das ist lebensgefährlich." Thomas Knauer, sportlicher Leiter der Bikesportbühne Bayreuth, will kaum glauben, was eine Gruppe junger Mountainbiker am Buchstein erlebt hat:

Vergangene Woche fahren Stefan Blaha und seine Kumpels auf einem Weg zwischen der Sandgrube und dem Forkendorfer Bach. Am Mittwoch sind sie zu siebt, als sie unten ankommen haben zwei einen platten Reifen. Am Donnerstag sind zwei von ihnen unterwegs. Am Ende sind von vier Reifen drei platt. Daraufhin suchen sie die Strecke ab - und finden, mit loser Erde bedeckt, ein Nagelbrett. Als sie diese Woche wieder am Buchstein fahren, graben sie ein weiteres Brett aus.

Versuchte Körperverletzung steht im Raum

Platte Reifen sind ärgerlich, aber lassen sich flicken. Was jedoch, wenn sich Spaziergänger oder Tiere an der Falle verletzen oder Sportler durch die Falle stürzen? Die Polizeiinspektion Bayreuth Stadt, wo Stefan Blaha und seine Freunde den Fall angezeigt haben, ermittelt deshalb nicht nur wegen Sachbeschädigung, sondern auch wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. "Leider wird es nicht einfach, an den Täter heranzukommen", sagt Hauptkomissar Reinhard Eber. Er hofft auf Zeugenhinweise (Telefon 0921/5062130). Außerdem werde die Polizei mit dem Jagdpächter und mit Stadtförster Dirk Muschik kooperieren.

Bislang gutes Miteinander

Muschik wurde von einer Spaziergängerin auf die Gefahr aufmerksam gemacht und sagt: "Für mich ist in keinster Weise nachvollziehbar, wie jemand so aggressiv handeln kann." Zumal es bislang in Bayreuth keinerlei Probleme mit Mountainbikern gegeben habe. "Spaziergänger, Jogger, Reiter, Mountainbiker - das Miteinander hat immer funktioniert."

In einigen Bundesländern gibt es strenge Regeln, welche Wege Mountainbiker befahren dürfen. In Baden-Württemberg zum Beispiel müssen diese mindestens zwei Meter breit sein. Anders in Bayern. Das bayerische Naturschutzgesetz erlaubt Mountainbiken in der freien Natur, auch auf Privatwegen, "soweit sich die Wege dafür eignen".

Klingt schwammig, ist es auch. Hat aber für Grundstückseigentümer den Vorteil, dass sie die Wege weder für eine bestimmte Nutzung ausbauen müssen noch haftbar sind, wenn etwas passiert. Und die Regelung setzt auf gegenseitige Rücksichtnahme - was in Bayreuth bislang gut funktioniert hat.

Immer mehr Fallen

Bislang. Das Nagelbrett am Buchstein ist der erste Fall dieser Art aus Bayreuth, von dem Stefan Steurer, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Bayreuth, gehört hat. Allgemein aber, sagt er, sei die Jagd auf Mountainbiker "leider im Trend". 

Thomas Knauer von der Bikesportbühne bestätigt diese Einschätzung. Befreundete Moutainbiker aus verschiedenen Ecken Oberbayerns berichten ihm immer wieder von Nagelbrettern auf Wegen, gespannten Schnüren oder der brutalste Form der Fallen: Drahtseil oder Frischhaltefolie, auf Brusthöhe zwischen zwei Bäume gespannt.

"Die ganz große Keule"

Knauer befürchtet, "dass das jetzt auch bei uns losgeht". Besonders dreist findet er, dass der Fallensteller den Mountainbikern keine Gelegenheit gegeben hat, auf das zu reagieren, was ihn so wütend macht, was immer das sein mag. Schließlich sei die Mehrzahl der Sportler kompromissbereit, wenn es um die Interessen von Grundstückseigentümern und Spaziergängern geht, sagt Knauer.

Heißt: Wo ein Schild die Abfahrt verbietet, wird auch nicht gefahren. Strecken werden nur nach Rücksprache angelegt. Auf Spaziergänger nimmt man Rücksicht. Mit blockierten Hinterreifen den Boden zu zerstören, ist tabu. "Dass derjenige nicht mit uns redet, sondern gleich die ganz große Keule rausholt, ist schon krass."

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