BLSV-Camp: Chronik eines absehbaren Endes

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Die Tage des BLSV-Sportcamps in Fichtelberg sind gezählt. Ein ausschlaggebendes Kriterium hierfür war die Tatsache, dass im direkten Umgriff keine Sporthalle zu bauen ist. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Bayerische Landessportverband (BLSV) schließt dieses Jahr sein Sportcamp in Fichtelberg. Die Entscheidung kam nicht überraschend, lange vorher wurden dazu die Weichen gestellt. Eine schwere, aber rein wirtschaftliche Entscheidung, sagt Jörg Ammon, Vizepräsident des BLSV.

 
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Jörg Ammon ist beim BLSV zuständig für die Sportcamps. Seit 2008 betreut er sie. Damals lief eines der insgesamt vier gut, drei nicht so gut. Unter Ammons Führung gelang es, die negative Tendenz zu drehen, selbst in den Sportcamps am Spitzingsee und im Bayerischen Wald. „Auch keine einfache Gegend“, sagt Ammon. Ziel im Verband war es, die Camps dauerhaft in die Gewinnzone zu fahren. Das war in Fichtelberg nicht gelungen.

Eine Analyse brachte die Gründe ans Tageslicht. Es fehlte an allem: die Zimmer, die Ausstattung, die fehlenden Möglichkeiten in den Übergangsmonaten und im Sommer, wenn das Wetter schlecht ist.

Camp schrieb rote Zahlen

Dringlichster Wunsch des BLSV und Bedingung, das Camp in Fichtelberg weiter zu betreiben, war im Jahr 2013 eine Sporthalle. Und das möglichst nah an der bestehenden Einrichtung. Hintergrund solcher Überlegungen ist immer, dass es günstiger ist, einen bestehenden Standort zu sanieren und zu erweitern, als neu zu bauen. Der Gemeinderat schlug ein Grundstück vor, das beim BLSV aufgrund der Bedingungen ausschied: am Hang und zu schwierig zu bebauen. Ein anderes Grundstück hatte Fichtelberg damals nicht im Angebot. Das war das Aus für das Sportcamp Fichtelberg. Obwohl es aus BLSV-Sicht gar keinen Grund gegeben hätte, ein Camp neu auszuschreiben: Fichtelberg hat mit Rollerbahn, Skilift, Abfahrt, einer teils schneesicheren Lage, einem Gelände für Mountainbiking und anderen Sportarten alles, was wichtig ist für eine Ganzjahresnutzung. Aber eben kein passendes Gelände für eine Turnhalle.

Seit 55 Jahren betreibt der BLSV sein Camp im Ort. Es war mittlerweile das einzige, das rote Zahlen schrieb: In zehn Jahren hatte es den Verband fast eine halbe Million Euro gekostet. Pro Jahr schoss er zwischen 40 000 und 60 000 Euro zu. Trotzdem fiel Ammon der Entschluss nicht leicht, Fichtelberg aufzugeben, denn er selbst und der BLSV seien dort „sehr verwurzelt“. Einfach „schließen und weggehen“ sei nicht infrage gekommen. Die Frage sei gewesen: ein Neubau mit attraktiven Bedingungen, guten Zimmern, einer Sporthalle und Außenanlage – oder schließen.

Neues Camp in Bischofsgrün

Bevor die Entscheidung fiel, gingen zwei Gutachter ans Werk. Sie sollten die Frage klären, ob der BLSV ein Camp in der Region wirtschaftlich betreiben könne. Klare Antwort: ja. Unter der Voraussetzung, dass 299 Betten in 110 Zimmern vorgehalten würden. Für Schulklassen, Vereine und für Sportler, die in kleineren Gruppen kommen und für ihre Unterkunft auch etwas mehr zu zahlen bereit sind. Der Verband nickte 2014 das Konzept ab. Neben vielen Standorten in ganz Franken und der Oberpfalz bewarben sich Fichtelberg mit der Bleaml-Alm und Bischofsgrün. Bischofsgrün gewann. „Wirtschaftlicher zu stemmen war es dort“, sagt Ammon.

Schon 2014 hatte der Verband verkündet, dass er Fichtelberg dann schließen und es nicht als Außenstelle weiter geöffnet halten werde. 2016 sollte in Fichtelberg bereits das Licht ausgehen, allerhöchstens sollte es bis zur Neueröffnung in Bischofsgrün geöffnet sein. Das war der Zeitplan. „Es kann keiner sagen, er hätte es nicht gewusst“, sagt Ammon.

Zuschüsse wurden zwei Jahre geprüft

Dass die Schließung doch später kam, lag an den EU-Bestimmungen. Durch die allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung wurden die Zuschüsse zwei Jahre geprüft – eine Gnadenfrist für Fichtelberg. Zwei Jahre hat es gedauert, bis die EU der Staatsregierung die Bezuschussung mit mehr als 20 Millionen Euro erlaubt hat.

„Nachdem die Belegungszahlen für 2018 um zwei Drittel eingebrochen sind, gab es keine Begründung mehr, das Camp zu halten“, sagt Ammon. Möglichkeiten einer Hilfe durch die Gemeinde sehe er nicht, es brauche eine bestimmte Anzahl von Mitarbeitern, Reinigungspersonal, Küche, Spätschicht et cetera, um ein Camp betreiben zu können. „Wir haben uns das mehrmals gut überlegt, wann wir den Schritt der Schließung gehen müssen.“

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