Beim Tierschutz Mittelalter

Von Kerstin Fritzsche
 Foto: red

500.000 Euro sind nicht viel Geld. Nicht viel Geld für ein reiches Bundesland. Für ein nachhaltiges Programm, das Tierelend verringern oder gar verhindern hilft.

 
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Ja, Katzen wildern. Auch halbdomestizierte Katzen, die zu einem Haus oder einem Hof gehören. Denn die Katze ist ein Raubtier. Nach wie vor. Dafür hat der Mensch sie schließlich auch nach Europa geholt: dass sie Scheunen und Dachböden von Mäusenplagen frei hält.

Ja, es werden am Waldrand Nester geplündert dabei, Hasen gerissen. Aber es gibt bundesweit keine Studie, die hundertprozentig aussagt, dass Katzen dem Wildbestand schaden. Was sich abspielt, wenn Katzen Freigänger sind, ist die pure Natur. So wie Elstern Eier aus fremden Nestern schmeißen, Wildsäue ihren Nachwuchs verstoßen und das größte Raubtier von allen, der Mensch, den Rotwildbestand allein durchs Autofahren dezimiert. Dafür, dass sie ihrem Instinkt nachgeht und sich 302 Meter vom Haus ihrer Besitzer entfernt, wird eine gechippte, kastrierte und regelmäßig gefütterte Katze, die nicht Teil des Ökosystems an Feld- und Wiesenrand ist, erschossen?

Die halbdomestizierte Katze ist nicht der Feind des Jägers. Der Problembär unter den Stubentigern in Bayern ist die Katze, die ausschließlich in freier Wildbahn lebt. Die darauf angewiesen ist, sich vom Vogel- und Hasenfang zu ernähren. Die sich nicht mehr als 200 Meter einem Hof nähert, jedenfalls nicht, wenn Menschen in Sicht sind. Wilde Katzen vermehren sich wahnsinnig schnell. Sie sind Krankheits-Überträger Nummer eins. Ihre Population einzudämmen, müsste ein tierschutzpolitisches Ziel erster Güte sein, um auch den sogenannten Haustierabschuss einzudämmen.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist in Bayern in dieser Hinsicht noch Mittelalter. Und wenn dann doch mal ein wildernder Hund oder eine wildernde Hauskatze vor die Flinte gerät: Bitte, liebe Jäger, meldet die erschossenen Tiere. Vergrabt sie nicht am Waldesrand. Für die meisten Menschen sind ihre Haustiere Familienmitglieder. Es ist grausam, wenn Tierhalter keine Ahnung haben, was ihren vierbeinigen Freunden widerfahren ist und sie einfach nur verschwunden bleiben. So viel Menschlichkeit auch im Tierbereich muss sein. Für ein intaktes Ökosystem.