Bayreuther steckt hinter AfD-"Extrablatt“

ILLUSTRATION - Ein gratis verteiltes «Extrablatt» steckt am 05.03.2016 in Stuttgart (Baden-Württemberg) in einem Briefkasten. Das Gratisblatt und Wahlplakate für die Alternative für Deutschland (AfD) haben den Ruf nach einer Prüfung möglicher illegaler Parteispenden laut werden lassen. Foto: Tatjana Bojic/dpa (zu dpa "Ruf nach Prüfung illegaler AfD-Spende wegen umstrittener Wahlwerbung" vom 05.03.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Es ähnelt einer Tageszeitung oder einem offiziellen Amtsblatt. Doch wer sich das acht Seiten starke „Extrablatt“ für die Landtagswahl durchblättert, das in den vergangenen Tagen millionenfach in Briefkästen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz landete, bekommt nicht nur ungefilterte AfD-Positionen, sondern auch gleich eine Wahlempfehlung für die Rechtspopulisten serviert.

 
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Einen Hinweis auf eine Nähe zu der Partei sucht man vergebens und die AfD-Landesverbände beteuern, nichts damit zu tun zu haben. Doch hinter der Gratiszeitung steckt ein fränkischer AfD-Funktionär.

Der Besitzer einer Werbeagentur ist abgetaucht

Josef Konrad ist stellvertretender Schatzmeister beim AfD-Bezirksverband Oberfranken. Seit dem 2. März, dem Tag, nach dem die „Stuttgarter Nachrichten“ zuerst über das „Extrablatt“ berichtet hatten, wird der Posten auf den Internetseiten der AfD allerdings als vakant angegeben. „Herr Konrad ist schon seit längerem vornehmlich in Leipzig. Sein Vorstandsamt hat er formal noch“, erklärt Bezirksverbandschef Tobias Peterka auf Nachfrage der Redaktion. Erst bei der nächsten Mitgliederversammlung soll das Amt neu besetzt werden.

Konrad steht im Impressum des „Extrablatts“ als Chefredakteur – Herausgeber ist die „Vereinigung zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheit“. Neben der Gratiszeitung ließ die ominöse Vereinigung auch Wahlplakate zugunsten der AfD aufstellen. Auf ihrer Internetseite betonen die Initiatoren, „trotz der Wahlempfehlung (...) zu keiner Partei irgendwelche Bindungen zu haben“. Gerne hätte die Redaktion von Konrad selbst erfahren, wie das mit seiner AfD-Funktion haltbar sein kann. Doch der Besitzer einer Werbeagentur in Bayreuth ist abgetaucht: Anrufe und E-Mails bleiben tagelang unbeantwortet.

Zeitungen veröffentlichen Stellungnahmen

Aus AfD-Kreisen hört man, dass die angeblich unverhoffte Wahlkampfhilfe nicht ungelegen komme. Ein vorheriger Kontakt zwischen Herrn Konrad und dem Landesvorstand von Baden-Württemberg wird aber bestritten – obwohl darin auch ein Interview mit Spitzenkandidat Jörg Meuthen abgedruckt ist. Auf Nachfrage erklärt der Landesverband, Meuthen habe lediglich einer Zeitschrift namens „Polifakt“ ein Interview zur weiteren Verwendung gegeben. Ähnlich äußerte sich in anderen Medien der AfD-Landesverband in Rheinland-Pfalz, wo ebenfalls am 13. März gewählt wird und das Extrablatt verteilt wurde – mit einem Interview mit Spitzenkandidat Uwe Junge.

Auch hinter „Polifakt“ steckt der Oberfranke Konrad. Neben AfD-Wahlkampfmaterial druckte er Anfang 2015 erstmals die Zeitung. Zu Beginn sei es als parteiinternes Informationsblatt gedacht gewesen, heißt es. Heute wird es auch an Wahlkampfständen der Partei verteilt. Alleine in der jüngsten Ausgabe traten die AfD-Funktionäre Alexander Gauland, Beatrix von Storch oder Marcus Pretzell als Autoren auf; Anzeigenkunde ist unter anderem der AfD-Gold-Shop, über den die Partei Gold verkauft. Dennoch erklärt „Polifakt“ auf seiner Internetseite, parteiunabhängig zu sein.

Indes sorgt das „Extrablatt“ für die Landtagswahl für Aufregung. So sahen sich die Verantwortlichen des „Amtsblatts“ in Freiburg sowie die „Badische Zeitung“ und die „Neue Rottweiler Zeitung“ gezwungen, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, dass sie nichts mit dem rechten „Extrablatt“ zu tun hätten. Mehrfach sei der Eindruck entstanden, dass die AfD-nahe Publikation Beilage oder gar Teil der genannten Zeitungen sei, da Austräger es mit anderen Werbeprospekten in die Zeitungen beigelegt hätten.

Unklar ist die Finanzierung

Bleibt die Frage nach der Finanzierung des „Extrablatts“. Während die „Bild“-Zeitung ohne Angabe von Quellen wissen will, dass zwölf Millionäre die Wahlkampfhilfe finanziert haben, zitiert „Spiegel Online“ die Konstanzer Parteienrechtlerin Sophie Lenski, die eine illegale Parteispende wittert: „Hier liegt der Verdacht einer verschleierten Zuwendung sehr nahe“, sagt sie.

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