Bis zum Frühjahr 2016 soll das Herz der Israeltischen Kultusgemeinde in der Münzgasse renoviert sein – Kosten: 3,8 Millionen Euro Bayreuth: Sanierung der Synagoge startet im Dach

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Zurück zur ursprünglichen Form. Unter dieser Überschrift steht die Sanierung der Bayreuther Synagoge, der ältesten Synagoge Deutschlands. Dieser Tage begannen die Arbeiten im Dachstuhl des jüdischen Gotteshauses. Mit guten Grund genau dort: Zum einen spielt das historische Dachtragwerk im Architekten-Konzept eine wichtige Rolle. Zum anderen hat man am Gebälk schwere Schäden entdeckt.

 
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um der historischen Baustellen in Bayreuth. Das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus wird saniert. Und auch die Mutter des Welterbes, die Synagoge, wird generalsaniert. Eingerüstet ist das Herz der Israelitischen Kultusgemeinde, die noch dort ihr Domizil hat, bald aber – wahrscheinlich noch im Dezember – ins benachbarte Iwalewa-Haus umziehen wird. „Wir sind glücklich, dass die Sanierung jetzt begonnen hat“, sagt Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultsgemiende, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Sanierung ist auch genau zur richtigen Zeit losgegangen. Denn an entscheidenden Balken im Dach hat man schwere Schäden entdeckt. Einige Balkenköpfe und Balken selbst waren stark in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Gothart. „Einer der wichtigsten Balken, der die Decke trägt, war so stark angegriffen, dass es eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis er nachgegeben hätte.“ Eindringende Feuchtigkeit, Pilzbefall des Holzes und das Werk des Trotzkopf-Käfers, der die Balken von außen nicht erkennbar ausgehölt hat, waren der Grund für die Schwächung des Holzes. „Dendrologische Untersuchungen haben ergeben, dass etliche der Balken vor dem Jahr 1700 geschlagen wurden.“

Das Dachtragwerk der Synagoge, die von 1714 bis 1748 als Vorläuferbau des Opernhauses als Markgräfliche Comödie und Oper genutzt worden war, hat Seltenheitswert in Bayreuth: „Eine handwerklich herausragende Konstruktion“, sagt Robert Pick vom Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Seehof. „Das Landesamt war deshalb auch begeistert, dass das Architekturbüro Wandel, Höfer, Lorch, das für die Planung der Sanierung verantwortlich zeichnet, die Idee hatte, die Konstruktion durch einen Glasraum erlebbar zu machen“, sagt Pick auf Anfrage unserer Zeitung.

Im Dach hat man zudem etwas entdeckt, über dessen Funktion man sich noch nicht ganz im Klaren ist: einen historischen Blasebalg mit gut erhaltener, blauer Bespannung. Der große Blasebalg könnte entweder zum Betrieb einer kleinen Orgel genutzt worden oder Teil einer barocken Bühnentechnik sein. „Da muss man parallel noch recherchieren“, sagt Pick. „Die Konstruktion wird aber in jedem Fall im Dach bleiben.“ Die Sanierung der Synagoge nach den Plänen von Wandel, Höfer, Lorch, die unter anderem auch die Synagoge in Dresden gebaut habe, ist nach Picks Worten eine „gelungene Planung, die Alt und Neu sehr gut kombiniert“.

Wenn das Dach „im Frühjahr ertüchtigt ist“, sagt Gothart, werde mit der Innensanierung begonnen. „Dabei wird das Haus in die Nähe des Originalzustands gebracht.“ Das heißt: Wie 1714 wird das Haus dann wieder von einem großen Saal geprägt. „Die Synagoge war 1960 nach den damaligen Notwendigkeiten saniert worden. Das ganze Haus wird entkernt und die damaligen Einbauten werden entfernt.“ Gothart sagt, diese Arbeiten werden – „wenn alles so läuft, wie es geplant ist“ – zum Sommer abgeschlossen sein. Dann beginnt nach den Plänen der Architekten der Innenausbau, „den wir europaweit ausgeschrieben haben“. Ebenso starten die Sanierung der Fassade und die Arbeiten an der Haustechnik. Bis zum Frühjahr 2016 wolle man das Projekt Synagoge abgeschlossen haben, für das vor einem Jahr der Bauantrag eingereicht worden war.

Veranschlagt für die Sanierung und Neugestaltung der ältesten Synagoge Deutschlands sind nach Gotharts Worten 3,8 Millionen Euro. Im ersten Bauabschnitt war die Mikwe, das rituelle Tauchbad, gebaut worden. Nach der Renovierung der Synagoge folgt der letzte Bauabschnitt: Der Umbau des Iwalewa-Hauses zum Gemeindezentrim der Israelitischen Kultusgemeinde. Finanziell sei das Gesamtprojekt auf einem guten Weg, dennoch fehlen aktuell noch rund 200 000 Euro. „Spenden sind uns immer willkommen“, sagt Gothart. Eine Idee, Geld zu sammeln, hat Gothart bereits in petto: Eventuell soll es eine Versteigerung von Dachziegeln geben. Handgefertigten, sehr gut erhaltenen Ziegeln aus der ersten Eindeckung von 1714. „Sie haben – wie die Synagoge – die Zeiten überdauert. Und sie haben die guten wie die sehr schlechten Zeiten überstanden“, sagt Gothart.

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