Boom bei Stellplätzen Wettlauf um Wohnmobiltouristen

Peter Rauscher

Der Wohnmobiltourismus in Deutschland boomt und immer mehr Städte und Gemeinden auch in der Region reagieren. So werden etwa in Hollfeld, Emtmannsberg und Gößweinstein gerade neue Plätze geplant, Bad Berneck denkt über eine Erweiterung nach. Allerdings wird nicht jeder Stellplatz automatisch gut nachgefragt. Auch Reisende im Wohnmobil stellen Ansprüche und beurteilen die Qualität der Plätze sehr unterschiedlich.

 
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Christa Strohmeyer aus München hat als Wohnmobil-Veteranin schon viele Stellplätze in ihrem Leben gesehen. „Seit 1977 mach ich mit dem Wohnmobil Urlaub, ich fahre auch noch nach Spanien“, sagt die 85-Jährige. Früher war sie mit dem Ehemann unterwegs, nach dessen Tod fährt sie allein mit ihrem Mischlingshund Nellie. Gerade steht sie mit ihrem Alkoven-Fahrzeug in Bad Berneck auf dem Stellplatz am Klang. „Hier habe ich alles was ich brauche: Strom, Wasser, Abwasser- und Chemie-WC-Entsorgung, Mülleimer und sogar Hundebeutel, und alles ist sehr sauber.“ Christa Strohmeyer, eine gebürtige Marktrodacherin, kommt öfter ins Fichtelgebirge und in den Frankenwald, und gerne macht sie auf dem Platz in Bad Berneck Station.

Sehr günstig gelegen

Auch Günther Messer ist gerade auf dem ebenen und asphaltierten Stellplatz Am Klang angekommen. Der 72-jährige Schwabacher ist in Bad Berneck geboren und im Alter von elf Jahren weggezogen. Jetzt kommt er schon das zweite Mal mit seinem Campervan her, diesmal ohne Ehefrau und mit Fahrrad, um sich in der alten Heimat umzusehen. Auch er findet den Stellplatz optimal, zumal er in fußläufiger Entfernung zur Stadt und zum Supermarkt liegt, viele Wander- und Radwege rasch erreichbar sind und die Stadt dafür keine Stellplatzgebühr verlangt. „Das finde ich sehr großzügig“, nickt er anerkennend.

Von einem bis fünf Sterne

Mehr als 23000 Wohnmobil-Stellplätze und Campingplätze in Europa listet die kostenlose Such- und Bewertungs-App Stellplatz-Radar des Reisemagazins Promobil auf, darunter auch rund 40 im Umkreis von Bayreuth. Zwar liegen die Plätze in Fichtelgebirge, Fränkischer Schweiz und Frankenwald, was die Zahl der positiven Bewertungen angeht, noch nicht auf den absoluten Spitzenplätzen in Bayern. Einige schneiden aber besser ab als andere. Darunter die Plätze in Auerbach, Kulmbach (Am Schwedensteg), der Lohengrin-Terme. Mit fünf von fünf möglichen Sternen führen die Plätze in Münchberg und in Bad Berneck bei 26 und zwölf Bewertungen das Feld im Regionalvergleich an. Auf nur einen Stern bringt es dagegen der Platz in Wiesenthal, bei dem Nutzer offenbar die Wasserversorgung nicht finden konnten und Müllablagerungen beklagten.

Erweiterung wird geprüft

Vier Stellplätze bieten die Bad Bernecker an, aber manchmal stehen hier auch sieben oder acht Fahrzeuge. Obwohl das an Stellplätzen üblicherweise nicht unbedingt erwünscht ist „kann man hier auch mal die Liege rausstellen oder die Markise rausrollen“, sagt Florian Fraaß von der Touristinfo Bad Berneck. Platz ist genug da, die Stadt erwägt gerade, ob sie statt vier künftig sechs Stellplätze mit Stromsteckdosen anbieten soll.

Kommunen investieren

Aus den Zug zum Wohnmobiltourismus springen immer mehr Städte und Gemeinden auf. Kulmbach hat dieses Jahr am Schwedensteg schon vorgelegt, in Emtmannsberg wird gerade gerechnet, ob sich eine fünfstellige Investition in gut ein Dutzend Stellplätze rechnen könnte und auch in Hollfeld und Gößweinstein laufen Planungen.

Kaufkraft für die Region

Denn Wohnmobilisten füllen zwar keine Hotels, bringen aber dennoch Kaufkraft in die Regionen. 2019, also bereits vor der Pandemie, wurden nach Angaben des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr der Uni München auf deutschen Plätzen fast 17 Millionen Übernachtungen mit dem Reisemobil gezählt, rund 23 Prozent mehr als 2016. Davon profitiert die ansässige Wirtschaft: Im Schnitt gab demnach jeder Reisemobilist pro Urlaubstag 50 Euro aus für Gebühren, Gastronomie, Einzelhandel, Freizeiteinrichtungen, Kulturangebote, Ausrüstung etc. aus. Mit dem Ausbau von Wohnmobilplätzen ist mithin ein Wettlauf um eine Gruppe meist besonders zahlungskräftiger Touristen entbrannt. Die besten Chancen haben dabei diejenigen mit dem attraktivsten Angebot direkt am Stellplatz ebenso wie in der Umgebung: Interessante Stadt, schöne Natur, gutes Sport-, Freizeit- oder Kulturangebot. Am top-bewerteten Stellplatz Münchberg etwa wissen die Wohnmobilisten - ebenso wie an den Thermen - besonders die Badegelegenheiten zu schätzen.

Christa Strohmeyer mag‘s aber lieber etwas ruhiger. Bad Berneck ist so ein beschaulicher Platz, an dem sich auch ihr Hund Nellie nicht angeleint austoben kann. Die 85-Jährige weiß deshalb schon jetzt: „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.“

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