Bayreuther Unternehmen entwickelt kompaktes und hochgenaues Messsystem, das in jede Roboteranwendung passt Blutdruckmessen beim Roboter

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Der Blutdruck kündigt es an, schon bevor man selbst etwas spürt: dass etwas nicht passt mit dem System Mensch. So ähnlich funktioniert das auch mit Robotern. Irgendwann geraten sie aus der Spur, obwohl sie noch produzieren. Die Spezialisten von Preccon und Teconsult haben ein Mittel dagegen entwickelt. In zwei Wochen stellen sie es der Roboterwelt in München auf der Messe Automatica vor.

 
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IMS heißt das Projekt, das seine Premiere auf der wichtigsten Messe der Robotik-Branche feiern wird. Integrated Measurement System "oder eben integriertes Messsystem", wie Jochen Bargfrede, der Geschäftsführer von Teconsult, sagt.Teconsult ist der Genauigkeitsspezialist, den sich Preccon ins Boot holt, wenn Robotern beigebracht werden muss, wie sie zu arbeiten haben. Denn Preccon gibt handelsüblichen Robotern für die industrielle Fertigung durch die in Bayreuth entwickelte Software und Sensorik erst das Fingerspitzengefühl, das sie für ihre Arbeit brauchen. Und jetzt auch ein Diagnosesystem dazu, das Unternehmen, die Roboter in Fertigungszellen einsetzen, eine Chance gibt: sie können damit erkennen, wenn sich Fehler oder Probleme ankündigen. Und vorher reagieren, bevor Schaden oder Produktionsausfall entsteht.

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Zusammenarbeit von Anfang an

Preccon und Teconsult sind zwei Unternehmen, die sich im Gründerzentrum der Neue Materialien Bayreuth GmbH (NMB) am Technologiehügel in Wolfsbach eingerichtet haben. Kleine Unternehmen, die Robotern in der ganzen Welt beibringen, wie sie mit höchster Genauigkeit arbeiten können. Unternehmen, die "schon Kontakt hatten, als wir, Dieter Ladegast und ich, im April 2006 die Preccon gegründet haben", sagt Geschäftsführer Hartmut Lindner. 2007 begann die Partnerschaft mit Teconsult in Hamburg, 2012 hat Preccon Teconsult erworben und nach Bayreuth geholt. Jochen Bargfrede ist Geschäftsführer, Lindner und Ladegast sind Gesellschafter von Teconsult. "Jochen Bargfrede, der seit 2006 bei uns arbeitet, ist ein Glücksfall für uns", sagt Lindner. "Denn er ist Spezialist für Robotik und die Roboter-Kinematik. Er hat vor zehn, 15 Jahren mitentwickelt, was heute modern ist: dass Roboter zusammenarbeiten können."

Klein, kompakt und günstiger als die Konkurrenz

Und Bargfrede ist der Kopf hinter IMS. Bislang, sagt Bargfrede, gibt es hauptsächlich Messsysteme, die groß, kostspielig - meist im sechsstelligen Bereich - und fest installiert sind. Und die oft nur in einer Ebene arbeiten. Das IMS lässt sich laut Lindner und Bargfrede "in jede Roboterzelle installieren. Es hat einen Taster, der in drei Richtungen misst. Und auf Abweichungen von einem Tausendstel Millimeter reagiert". Taster, ein paar Kabel, ein kompakter Rechner mit der Effizienz der großen Geräte. Fertig ist "der Blutdruckmesser für den Roboter", sagt Lindner. Der Preis: 3500 Euro. "Das ist Industrie 4.0, weil es für die notwendige Transparenz in der Produktion sorgt", sagt Lindner. "Der Kunde kann sehen, wenn er das IMS nutzt, dass bald was mit seinem Roboter nicht passt."

Eingreifen, bevor Schaden ensteht

Er kann dann eingreifen, sagt Bargfrede: "Damit der Roboter noch ein Stück durchhält." Oder er kann mit dem System die Temperaturerhöhung kompensieren, die auftritt, wenn der Roboter lange arbeitet. "Was unweigerlich zu Genauigkeitsabweichungen führt." Die Genauigkeit ist das eine Problem. Die Kehrseite ist die Gefahr des Produktionsausfalls, wenn eine Robotergemeinschaft, beispielsweise in der Autoindustrie, Probleme macht. "An so einer Produktionsstraße arbeiten 2000 bis 2500 Roboter. Ein Tag Produktionsstillstand kostet im schlimmsten Fall Millionen."    

Vom Entwickler zum Produzenten

Mit IMS werden Preccon und Teconsult vom Dienstleister und Entwickler zum Produzenten. Gebaut werde, erst einmal mit Partnern, in Bayreuth. "Die Modellregion Oberfranken unterstützt uns dabei, was die Organisation und den Aufbau der Strukturen angeht", sagt Lindner. Wenn die kleinen Technologieunternehmen in München auf der Messe überrannt werden, müsse man neu nachdenken. 

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