Lesen Sie hier: Die Chronologie der Führungskrise beim VfB Stuttgart
Tobias Stieler, der sich nicht zu den Vorfällen äußerte, hatte also offenbar einen Kontakt des Paderborner Spielers mit dem Ball wahrgenommen. Dann hat er die Entscheidung getroffen, die durch den VAR und die TV-Bilder nicht hundertprozentig widerlegt werden konnten. Und, das ist wohl das Entscheidende der Geschichte: Stieler wäre nach Studium der TV-Bilder wohl zu keinem anderen Ergebnis gekommen. Auch, weil es die „Lupe“, die die Fernsehzuschauer in der Analyse der ARD hinterher sahen, für den Referee am Monitor am Spielfeldrand nicht gibt. Für Stieler war der Fall dann klar: Weil eine Berührung des Balls durch den Paderborner Spieler vorlag, wurde die Abseitsstellung Haalands aufgehoben – Tor für Borussia Dortmund.
Für Steffen Baumgart war diese Sichtweise ein schlechter Witz, er widersprach vehement: „Wir haben die Bilder, das kann er sich 20-mal angucken. Daraus eine Berührung des Balls zu machen, finde ich frech.“
Die Reaktion des DFB
Tags darauf gab sich der Coach dann etwas gelassener – er bereute aber nichts. „Ich habe auf eine Situation aufmerksam gemacht und niemanden persönlich beleidigt“, sagte Baumgart am Mittwoch. „Wenn ich demnächst eine Doktorarbeit schreiben muss, bevor ich zum Interview gehe, dann sollte man mir das sagen.“
Baumgart warb um Verständnis – und sagte: „Ich habe kein Problem mit Herrn Stieler. Wir machen doch alle Fehler. Ich möchte nur nicht, wenn wir irgendetwas nicht richtig machen, es unter den Tisch kehren und zur Tagesordnung übergehen. Wir haben eine Streitkultur.“
Später meldete sich dann auch noch Jochen Drees zu Wort – nach Meinung des Projektleiters für den Bereich Videoassistent beim Deutschen Fußball-Bund ist Baumgarts Kritik an Tobias Stieler überzogen. Demnach sei der Gang des Schiedsrichters im Stadion zum TV-Bildschirm an der Seitenlinie „keine Frage des Respekts“. Drees sagte am Mittwochnachmittag: „Ein On-Field-Review (OFR) ergibt nur Sinn, wenn der Videoassistent dem Schiedsrichter einen bildlichen Beleg liefern kann, der die Wahrnehmung auf dem Feld eindeutig widerlegt. Dies war in der Szene in Dortmund aber nicht möglich.“