"Die Zukunft ist der Tod!“ Goethes Erben in Bayreuth

Udo Meixner

Goethes Erben feiern sich mit eigenen Festspielen in Bayreuth

 
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Bayreuth - Festspiele im September? Das gibt es auch nur in Bayreuth! Ausgerufen von Oswald Henke als Höhepunkt der Tournee seiner Band Goethes Erben. Aus ganz Deutschland und aus Österreich kamen die Fans am Samstagabend in den Europasaal im Zentrum, um den „Erben-Festspielen“ einen würdigen Rahmen zu verleihen. Und wie auf dem Grünen Hügel gab es auch hier einen Dresscode: Schwarz musste es sein, das Gewand. Tiefschwarz, wie die zumeist zynisch-dystopischen Texte von Oswald Henke. „Die Zukunft ist der Tod!“ manifestierte Henke deshalb auch gleich zu Beginn des fesselnden Auftritts.

„Spiel mit mir das Töten“ zum Beispiel, einer der neuen Songs, klagt die Ungleichbehandlung der Kulturschaffenden in Zeiten von Corona an. Schließlich sei die geldgierige Uefa, die bei der Fußball-EM volle Stadien erlaubt, für mehr Infektionen verantwortlich, als ein Musiker, der gar nicht oder nur unter strengsten Auflagen auftreten darf. Oswald Henke dankte aus diesem Grunde auch den Fans, die „aus den Fängen ihres Sofas“ entkommen und zum Konzert gekommen waren.

Ein weiterer Höhepunkt des Konzertes war ein Song aus dem Jahr 1992, aus der Anfangsphase von Goethes Erben - „Iphegenie“. Der makabre Inhalt in Kürze: Das Lied spielt 1943 in Deutschland, die kleine Iphigenie wird zum Metzger geschickt, der das Mädchen wegen kriegsbedingten Mangels schlachtet und es ihrer Familie als Braten serviert.

Letzte Zugabe des über 90-minütigen Auftritts ist deutsche Fassung des legendären Nick-Cave-Stückes „Mercy Seat“. Der Song beschreibt die letzten Stunden eines zum Tode verurteilten Häftlings. Mit der näher kommenden Exekution schlagen die Gitarren immer wilder an. Der elektrische Stuhl wird mit fortschreitender Todesangst auch zur Erlösung, zu einem „Thron im Himmel“.

Mit auf der Bühne stand hier auch der Violinist Matt Howden. Mit seinem Projekt Sieben hatte der Engländer den Konzertabend eröffnet. Howden arbeitet live mit Loops, er schichtet diverse Violinen-Töne und Melodien übereinander, bis sich eine dichtes Klangdickicht ergibt, das ebenso eindrucksvoll wie hypnotisch ist.

Zweite Band der Erben-Festspiele war Mila Mar aus Göttingen. Die Phantasiesprache von Sängerin Anke Hachfeld gibt wenig Aufschluss über deren Inhalte. Die Emotionen von Mila Mar such sich deshalb einen anderen Weg der Kommunikation: Tanz, Mimik, Gestik, Körperspannung.

 

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