Botschaft zu Pfingsten Der Geist der Stärke hilft

Von Ludwig Schick, Erzbischof
Foto: picture alliance / Michael Kappeler/dpa Quelle: Unbekannt

PFINGSTEN. Frohe Pfingsten!“ wünschen wir uns. Pfingsten ist ein froh machendes Fest: Meist gutes Wetter, der Frühling ist da und der Sommer naht. Für viele gibt es Pfingstferien oder ein paar Tage Urlaub. In diesem Jahr will die Pfingstfreude nicht so recht aufkommen.

 
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Zu viele Fragen zum Coronavirus sind unbeantwortet. Trotz Lockerungen gibt es weiterhin viele Einschränkungen, die einzuhalten sind. Sorgen und Ängste um Gesundheit, Arbeitsplatz und Zukunft allgemein bedrücken, Krankheiten belasten und Todesfälle machen traurig. Wir müssen die Nöte und Befürchtungen ernst nehmen und dürfen die Vorsichtsmaßnahmen auch an Pfingsten nicht einfach über Bord werfen.

Aber vielleicht kann uns Pfingsten 2020 Wesen, Inhalt und Ziel dieses Festes neu erschließen. An Pfingsten feiern wir die Herabkunft des Heiligen Geistes, des Geistes Gottes, dessen Sein und Wirken uns Jesus Christus erschlossen hat. Dieser Geist ist nicht nur für die Christen da. In einem Gebet wird das so ausgesprochen: „Herr, sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.“ Der Heilige Geist soll das Angesicht der Erde erneuern. Dafür will er unsere Mitarbeit, die er ermöglicht durch seine sieben Gaben: Weisheit und Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie helfen unserem Verstand und unserem Herzen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden im privaten und sozialen, im gesellschaftlichen und politischen Leben. Sie lassen erkennen, was nötig und unnötig ist, auch in der Coronakrise.

Der Geist der Stärke hilft, durchzuhalten und das, was getan werden muss, durchzuführen. Der Geist der Frömmigkeit hilft, nützlich zu werden für mich und die Mitmenschen. Gottesfurcht hat nichts mit Angst und Schrecken zu tun, sondern mit Ehrfurcht. Ehrfurcht vor Gott schenkt Geborgenheit, Hoffnung und Zuversicht, gerade auch dann, wenn wir selber nicht wissen, wie es weitergeht. Die Ehrfurcht vor Gott verpflichtet auch zur Ehrfurcht vor der Würde jedes Mitmenschen und der ganzen Schöpfung.

Der Apostel Paulus spricht im Galaterbrief von der „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22) und zählt auf: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“. Die Gaben und die Frucht des Heiligen Geistes brauchen wir, in der Corona-Zeit ganz besonders. Wenn wir sie empfangen und nutzen, kann unser Leben gelingen. Ein stilles Pfingsten 2020 kann helfen, den guten Heiligen Geist neu zu entdecken.

Frohe Pfingsten wünsche ich Ihnen, ein Pfingstfest besonderer Art mit wichtigen Einsichten!