Zwei Teenager starben in Deutschland in den vergangenen Wochen nach Blitzschlägen. Experten erklären, wie man sich schützen kann, wenn es plötzlich donnert und blitzt.
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Der August beginnt in Teilen Deutschlands mit Gewittern. Bereits in den vergangenen Wochen regnete es teils heftig, donnerte und blitzte. Mehrere Menschen starben durch Blitzschläge: Ein 18-Jähriger wurde auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, tödlich verletzt. Eine 14-Jährige, die in Delmenhorst bei Bremen mit ihrer Familie an einem Baum Schutz gesucht hatte und durch einen Blitz verletzt worden war, starb Tage später im Krankenhaus.
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Experten erklären, wie viele Menschen von Blitzen getroffen werden, welche Folgen das für sie hat und wie man sich rechtzeitig schützen kann.
Wie groß ist die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden?
Es gibt keine offizielle Statistik in Deutschland zur Zahl der Toten und Verletzten durch Blitzeinschläge. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) sammelt und analysiert Medienberichte zu Blitzunfällen und interviewt überlebende Opfer:
Der Auswertung des Verbandes zufolge gibt es pro Jahr durch Blitzeinschlag bundesweit etwa sieben Todesfälle und 120 Verletzte.
„Von den Menschen, die direkt von einem Blitz getroffen werden, sterben 30 Prozent“, sagt Thomas Raphael, Blitzschutzexperte im VDE.
Jedes Jahr kommen dem Fachmann zufolge etwa 52 Geschädigte hinzu, die oft ihr ganzes Leben lang unter den Folgen des Blitzunfalls leiden.
Welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen?
Wenn Unwetter vorhergesagt sind, sollten zu dieser Zeit keine Aktivitäten im Freien geplant werden, rät Raphael. „Wenn ich weiß, dass am Nachmittag Gewitter möglich sind, muss ich wissen, wo ich Schutz finde“, mahnt der Elektroingenieur.
„Den besten Schutz bieten geschlossene Gebäude aus Stein“, betont Blitzforscher Ullrich Finke von der Hochschule Hannover. Auch im Inneren von Autos sei es relativ sicher, die Fenster müssten aber geschlossen bleiben. Die Karosserie aus Metall dient als Schutz und verhindert, dass die Elektrizität in den Innenraum eindringt. Cabrios bieten nur dann Schutz, wenn eine Metallschicht in das Verdeck eingearbeitet ist.
Der Schutzraum sollte schon vor dem Herannahen des Gewitters aufgesucht werden, rät Raphael. „Wir wissen aus unseren Analysen: Es gibt immer wieder Situationen, in denen schon der erste Blitz zu einem Schaden führt.“
„Vielen Menschen ist immer noch nicht bewusst, dass man Bäume meiden muss bei Gewittern“, betont Blitzexperte Raphael. Dies gelte für alle Baumarten. Der Blitz schlägt oft in den höchsten Punkt ein, also müssen auch Reiter vom Pferd steigen. Von Bäumen oder hölzernen Masten kann ein Blitz auf Menschen in der Nähe überspringen, auch über mehrere Meter.
Finke rät auch davon ab, sich an einer Hauswand unterzustellen, dies habe einen ähnlichen Effekt wie ein Baum. Zu meiden sind darüber hinaus auf jeden Fall Wasser und metallische Gegenstände beziehungsweise Masten aus Metall, weil diese die Elektrizität gut leiten. Radfahrer sollten absteigen und ihr Rad in zehn Meter Entfernung liegenlassen.
„Hütten sind ungeeignet, denn der Strom geht durch sie den Weg in die Erde“, unterstreicht der Neurologe Berthold Schalke, der an der Uniklinik Regensburg Patienten nach Blitzschlägen betreut. 2013 starben auf einem Golfplatz vier Frauen, die vor einem Gewitter Schutz in einer Holzhütte gesucht hatten, weil der Blitz von den Wänden der Hütte auf sie übersprang.
Schalke sind auch Blitzopfer bekannt, die in Buswartehäuschen saßen. In diesem Fall war der Blitz in einem Baum hinter der Bushaltestelle eingeschlagen und über das Erdreich zu der Person gelangt. Beim Wandern in den Bergen können zum Beispiel metallene Leitern oder Geländer tödliche Stromstöße verursachen.
Wie verhält man sich, wenn man kein festes Gebäude mehr erreicht?
Es wird geraten, sich auf dem freien Feld möglichst eine Mulde zu suchen und mit geschlossenen Füßen hinzuhocken. Bei einem Blitzeinschlag in der Nähe verteilt sich der Strom über das Erdreich. Steht man mit ausgebreiteten Beinen, kann zwischen den Füßen eine Schrittspannung entstehen. Strom fließt durch den Körper.
Die Gefahrenzone befindet sich dem Verband Elektrotechnik zufolge mehr als zehn Meter rund um den Einschlagpunkt, in felsigen Gebieten sei diese noch größer. Felsen sollten in der Hocke nicht berührt werden. Auch sollten sich Menschen in mindestens zehn Meter Abstand voneinander hinhocken und nicht berühren – also auch keine Kinder an die Hand nehmen.
Was sind die Folgen eines Blitzunfalls?
Zu den neuropsychologischen Effekten zählen laut Mediziner Schalke kognitive Einschränkungen. Die Patienten könnten sich oft nicht mehr gut konzentrieren und hätten Gedächtnisprobleme. Die dünnen Nervenfasern im Körper, durch die der Strom geflossen sei, seien irreversibel geschädigt. Eine Folge sei der Verlust des Schmerz- und Temperaturempfindens. „Viele Menschen können nach einem Blitzschlag ihren Beruf nicht mehr ausüben.“
Hinzu komme bei einigen Patienten die Schwierigkeit, bei ihrer Versicherung nachzuweisen, dass ihre Krankheiten tatsächlich direkte Folgen des Blitzunfalls seien. Wenn der Strom über die Erde eindringe, gebe es keine Narben auf der Haut.
Info: Blitze und Gewitter
Was ist ein Blitz? Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach definiert Blitze als „Funkenüberschlag großen Ausmaßes zwischen Wolken mit entgegengesetzter Ladung oder zwischen Wolken und der Erdoberfläche“. Die unglaublich Energie, die in Blitzen gespeichert ist, entlädt sich binnen Zehntelsekunden.
Wie oft hat es 2023 in Deutschland geblitzt? Wie Deutschlandweit war Fürstenfeldbruck in Bayern mit 31,4 Blitzen pro Quadratkilometer Spitzenreiter. In ganz Deutschland blitzte es vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2023 knapp zwei Millionen Mal. Die Zahl der Blitzentladungen beträgt laut Nowcast-Geschäftsführer Richard Fellner 84 Prozent des Durchschnittswertes der vergangenen zehn Jahre. Ungewöhnlich reich an Gewittern ist demzufolge der März mit 113 000 Blitzentladungen gewesen. Als Gewittersaison gelten in Deutschland die Monate von Mai bis August.
Wie oft hat es 2023 in Baden-Württemberg geblitzt? In der ersten Jahreshälfte 2023 hat es in Baden-Württemberg Zehntausende Male geblitzt. Insgesamt zählte das Blitzmesssystem im Südwesten 253 021 Blitze, wie das Münchner Blitzortungsunternehmen Nowcast mitteilt. Der Landkreis mit der höchsten Blitzdichte in Baden-Württemberg war demnach Ulm mit 20,8 Blitzen pro Quadratkilometer.
Wie berechnet man den Abstand zu einem Gewitter? Wenn man sich beim Gewitter, bei dem sich gewaltige elektrische Spannungen entladen, im Freien aufhält, sollte man wissen, wie weit die Blitze noch entfernt sind. Die Distanz zu einem Gewitter berechnet man, indem man die Zeit zwischen Blitz und Donner in Sekunden mit der Schallgeschwindigkeit (343,2 Meter pro Sekunde) multipliziert und die Summe durch 1000 teilt.
Blitz-Rechenformel Entfernung (in km) = Sekunden zwischen Blitz und Donner x Schallgeschwindigkeit : 1000. Sie messen einen zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner von zehn Sekunden. In Metern beträgt die Entfernung: zehn Sekunden x 343,2 Meter pro Sekunde – also 3432 Meter, die durch 1000 geteilt werden, um die Kilometerzahl zu erhalten. Ergebnis: Der Blitz ist 3,43 Kilometer von ihnen entfernt.