Blauer Tropfen: hier gibts Wasser umsonst

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Der Aufkleber beweist: Im Fahrradgeschäft Trailhouse von Felix Lautner (Bild) kann man seine Trinkflasche kostenfrei mit Leitungswasser füllen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein blauer Tropfen weist den Weg: Wenn an Schaufenster oder Eingangstüren Aufkleber mit diesem Logo haften, weiß der durstige Mensch, dass er hier seine Trinkwasserflasche kostenfrei auffüllen darf. "Refill Bayreuth" heißt das von Ehrenamtlichen in Bayreuth eingeführte Projekt, das mithelfen soll, die Müllflut einzudämmen, die unter anderem von Plastikflaschen verursacht wird.

 
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30 Grad im Schatten, der Durst wird übermächtig, doch die Flasche ist leer: Ein Schluck Wasser wäre jetzt gut. Nur, wo ist eine Zapfstelle? Ein Aufkleber mit einem blauen Wassertropfen weist den Weg. In Geschäften wie dem Fahrradladen Trailhouse oder dem Bekleidungsgeschäft Lemon tree, und in Einrichtungen wie dem Umweltbüro des Bundes Naturschutz und dem Glashaus an der Uni zieren diese Aufkleber die Eingangstüren. Und versprechen damit, dass man hier seine Trinkwasserflasche kostenfrei auffüllen darf. "Refill" heißt das Projekt, das Anja Zeilinger und ihre Mitstreiter nun auch in Bayreuth etabliert haben.

"Wir sind noch im Aufbau. Aber die Zahl der Teilnehmer nimmt stetig zu", sagt Anja Zeilinger. Dort, wo die Aufkleber an den Türen haften, werde die Einladung, kostenfrei Wasser zu zapfen, gerne angenommen. Die Resonanz könnte jedoch größer sein, verhehlt sie nicht. Das Projekt "Refill" sei einfach noch zu wenig bekannt in der Stadt. Und die Zahl der Stationen noch zu gering.

Gegen die Müllflut

Die Idee hinter dem Projekt Refill basiert auf zwei Überlegungen: Zum einen wollen die Initiatoren einen Anreiz bieten, den Kauf von Mineralwasser in Plastikflaschen einzudämmen und damit das hohe Aufkommen von Plastikmüll zu verringern. Zum andern, sagt Anja Zeilinger, möchte man die Verbraucher darauf hinweisen, dass das Wasser aus den öffentlichen Leitungen über eine hohe Qualität verfügt. Eine Qualität, die meist die von Wasser in Plastikflaschen übersteigt. Und dann ist da noch der soziale Aspekt. Menschen kommen bei der Bitte um kostenfreies Trinkwasser in Kontakt mit den Anbietern. Man lernt sich kennen und tauscht sich aus. Vielleicht sogar über umweltpolitische Themen.

Der wirtschaftliche Aspekt mag bei manchen Geschäftsbetreibern vielleicht auch eine Rolle gespielt haben. Nicht so bei Felix Lautner und Silke Nöchel. Lautner, der in Moritzhöfen sein Fahrradgeschäft Trailhouse betreibt, war von Beginn an begeistert von der Idee. Als ihm Anja Zeilinger das Projekt Refill erklärt hätte, habe er sofort zugesagt, sich zu beteiligen, sagt Lautner. Dass Kunden ihn fragen, ob sie in seinem Geschäft ihre Wasserflaschen füllen können, sei ihm nicht neu. Schließlich haben viele Radler ihre Trinkflaschen immer dabei. Dass man mit der Aktion aber dazu beitragen kann, die Plastikmüllflut einzudämmen, habe ihn sofort begeistert. So begeistert sogar, dass Lautner den Druck der Aufkleber für Bayreuth finanziert hat. Für Silke Nöchel, die in ihrem Geschäft ökologisch und fair hergestellte Produkte verkauft und im nächsten Jahr vollständig auf ein veganes Sortiment umstellt, ist der Umweltgedanke ausschlaggebend. "Refill ist eine Superidee, die ich gerne unterstütze", sagt Silke Nöchel. Von daher musste sie auch nicht lange überlegen, ob sie als Verteilstation für die Aufkleber fungieren wolle. Ihr Sortiment hat sie zwischenzeitlich um passende Trinkflaschen erweitert.

Leitungswasser schont den Geldbeutel

Seine Trinkwasserflasche kostenfrei auffüllen kann man auch bei den Stadtwerken. Wie Pressesprecher Jan Koch sagt, steht im Kundencenter Energie & Wasser am ZOH ein Wasserspender bereit. Durstige können das Angebot jederzeit - den Öffnungszeiten entsprechend - nutzen und sollen sich nicht davon abschrecken lassen, dass kein Aufkleber an der Tür klebt. "Wir sind einfach noch nicht dazu gekommen, uns mit den Refill-Aktiven zu treffen." Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke, der die Idee ebenfalls "super" findet, erklärt zudem, dass Trinkwasser aus der Leitung nicht nur gesund, sondern auch gut für die Umwelt sei, weil keine Flaschen hergestellt und recycelt werden müssten. Außerdem besitze das Bayreuther Trinkwasser eine sehr gute Qualität. Wer es Mineralwasser vorziehe, schone noch dazu seinen Geldbeutel. Bayer: "Für den Preis eines Liters Mineralwasser erhält man mehrere hundert Liter Wasser aus der Leitung."

Angebot für Reisende

Um das Projekt Refill noch bekannter zu machen, hat sich Initiatorin Anja Zeilinger eine neue Idee ausgedacht. Sie will vermehrt in Reisenetzwerken die Infos verbreiten, wo in Bayreuth und Umgebung Reisende kostenfreies Trinkwasser finden können. In erster Linie hat sie dabei Radtouristen im Blick, die in der Region unterwegs sind. Einen Tipp hat sie noch für all jene, die keine Radtrinkflasche dabei haben. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass viele Trinkflaschen nicht unter den Wasserhahn passen, da sie zu groß seien. Deshalb rät sie dazu, ein kleineres Behältnis mitzuführen. Sie selbst habe immer ein Marmeladenglas dabei. Denn: "Das passt unter jeden Wasserhahn."

Mehrwert:

Die Projekt Refill entstand im Jahr 2015 in Bristol. 2017 schwappte die Idee, kostenfreies Wasser anzubieten, nach Hamburg über. Das von Ehrenamtlichen betriebene Projekt ist mittlerweile in vielen Städten von Aachen bis Würzburg angekommen und umgesetzt. In Bayreuth sind bisher rund zehn Beteiligte verzeichnet. Darunter der Weltladen Die Brücke und das Forum Phoenix, aber auch die Geschäftsstellen von SPD und Grüne. Weitere Informationen unter refill-deutschland.de/bayreuth und www.facebook.com/refill.bayreuth.

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