Zum Zeitpunkt des Schusswechsels war das Generalkonsulat laut dem israelischen Außenministerium wegen einer Gedenkveranstaltung zu diesem Jahrestag geschlossen. Damals - im September 1972 - erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf in München zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und fünf Attentätern. Die Terroristen wollten damals mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
500 Polizisten im Einsatz
52 Jahre danach sind rund um das Konsulat in München etwa 500 Polizisten im Einsatz, sagt Innenminister Herrmann - vor allem am Morgen, als die Lage Anfangs noch unklar ist und zunächst noch niemand weiß, ob möglicherweise weitere mutmaßliche Täter in der Stadt unterwegs sind. Menschen verstecken und verbarrikadieren sich in Gebäuden.
Vor Ort sind ganze Straßenzüge abgesperrt. Über der Stadt kreist ein Hubschrauber, in den Dachluken von Polizeibussen stehen Polizisten mit Waffen im Anschlag. Die berühmten Kunstmuseen, die Münchner Pinakotheken, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, bleiben zweieinhalb Stunden lang geschlossen. Fußgänger und Radfahrer, die den Ernst der Situation nicht schnell genug begreifen, werden harsch von den an anderen Tagen meist freundlichen Beamten zurückgebrüllt. Die Polizei gibt erst nach mehreren Stunden Entwarnung.
"Warnsignal für uns alle"
Nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag von Solingen mit drei Toten hatten die bayerischen Behörden erhöhte Wachsamkeit angekündigt - auch mit Blick auf das Oktoberfest, das in wenigen Wochen beginnen soll. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wendet sich in einer Stellungnahme an die Bundesregierung, fordert besseren Schutz der Bevölkerung, Vorratsdatenspeicherung, Videoüberwachung, anlasslose Personenkontrollen. "Die Vielfalt der Anschläge in den letzten Tagen und Wochen", so sagt er, die mache ein Umdenken erforderlich. "München hat kurz den Atem angehalten", sagt Söder. Und: "Es bleibt aber, da darf sich keiner täuschen, ein Warnsignal für uns alle."