„Herzchenspost“ zu spät
Aber die Familie schickte die „Herzchenspost“ zu spät ab, einen Brief, in dem steht, dass die Familie Dilia behalten möchte. Grund: „Familiäre Probleme“ – es ging um eine Krankheit im Familienumfeld. „Dilia gehörte einfach schon zu uns“, weshalb Morgenstern-Grethe nicht daran gedacht hatte, den Brief abzuschicken. „Hätte der Verein nur einmal angerufen und gefragt, ob wir Dilia behalten möchten, hätte ich sofort ja gesagt“, sagt Morgenstern-Grethe. Auch wenn sie die ehrenamtliche Arbeit des Vereins sehr schätzt, sind ihre Vorwürfe klar: Sobald sich das Ehepaar dazu entschieden hatte, Dilia zur Pflege aufzunehmen, wurden sie vom Verein im Stich gelassen. Keine Besuche mehr, keine Anrufe.
Bereits neue Familie gefunden
Vor wenigen Wochen schickte Morgenstern-Grethe dann den Brief endlich ab. Sie war aufgeregt, sagte zu Dilia den ganzen Tag, dass sie nun für immer zur Familie gehören würde. Doch als das Ehepaar abends kam von einem Spaziergang zurückkam, klingelte das Telefon. „Sie haben heute zwar die Herzchenspost weggeschickt, aber wir haben eine neue Familie gefunden“, soll die Vorsitzende des Vereins, Gabriele Belz, sinngemäß gesagt haben. Doch trotz wiederholter Nachfrage schweigt sie zu den Vorwürfen.
Vorwurf: Finanzielle Vorteilsnahme
Das verlassene Frauchen wollte für Dilia kämpfen, doch als der Verein ihr „finanzielle Vorteilsnahme“ vorwarf, verschlug es ihr die Sprache. Sie solle den Brief bewusst hinausgezögert haben, um eventuell anfallende Tierarztkosten vom Verein zahlen zu lassen. „Das ist Unsinn. Wir waren nur beim Tierarzt, wenn es der Verein uns vorgeschrieben hat.“ Der Hund sei gesund gewesen.
Keine rechtliche Grundlage
Eine rechtliche Grundlage habe der Verein nach Ansicht Morgenstern-Grethes nicht, den Hund einfach abzuholen. Im Pflegestellenvertrag, der dem Kurier vorliegt, ist tatsächliche keine Frist angegeben, bis wann sich die Familie entscheiden muss, den Hund zu behalten. „Vertraglich haben wir sogar ein Mitspracherecht, in welche Familie Dilia kommt.“ Nur gefragt habe man sie nicht.
Frist nicht eingehalten
Der Verein „Berner Sennenhunde in Not“ teilt durch den Mediator Uwe Fischer schriftlich mit: „Der Pflegefamilie wurde mehrfach kommuniziert, dass sie eine 14-tägige Eingewöhnungszeit haben.“ Doch die Familie habe bei den Anrufen „vom 18., 20. und 25. Mai“ die Entscheidung wiederholt „bis zum nächsten Tierarzttermin“ verschoben. Bereits am 25. Mai – 20 Tage nach Dilias Einzug – begann der Verein mit der Suche nach einer neuen Familie für die Hündin. Und riskierte damit, dass die ängstliche Hündin erneut stundenlang mit dem Auto fahren musste.