In den Gaststätten einiger Städte sei zwar zeitweise mehr Bier getrunken worden, dies seien aber lokale Effekte geblieben, sagt Huber. Die Brauereien verkaufen in Deutschland nur circa ein Sechstel des Biers an die Gastronomie, den Löwenanteil ihres Geschäfts machen sie mit dem Handel - und da verlief der Absatz nach Einschätzung von Veltins mau.
Positive Halbjahreszahlen von Veltins
Veltins legte zudem Zahlen vor, denen zufolge das Familienunternehmen im ersten Halbjahr 2024 gut vier Prozent mehr Bier verkaufen konnte als im Vorjahreszeitraum. Der Gesamtausstoß lag den Angaben zufolge bei rund 1,7 Millionen Hektolitern. Im Juni verbuchte aber auch Veltins ein Minus. Für die zweite Jahreshälfte rechnet Manager Huber nur mit einem leichten Wachstum.
Was die anderen Brauer sagen
Auch der Deutsche Brauer-Bund äußerte sich verhalten über die Folgen der Fußball-EM für die Branche. "Das Wetter hat leider nicht immer so mitgespielt, wie wir es uns gewünscht hätten", sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. "Die Achterbahnfahrt der Temperaturen und die häufigen Unwetter haben vielen Wirten das Geschäft verhagelt, so manche Gartenparty fiel ins Wasser." Außerdem spüre auch die Bierbranche die Konsumzurückhaltung, die Verbraucherstimmung habe sich eingetrübt.
Andere Brauereien meldeten sich ebenfalls zu Wort. "Der deutsche Biermarkt bleibt auch 2024 unter Druck", sagte eine Radeberger-Sprecherin. "Auch, wenn es für eine abschließende Bilanz zu früh ist, konnte die Fußball-EM in der Fläche wohl nicht die von der Branche erhofften größeren Absatzimpulse bringen." Das Statistische Bundesamt will die Absatzzahlen für Juni und somit für das komplette erste Halbjahr in zwei Wochen publizieren, diese Angaben dürften präziser sein als die Veltins-Schätzung.
Die Radeberger-Sprecherin sagte mit Blick auf den Gesamtmarkt, dass die Brauer auf einen doch noch irgendwann einsetzenden Sommer hofften, der wichtige Absatzimpulse bringen könne. Ein Krombacher-Sprecher zeigte sich mit Blick den Geschäftsverlauf seiner Firma im ersten Halbjahr "recht zufrieden". Warsteiner wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Generationswechsel bei Veltins
Die Brauerei Veltins hat 721 Beschäftigte, das Stammwerk ist in Meschede-Grevenstein im Hochsauerlandkreis (NRW). Bei dem Familienunternehmen kommt es zum Jahreswechsel zum Stühlerücken in der Chefetage. Der Firmenlenker Huber (75) scheidet nach fast drei Jahrzehnten am Ruder altersbedingt aus, der bisherige Vertriebsgeschäftsführer Volker Kuhl (61) wird dann Sprecher der Geschäftsführung. Die Firmeninhaberin Susanne Veltins (64) verlässt dann ebenfalls die Geschäftsführung und wechselt in den Beirat von Veltins.
Ihr Neffe Fabian Veltins (34) ist bereits in der Firma tätig, er könnte in einigen Jahren Unternehmenschef werden. "Es ist mein Lebenstraum, die Brauerei Veltins eines Tages zu übernehmen", sagt der Braumeister, der vor seinem Start bei Veltins in Spanien bei einer anderen Brauerei Erfahrungen gesammelt hat. Seine Tante Susanne Veltins sagt: "Ich möchte ihm Zeit geben, sich in Ruhe in alle Bereiche einzuarbeiten."