Behörden Sicherheit nach dem Angriff

Von Julian Seiferth
Gewalttätige Übergriffe im Jobcenter und in der Agentur für Arbeit sind der Einzelfall. Foto: red Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Nachdem ein 38-Jähriger im März in Bayreuth in einem Jobcenter drei Mitarbeiter mit einem Messer angriff, sind die Behörden in Alarmbereitschaft. Auch in den Pegnitzer Außenstellen des Arbeitsamtes und des Jobcenters gab es Veränderungen.

 
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„Von dem Angriff waren wir selbst nicht betroffen“, erklärt Andreas Karl. Er ist Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis Bayreuth. Für die Stadt Bayreuth, wo der Angriff im Frühjahr stattfand, ist er nicht zuständig. Betroffenheit habe es allerdings auch in seiner Behörde gegeben: „Wir sind ja nur 500 Meter entfernt. Klar waren da einige Mitarbeiter beunruhigt.“ Inzwischen sei man wieder beim Normalbetrieb angelangt. „Wir wissen, dass hier nicht jeden Tag etwas passiert. Solche Zwischenfälle sind Einzelfälle. Unsere Leute gehen nicht mit Angst auf die Arbeit.“

„Sonst war das immer weit weg"

„Wenn so etwas passiert, dann ist das immer intensiv ein Thema“, ergänzt Stefan Niefanger, Teamleiter Arbeitsvermittlung bei der Bundesagentur für Arbeit Bayreuth. Zusammen sind die beiden Pegnitzer Behörden für rund 800 Kunden zuständig. Inzwischen sei man auch in der Agentur für Arbeit wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. „Wir wollen den Kunden ja nichts Böses, und die uns im Normalfall auch nicht. Normalerweise kommt keiner mit dem Vorsatz, Ärger zu machen.“ Doch auch er erkennt an, dass der Vorfall in Bayreuth die Mitarbeiter bewegt: „Sonst war das immer weit weg. Durch die Nähe ist das was ganz anderes.“ Man kenne die Leute, die angegriffen wurden. Wenn etwas ähnliches zum Beispiel in Frankfurt am Main passiere, habe man nicht den persönlichen Bezug wie zu Bayreuth.

In heftigen Fällen Hausverbote

In Pegnitz habe es allerdings solche gewalttätigen Zwischenfälle noch nicht gegeben, so Karl. „Dass mal einer laut wird, kommt immer mal wieder vor. Auch Beleidigungen oder Drohungen sind dabei.“ Wenn es zu solchen strafrechtlich relevanten Zusammenstößen komme, gehe man rigoros vor und schalte in jedem Fall die Polizei ein. „Das ist auch zum Schutz der Mitarbeiter wichtig, dass sie erkennen, dass wir uns darum kümmern.“ In heftigen Fällen haben die Behörden in Pegnitz auch schon Hausverbote ausgesprochen, allerdings werde das eher selten notwendig, so Andreas Karl.

Forum für Information und Austausch

Nach dem Bayreuther Zwischenfall habe man die Mitarbeiter in Pegnitz zusammengesetzt und über das Ereignis gesprochen, erzählt Karl. „Wir wollten ein Forum bieten, auf dem wir die Leute informieren und den Austausch suchen.“ Die Mitarbeiter hätten ganz unterschiedlich reagiert, erklärt Stefan Niefanger. Einige seien recht entspannt damit umgegangen, andere seien etwas ängstlicher gewesen. „Wir haben auch psychologische Hilfe angeboten. Außerdem haben wir psychologische Ersthelfer, die von den Mitarbeitern in Anspruch genommen wurden“, sagt Andreas Karl.

Deeskalation und Selbstverteidigung

Laut Agentur-Teamleiter Niefanger wurden die Mitarbeiter für Konfliktsituationen gezielt geschult. Und zwar von einem Profi: Roland Rausch ist Personenschützer und hat ein von der IHK zertifiziertes Gewaltpräventionstraining entwickelt. Das Programm, das Rausch auch mit den Mitarbeitern der Behörden angewandt hat, ziele auf die Selbstsicherheit der Probanden ab, so Roland Rausch. „Dazu gehören Abstandsverhalten, rhetorische Deeskalation, aber auch leichte Selbstverteidigungsmuster – wenn nichts anderes mehr hilft“, erklärt der Sicherheitsexperte.

Sicherheitsdienst

Nach Bayreuth gab es einige Änderungen im Sicherheitssystem. Die sichtbarste ist wohl der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, der nun in den Räumen der Agentur und des Jobcenters präsent ist. „Unser Konzept haben wir schon länger, aber die Security ist neu“, sagt Stefan Niefanger. Zu diesem Konzept gehört auch ein Sicherheitsbeauftragter, der jährlich die Räumlichkeiten überprüft. Ihm zur Seite steht dabei ein technischer Berater. Außerdem, ergänzt Andreas Karl, achte man darauf, dass niemand alleine im Gebäude arbeite. „Wir fühlen uns wohl mit unserem derzeitigen Sicherheitskonzept, sonst müssten wir es ergänzen.“

Wichtig ist dem Geschäftsführer, dass das Konzept lebendig ist und anpassbar. „Wir wollen ja eine offene Behörde sein, die nicht jeden intensiv kontrollieren muss“, so Karl. Man wolle niemandem unterstellen, dass er in den Räumen der Behörden gewalttätig werde. „Aber im Ernstfall“, sagt Andreas Karl, „wollen wir gewappnet sein.“

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