Wetterbericht ausschlaggebend
Die Reisevereinigung achtet bei den Wettflügen immer auf den Wetterbericht. Bei Hitze, Stürmen oder einer heranziehenden Regenfront wird ein Flug verschoben oder nicht angesetzt. Kein Züchter will ein Tier verlieren. Und jeder möchte, dass seine Brieftauben bei den Wettflügen gut abschneiden. „Man will natürlich schnellere Tauben haben als der Kumpel nebenan. Wenn man schlechtere hat, schlägt es aufs Gemüt“, sagt Nowak schmunzelnd.
Kuscheln als Ansporn
Dabei greifen die Brieftaubenzüchter auch zu Geheimrezepten. Bei Altflügen gebe es Spezialisten, die nur Weibchen setzen. Diese dürfen vor einer Reise in eine Nistschale, wo sie mit ihrem Partner noch ein bisschen kuscheln können. Bevor es zum Äußersten kommt, nimmt sie der Züchter heraus und verstaut sie in einem Korb. „Die Witwerschaft ist allgemein üblich, manche schwören drauf“, sagt Nowak. Die Weibchen treibe das Wiedersehen an. Sie wollten so schnell wie möglich wieder bei ihrem Männchen sein. Dass einige Taubenzüchter zu unlauteren Mitteln greifen, ist für Nowak denkbar. Deshalb würden auch Dopingproben genommen, wenn irgendwo ein Züchter auffällt, weil dessen Tiere ständig an der Spitze der Preislisten stehen.
"Immer Erster"
Günter Nowak beschränkt sich seit dieser Saison nur auf Jungflüge. An den Altflügen an den Wochenende beteiligt er sich nicht mehr. Das Hobby sei sehr zeitaufwendig. Im Jahr 1973 habe er damit angefangen; schon sein Vater habe Tauben gehalten. Im Alter von sieben, acht Jahren sei er da reingewachsen und habe die Tauben gefüttert. Für ihn ist es ein faszinierendes Hobby. „Wenn die Tauben hoch ankommen, die Flügel anziehen und dann runtergehen, das ist schon etwas Besonderes.“ Früher hat er 100 bis 120 Tauben gehalten In den 1980er Jahren sogar einzeln. Sein Ehrgeiz war groß: „Ich war immer Erster.“
Zahl geht zurück
Die Reisevereinigung Pegnitz und Umgebung umfasst Brieftraubenvereine aus Immenreuth, Kirchenlaibach, Grafenwöhr, Pressath, Eschenbach, Thurndorf, Auerbach und Pegnitz. Günter Nowak gehört dem Verein 8829 an, in dem sich Züchter aus Auerbach, Michelfeld und Nasnitz zusammengeschlossen haben. Die Einsatzstelle für seine Tauben befindet sich in Horlach. In einem Lastwagen werden die Tauben zu ihrem Auflassplatz gebracht.
Wie überall in Deutschland mit seinen circa 40 000 Züchtern geht auch auf dem Gebiet der Reisevereinigung Pegnitz und Umgebung die Zahl der Brieftaubenzüchter stetig zurück. Aktuell sind es noch rund 70 Züchter, von denen allerdings nur die Hälfte ihre Tiere zum Reisen schickt. „Die alten Züchter sterben aus“, sagt Nowak. Für Jüngere sei das Hobby seiner Ansicht nach wenig attraktiv. Grund dafür sei, dass man bei den Wettflügen am Wochenende gebunden sei.