Kurz darauf die Ehe mit Kevin Federline und zwei Söhne, Sean Preston und Jayden James, denen Britney ihr Buch gewidmet hat: „Für meine Jungs - ihr seid die Liebe meines Lebens.“ Nach den Geburten, nur wenige Monate nacheinander, leidet die Sängerin unter Wochenbettdepressionen. Permanent wird sie von Fotografen verfolgt, die keine Rücksicht darauf nehmen, dass sie nicht will, dass ihre Söhne ebenfalls fotografiert werden. Als sie und Federline sich 2008 trennen, kommt es zu einem hässlichen Sorgerechtsstreit. Britney ist „verrückt vor Schmerz“, weil sie ihre Söhne nicht sehen darf, und bricht zusammen. Die Glatze, die sie sich rasieren lässt, ist nur das äußere Zeichen ihrer Verzweiflung. Was alles nicht besser macht: Die Paparazzi, die jeden ihrer Schritte unerbittlich verfolgen.
Nichts als ein „Roboterkind“
Ihr Vater Jamie wird als Britneys Vormund eingesetzt. „Ihm ging es immer nur um Geld.“ Jamie und seine Helfer hätten ihr ihr Leben komplett aus der Hand genommen. „Ab sofort bin ich Britney Spears“, soll ihr Vater ihr unverblümt gesagt haben. Nichts als ein „Roboterkind“ sei sie in den 13 Jahren, die die Vormundschaft dauern soll, gewesen. Über Jahre veröffentlicht die Sängerin neue Musik, gibt Konzerte, sitzt in der Jury der Castingshow „The X-Factor“ und wuppt ihre eigene Show in Las Vegas – alles immer ohne Kontrolle über ihr eigenes beträchtliches Vermögen.„Dreizehn Jahre durfte ich nicht essen, was ich wollte, nicht Auto fahren und mein Geld nicht so ausgeben, wie ich es wollte.“ Wie ein Schatten ihrer selbst habe sie sich gefühlt. Erst 2021 erhält Britney Spears ihre Freiheit zurück – und hebt das erste Mal wieder selbst Geld ab. Die #FreeBritney-Bewegung habe ihr Mut gemacht, als sie sich schließlich juristisch gegen die Vormundschaftsregelung wehrte. „Sie demonstrieren und ‚Free Britney!’ rufen zu sehen, war unglaublich schön.“
Das alles hat Spuren auf ihrer Seele hinterlassen, schreibt Britney. Aber auch körperliche: Sie leidet an Migräneanfällen. Erstmals erklärt die 41-Jährige im letzten Kapitel auch ihre manchmal gewöhnungsbedürftigen Posts auf Instagram: Sie habe neues Selbstbewusstsein und „Riesenspaß“, sich auf der Social-Media-Plattform „in neuen Outfits und sogar nackt“ zu zeigen. Sie sei so oft fotografiert worden, nun zeige sie sich so, wie sie es wolle. Anpassen, um zu gefallen? Diese Zeiten sind für die 41-Jährige endgültig vorbei. It’s Britney, bitch – und wem es nicht passt, braucht ja nicht hinzuschauen.
Ob sie irgendwann auch wieder neue Musik aufnehmen und auf der Bühne stehen wird? „Ich muss zugeben, dass mir die Antwort darauf schwer fällt. Momentan genieße ich es, zu singen und zu tanzen so wie früher, als ich es noch nicht für meine Familie tun musste und um geliebt zu werden.“
Britney Spears: „The Woman In Me – Meine Geschichte“. Penguin Verlag, 304 Seiten, 25 Euro.