Berührend schön Cannes-Veteranen begeistern beim Festival

Drei Männer im Rentenalter legen die bislang stärksten Filme dieses Festivaljahrgangs vor und beweisen, dass sie nichts von ihrer Energie verloren haben. Vielleicht gehört am Ende sogar August Diehl zu den Preisträgern. Eine gute Halbzeitbilanz.

 
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Cannes - Eigentlich wäre es Zeit für eine junge Generation beim Filmfest Cannes. Neue Regisseurinnen und Regisseure, die mit ihren Werken begeistern. Doch in diesem Jahr sind es vor allem altbekannte Namen, die die Zuschauer einmal mehr berühren und fesseln: Pedro Almodóvar, Terrence Malick und Ken Loach - drei Altmeister im Rentenalter, die aber von ihrer Energie und Kreativität nichts verloren haben.

Schon zur Halbzeit scheint sicher, dass diese Cannes-Veteranen am Ende alle mit einem Preis ausgezeichnet werden. Mit Malicks "Ein verborgenes Leben" wäre das auch eine Ehrung für eine deutsche Koproduktion mit zahlreichen deutschen Stars.

Fünf Mal war der spanische Regisseur Pedro Almodóvar (69) bereits im Wettbewerb von Cannes vertreten und oft als einer der Favoriten gehandelt worden. Doch weder für sein Meisterwerk "Volver" noch für "Alles über meine Mutter" gewann der Oscarpreisträger eine Goldene Palme in Südfrankreich. Nun aber versucht es der 69-Jährige mit "Dolor y Gloria" erneut.

Es sind nicht nur atemberaubende Bilder, in satten Farben und wunderschön ausgestattet, die Almodóvars Melodram so sehenswert machen. Auch die Geschichte ist vielschichtig und stimmig erzählt - und weist durchaus Parallelen zu Almodóvars Leben auf: Salvador Mallo (stark gespielt von Antonio Banderas) ist ein gefeierter, schwuler Regisseur. Doch er ist einsam, körperliche und psychische Leiden hindern ihn an der Arbeit.

Stattdessen schaut er auf sein Leben zurück. Mit Hilfe von Drogen und Medikamenten gerät er immer wieder in rauschhafte Tagträume, in denen er sich an seine Kindheit und seine Mutter (Penélope Cruz) erinnert. Außerdem begegnet er den Dämonen seiner Vergangenheit und klärt alte Konflikte. "Leid und Herrlichkeit", so der deutsche Titel, wird zu einer Hommage an die Liebe und das Leben.

Viel nüchterner, aber gleichzeitig noch ergreifender ist "Sorry we missed you" von Ken Loach. Der britische Regisseur ist zwar schon 82 Jahre alt und hat bereits zwei Goldene Palmen gewonnen, doch mit seinem aktuellen Werk beweist er einmal mehr sein Gespür für drängende soziale Fragen. Ein Vater und eine Mutter, die sich in ihren Jobs verausgaben und trotzdem finanziell kaum über die Runden kommen, das zeigt Loach mit so viel Empathie, dass auch "Sorry we missed you" weit oben in der Kritikergunst landete.

Ein deutscher Regisseur hat es dieses Mal zwar nicht in den Wettbewerb gechafft. Doch in "Ein verborgenes Leben" blickt der US-Amerikaner Terrence Malick auf eine wahre österreichische Geschichte - und feiert zugleich das deutsche Kino. Immerhin ist das Drama nicht nur maßgeblich in Deutschland produziert worden, es ist mit August Diehl, Jürgen Prochnow, Franz Rogowski, Alexander Fehling und Ulrich Matthes auch mit prominenten deutschen Schauspielern besetzt.

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