„Bierstacheln“ im Adventsdorf: Das Getränk wird durch den Haken runder und rauchiger Der Brauch Stacheln: Heißes Eisen im Bier

Von Klaus Altmann-Dangelat
Bierstacheln auf dem Adventsdorf in Pegnitz: Hier erhitzt gerade Sebastian Rüffer den Gerstensaft. Foto: Ralf Münch Foto: red

Im Adventsdorf am Alten Rathaus lebt ein alter Brauch neu auf. Das dunkle Bier der Jura-Bräu wird „gestachelt“. Der Schaum des Bieres wird mit einem heißen Haken, einem Stachel, erhitzt. Dabei wird der Geschmack des Getränks geringfügig verändert. Zum Besseren hin, meinten einige Testtrinker, die von der Redaktion befragt wurden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das gestachelte Bier (bei dem nur der Schaum erhitzt wird, der Gerstensaft selbst bleibt kühl) kann man von Freitag bis Sonntag am Abend am Stand des FC Pegnitz probieren. Beim Bierstacheln karamellisiert der Restzucker im Bier und verleiht ihm einen besonderen Geschmack.

Die Idee für diese neue Attraktion des Adventsdorfes hatte Kilian Dettenhöfer aus Troschenreuth. Der junge Pegnitzer Stadtrat befasst sich im Rahmen seiner Ausbildung viel mit Hopfen und Malz. Er studiert das Fach Lebensmittelmanagement und schreibt bei der Brauerei Maisel zurzeit seine Diplomarbeit. Parallel dazu hat er bei der Kaiser Bräu in Neuhaus/Pegnitz eine Lehre zum Braumeister absolviert. „Bei meiner Ausbildung bin ich eben auch auf das Bierstacheln gestoßen. In früheren Zeiten wurde das Bier in tiefen Kellern mit Eisbrocken kühl und frisch gehalten. Wenn die Brauer das Bier probieren wollten, haben sie vorher einen heißen Schürhaken in das Glas gehalten.“

Eine alte Tradition

Wenn man diesen Vorgang heute wiederholt, merke man, so Dettenhöfer weiter, dass das Bier „runder“ und rauchiger schmeckt. Das bestätigten auch Testtrinker vor der FC-Hütte. „Zusammen mit der Jura-Bräu haben ich mir gedacht, dass man diese alte Tradition wieder aufleben lassen könnte.“ Dettenhöfer ist der Ansicht, dass man dem Bier einen höheren Stellenwert als bisher zukommen lassen sollte. „Man muss wieder mehr über das Thema Bier reden – beim Wein ist das mittlerweile ja auch wieder der Fall.“

Je länger man mit Dettenhöfer spricht, desto deutlicher werden seine Ambitionen. „Beim Bier haben wir eines der letzten unverfälschten Lebensmittel vor uns. Es ist faszinierend, welche Geschmacksvielfalt man aus den drei Grundbestandteilen Gerste, Hopfen und Wasser schaffen kann.“ Der junge Troschenreuther weist in diesem Zusammenhang auf die aus den USA nach Deutschland kommende Craftbeer-Welle hin. „So etwas brauchen wir eigentlich nicht, unsere kleinen Brauereien liefern schon beste Produkte.“

Auch auf die meisten Bier-Sommeliers, von denen viele nur einen Kurs besucht haben, ist Dettenhöfer nicht gut zu sprechen. „So etwas brauchen wir nicht. Unsere Braumeister haben viel mehr Sachverstand und können Biere, auch durch ihre langjährige Tätigkeit, viel besser beurteilen.“ Dettenhöfer skizziert kurz, was beim Thema noch möglich wäre: „Man könnte einen Eisbock ins Angebot nehmen, der viel stärker und süßer als das normale Bier ist. Denkbar sind auch sogenannte Bieraperitifs.“

Bilder