BHT in Bamberg Handwerk sieht Licht und Schatten

red
Das Handwerk setzt auf den Nachwuchs. Doch beim Thema Mindestvergütung für Auszubildende sind sich die Spitzenvertreter und die Politik nicht einig. Symbolfoto: dpa Foto: Peter Gisder

BAMBERG. Das bayerische Handwerk fordert, wichtige wirtschaftspolitische Weichen während der momentanen konjunkturellen Hochphase zu stellen. Auf der Mitgliederversammlung des Bayerischen Handwerkstages (BHT) in Bamberg hat Präsident Franz Xaver Peteranderl dem Handwerk eine wirtschaftlich gute Entwicklung im laufenden Jahr attestiert. Er rechnet mit einem realen Umsatzplus von drei Prozent und einem Anstieg der Beschäftigung um ein Prozent.

 
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Weil der Fachkräftemangel die Entwicklung hemmt, befürwortet der BHT-Präsident das von der Bundesregierung geplante Fachkräftezuwanderungsgesetz: „Das Handwerk begrüßt Erleichterungen bei der Zuwanderung beruflich qualifizierter Menschen. Wir halten es auch für richtig, dass Menschen mit Fluchthintergrund, die sich durch eine Ausbildung oder qualifizierte Beschäftigung im Handwerk und in unserem Wertesystem integrieren, ein Bleiberecht bekommen.“

Auch die von der Bundesregierung geplante Stärkung der beruflichen Bildung durch die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes geht aus Sicht des bayerischen Handwerks in die richtige Richtung. „Für uns könnte dies eine Chance sein, den Begriff der höheren Berufsbildung im Gesetz zu verankern, die Fortbildungsstufen ab dem Gesellenbrief sichtbar zu machen und auch zu benennen“, sagte Peteranderl.

Gleichzeitig warnt das Handwerk vor der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Mindestausbildungsvergütung. Der BHT-Präsident betonte, die Ausbildungsvergütungen seien von den Tarifpartnern in der Vergangenheit immer verantwortlich und sachgerecht geregelt worden. „Eine Mindestvergütung könnte sich als ernstes Hindernis für die Ausbildung im Handwerk erweisen. Die Ausbildungsbereitschaft könnte sinken.“ Er befürchtet, dass dann vor allem leistungsschwächere Jugendliche schwerer in der Arbeitswelt Fuß fassen würden.

BHT-Hauptgeschäftsführer Frank Hüpers ging auf einige Gesetzesinitiativen der Bundesregierung ein. Er warnte vor zusätzlichen Belastungen für Beitrags- und Steuerzahler. Als Beispiel nannte Hüpers das Rentenpaket: Um ein Rentenniveau von 48 Prozent zu halten, müsste man im Jahr 2040 etwa 50 Milliarden Euro aufwenden, rechnete er vor. „Damit würde der Rentenbeitrag auf mehr als 25 Prozent steigen. Für die Beitragszahler wäre das eine Katastrophe.“

Zudem sei die geplante Einführung einer Brückenteilzeit einseitig an den Interessen der Arbeitnehmer ausgerichtet. Für Unternehmen bedeute sie einen groben Eingriff in die betrieblichen Abläufe. „Handwerksbetriebe und ihre Mitarbeiter kommen mit freiwilligen, gemeinsam getroffenen Absprachen weiter als mit gesetzlichem Zwang“, gab er zu bedenken.

In Bamberg wurden 106 Sieger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Landesebene ausgezeichnet. „Sie sind die besten Nachwuchstalente, die wir in Bayern haben“, lobte der BHT-Präsident. Er appellierte an die jungen Handwerker, ihrem Wirtschaftsbereich treu zu bleiben.

Auch für Landessieger sei es sinnvoll, sich beispielsweise zum Meister fortzubilden. Peteranderl wies auf Fördermöglichkeiten hin – etwa den Meisterbonus des Freistaats Bayern über 1500 Euro, die Begabtenförderung in der beruflichen Bildung, die unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 7200 Euro Unterstützung gewährt sowie das Meister-Bafög.


Die oberfränkischen Landessieger

In Bamberg sind ausgezeichnet worden:

  • Augenoptikerin Nadja Jänisch, Fielmann AG & Co. OHG, Forchheim
  • Brauer und Mälzer Sebastian Dippold, Brauerei Wagner GmbH, Memmelsdorf
  • Fahrzeuglackierer Denis Klink, LZB Lackierzentrum GmbH, Bayreuth
  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger Lukas Warmuth, Fliesenfachgeschäft Andreas Schmittlutz GmbH, Rattelsdorf
  • Klempner Stefan Kühnl, Dachdeckerei Schilling, Oberhaid
  • Kosmetikerin Lara Roder, Belessa Bayreuth e. K., Bayreuth
  • Maurer Nikolai-Andre Lachner, J. Schütz Bauunternehmen, Schönbrunn im Steigerwald
  • Schneidwerkzeugmechaniker (Schwerpunkt Schneidwerkzeug und Schleiftechnik), Tobias Schmäling, Otmar Lang GmbH, Schönbrunn im Steigerwald
  • Seiler Tim Hocker, Liros GmbH, Berg
  • Trockenbaumonteur Alexander Plebakh, Horst Krieglstein, Hof
  • Zweiradmechatroniker (Fachrichtung Fahrradtechnik) Tobias Sieber, Joshua Schrüffer und Robert Hauenstein GbR, Bamberg