Bevorstehende Verteilungskämpfe
Die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme lobte ihren Chef dafür, dass er zum Gespräch mit Vertretern der Branche gekommen war, die von der Pandemie besonders hart getroffen wurde. Im Kammermusiksaal bei Steingraeber traf man sich zu einer Diskussionsrunde, unter anderem mit der Pianistin Lisa Wellisch und der Intendantin des Festivals junger Künstler Bayreuth, Sissy Thammer.
„Gut getan hat uns die Förderung durch den Staat“, sagte Sissy Thammer. Sie verschwieg aber nicht, dass Umschichtungen von Geld in Richtung „Neustart Kultur“ das Bayreuther Festival beinahe zu Fall gebracht hätten. Maßgeblich Anette Kramme habe dies verhindert. Mit Sorge blickt Sissy Thammer allerdings auf die der Kulturszene bevorstehenden Verteilungskämpfe. „Das wird nicht leicht.“
Einige haben aufgegeben
Die Pianistin Lisa Wellisch, die für die Gäste aus Berlin auch eine musikalische Kostprobe gab, berichtete von den existenziellen Nöten vieler Musikerkollegen. Einige, die toll im Geschäft waren, würden inzwischen umschulen und eine Ausbildung zum Physiotherapeuten absolvieren.
„Die Existenzpanik ist schrecklich“, sagte die Pianistin. Sie selbst habe zwar genügend Schüler, die sie unterrichten kann, doch zwei ihrer Agenturen hätten Pleite gemacht. Für Konzerte werde sie sich verstärkt im Ausland bewerben. Lisa Wellisch zeigte kein Verständnis dafür, dass die Politik im Sommer 2020 nicht für die Auswirkungen der Pandemie vorgesorgt hatte.
Der SPD-Arbeitsminister wollte an der Situation der Künstler nichts beschönigen. Zwei Aspekte kämen hier zusammen: die Sicherungslücke bei der sozialen Absicherung und die Unsicherheit, wie es weitergeht. Hubertus Heil sagte, dass daraus Konsequenzen gezogen werden müssten. Man werde für Soloselbstständige neue Sicherungssysteme einführen müssen. „Es tut mir in der Seele weh, wenn ich höre, wie es Ihnen ergangen ist“, sagte Hubertus Heil.
Der Minister nahm am Liszt-Flügel Platz
An die Diskussion schloss sich ein Rundgang durch die Manufaktur an, wo Mitarbeiter von Steingraeber das Entstehen eines Flügels erläuterten. Dabei konnten die Gäste aus der Hauptstadt erleben, dass hier nach wie vor sehr viel Handarbeit im Spiel ist.
Nach dem Rundgang durch die Werkstatt zeigte sich Arbeitsminister Hubertus Heil beeindruckt und trug sich gerne in das Gästebuch des Hauses ein.
Ach ja, auch am Liszt-Flügel im Rokokosaal hatte der Minister kurz Platz genommen. Allerdings wohl eher, um die besondere Aura des Instruments zu genießen und nebenbei auch als Fotomodell zu dienen. Das Musizieren hat er dann doch lieber der gelernten Pianistin überlassen.