Bedenken sind groß Bürgerspital Hollfeld wird saniert

Die Hollfelder wollen endlich loslegen und ihr Bürgerspital sanieren lassen. Foto: Stefan Brand/Archiv

Seit zehn Jahre steht das Projekt oben auf der Liste. Jetzt soll die Sanierung des Bürgerspitals in Hollfeld Wirklichkeit werden. Doch kann sich die Kommune das leisten?

 
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Dies zeigte sich in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses. Alles dreht sich dabei um die Frage, ob sich die Kommune das Ganze überhaupt leisten kann. Am Ende herrschte Einigkeit: Ja, wir packen das jetzt an. Zuvor hatte Cornelia Dittmar vom Architekturbüro UmbauStadt in Weimar den Sachstand für das Vorhaben, das unter dem Dach des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek) läuft. Das wurde Anfang 2020 beschlossen, das Bürgerspital genießt demnach höchste Priorität. Aktuell galt es in den vergangenen Monaten ein Problem zu lösen: Das Berliner Büro Burckhardt + Partner, Gewinner des Architektenwettbewerbs, hatte seinen Rückzug mit dem Vorliegen der Genehmigungsplanung erklärt. Als Hauptgrund wurde die räumliche Distanz zu Hollfeld genannt. Dies sei „nicht unüblich“, sagte Dittmar.

Jetzt galt es ein neues Büro zu finden, das die Planung und deren Umsetzung weiterführt. Angesichts der Planungskosten und der Bausumme musste die Suche über eine europaweite Ausschreibung erfolgen. Fünf Büros meldeten sich, „alle aus der Region“. Zwei sprangen später wieder ab, mit den restlichen drei fanden Verhandlungsgespräche und am 29. Juni eine Anhörung statt. Fazit: „Alle präsentierten sich exzellent, es gab nur minimale Unterschiede.“ Die Nase vorn mit „dem I-Tüpfelchen oben drauf in Form von kreativen Vorschlägen“ hatte schließlich das Büro Eichhorn und Partner aus Coburg. Weitere Vorteile: „Sie waren preislich die günstigsten und haben zudem einen Fachmann für Denkmalschutz in ihren Reihen.“ Angetan zeigte sich auch Bürgermeister Hartmut Stern. Er verwies darauf, dass der Stadtrat in der kommenden Woche den Auftrag an das Coburger Büro noch offiziell absegnen muss.

An dieser Stelle wurden Bedenken laut. Stefan Stenglein (Heimatliste) sagte, „wir sollten doch erst einmal eine fertige Förderkulisse haben, bevor wir den Planer losschicken“. Zumal die Ausführungsplanung „schon eine Mammutaufgabe ist, was passiert, wenn ein Fördergeber abspringt?“ Claudia Sauer, im Rathaus für das Isek zuständig, beruhigte. Es sei mit allen Fördergebern intensiv gesprochen worden, Kämmerin Stephanie Müller liste gerade auf, von wem wie viel zu erwarten ist. Das Projekt sei bei der Städtebauförderung vorgesehen, „da sind wir im Programm drin“, auch habe die Oberfranken-Stiftung eine „großzügige“ Unterstützung zugesagt. Sauer: „Wir müssen handeln, wir haben eh schon Zuschüsse versäumt durch die ganzen Verzögerungen.“.

Stadtrat Tobias Ott (CSU) reichte das nicht: „Was ist, wenn sich das Projekt um ein, zwei Jahre verschiebt? Was müssen wir dann an den Planer zahlen?“ Claudia Dittmar verwies darauf, dass man bei den Details im Vertrag mit dem Planungsbüro regeln könne. Klar, das Coburger Büro werde „eventuell noch bei der Planung nachjustieren, aber zunächst müssen die sich die bisherige Planung aneignen“ Für Rudi Arnold (WG Land) ist die Lage eindeutig: „Wenn wir uns jetzt nicht dafür entscheiden, stoppen wir das Ganze, wir dürfen da nicht die Bremse reinhauen.“ Ähnlich die Sichtweise von Hans-Peter Härtl (Freie Wähler). Er sei froh, „dass in der Innenstadt endlich etwas passiert.“ Allerdings brauche auch der Stadtrat „valide Zahlen“. Wobei man nicht auf jeden Euro schauen dürfe. Laut Bürgermeister Stern dürfte der Eigenanteil der Stadt bei 900 000 bis zu einer Million Euro liegen. Bei den Verhandlungen mit den Fördergebern habe es eine klare Ansage gegeben: „Entweder wir bekommen 90 Prozent der förderfähigen Kosten oder 80 Prozent der Gesamtkosten als Zuschuss, sonst können wir das nicht stemmen.“ Alles deute darauf hin, dass die Zuschüsse fließen wie erhofft. Claudia Sauer ergänzte: „Wir wurden von den Fördergebern ja sogar wiederholt aufgefordert, endlich loszulegen.“

Stefan Stenglein war immer noch nicht so ganz zufrieden. Der Stadtrat habe festgelegt, dann endgültig zu entscheiden, wenn die genauen Kosten auf dem Tisch liegen. Jetzt wolle man Planaufträge vergeben, ohne sicher zu wissen, „ob das geht, wenn die Kasse leer ist, davor habe ich ein wenig Angst“. Das Vorhaben sei „haushaltstechnisch eingeplant“ entgegnete der Bürgermeister – und zwar verteilt auf die die Jahre bis 2024. Er sei „guter Dinge, wenn der Stadtrat das dann anders sieht, kann ich es nicht ändern“. Das wollte sein Bürgerforums-Mitstreiter Johannes Röhm so nicht stehen lassen. Die Vergangenheit habe gezeigt, „dass plötzlich das Geld weg ist, daher ist es schon verständlich, wenn Räte wissen wollen, woher das Geld fließt.“ Er erinnerte an das Beispiel des gescheiterten Radwege-Projekts der drei Kommunen Waischenfeld, Plankenfels und Hollfeld. Stern konterte: „Das ist anders gelagert, hier sind ja schon Gespräche gelaufen.“ Röhm darauf: „Ich will für mich wissen, ob wir Zuschüsse bekommen und in welcher Höhe.“ Da müsse man eben auch mal „beim Heimatministerium bitten und betteln, was ist denn politisch von eurer Seite getan worden?“ Aus Sicht von Claudia Sauer alles, was nötig ist. Bei aktuell 4,5 Millionen Sanierungskosten dürfte die Förderquote bei 80 Prozent lieben – „wir hätten schon mal 90 haben können“ -, dazu kommen die Mittel von der Oberfrankenstiftung. Was noch ansteht, sei der Betrieb des Gebäudes. Dafür gibt es ein Nutzungskonzept, das auf drei Säulen ruht: Tourismus, Bürgertreff, Genussregion Oberfranken. Sie hätte gerne einen Spitalmanager, „der das zusammenführt“. Dessen Finanzierung steht jedoch auch unsicheren Füßen. Was feststeht: „Die Touristiker gehen da rein, wir sind jetzt dann offiziell Tourist-Infozentrum neben der der Therme Obernsees und Behringersmühle, da müssen wir auch personell aufstocken.“ Dann sei die Kommune aber wohl schon am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Richard Spreuer (Freie Wähler) appellierte, die Anbieter regionaler Produkte einzubinden, das müsse ein zentrales Element sein. Auch sollen Vereine angesprochen werden, ob sie zum Beispiel den Bürgertreff im ersten Obergeschoss betreuen wollen. Diese Gespräche sollen jetzt anlaufen, „je mehr Zahlen und Fakten wir haben, desto leichter tun wir uns dabei“, sagte Claudia Sauer abschließend.

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