"Puren Aktionismus" und "Augenwischerei" nennt Harry Franken, Vorsitzender der Schützengilde St. Georgen, das EU-Vorhaben.
Schützen und Jäger kritisieren das neue europäische Waffenrecht scharf; sogar Schreckschusspistolen sollen kontrolliert werden. Was haben die EU-Justizminister sonst noch beschlossen?
"Puren Aktionismus" und "Augenwischerei" nennt Harry Franken, Vorsitzender der Schützengilde St. Georgen, das EU-Vorhaben.
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Der Vorsitzende des ältesten Bayreuther Schützen- und Bürgervereins hatte sich bereits im Februar in einem Schreiben an den CSU-Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk gegen die Verschärfung des Waffenrechts ausgesprochen.
"Wir haben in Deutschland eines der schärfsten Waffengesetze weltweit", betonte Franken. "Unsere Sportwaffen sind registriert und erst nach zeitaufwendiger Prozedur zu erwerben", hob Franken hervor.
"Wir sind in unserer Schützenabteilung polizeilich überprüft, bewahren unsere scharfen Sportwaffen nach gesetzlicher Vorschrift auf, haben keinerlei kriminellen Hintergrund und müssen unsere Wohnungen jederzeit für Kontrollen der Behörden öffnen."
Gesetzestreuere Nachbarn seien kaum möglich. Franken appellierte an die Politik: "Machen Sie nicht die deutschen Schützenvereine kaputt."
Beim EU-Justizministertreffen am Freitag in Luxemburg sagte der niederländische Fachminister Ard van der Steur: "Wir haben nun dafür gesorgt, dass die Sicherheit der EU-Bürger verbessert wurde."
Die Ministerrunde vereinbarte:
Privatleute dürfen halbautomatische Waffen nicht mehr besitzen.
Der Internethandel mit vollautomatischen Maschinen- und Sturmgewehren soll verboten werden.
Ausnahmen gibt es für Jäger, Schützen oder Sportschützen, die eine Lizenz erworben haben; sie müssen ihre Genehmigung aber alle fünf Jahre erneuern lassen. Bisher brauchten sie ihre Waffe nur einmalig bei der Behörde anzumelden.
Bei Dekowaffen, die mal scharfe Waffen waren, müssen die EU-Staaten sicherstellen, dass sie nicht mehr zu einer scharfen Waffen zurückgebaut werden können.
Gas- und Schreckschusspistolen werden in die Kontrollen einbezogen.
Signal- und Schreckschusswaffen sind derzeit in Deutschland ohne Einschränkung ab 18 Jahren erhältlich.
Von der Neuregelung betroffen wären beispielsweise Landwirte, die mit Schreckschusswaffen Vögel vertreiben oder Schützenvereine, die Salutschüsse bei Festen abgeben. Für diese Waffen soll aber eine einmalige Registrierung bei der Behörde ausreichen.
Vor allem die rund 1,4 Millionen Mitglieder des Deutschen Schützenbundes, dem etwa 15 000 Vereine angehören, sehen in den neuen Vorschriften keinen wirklichen Zugewinn an Sicherheit.
Jürgen Kohlheim aus dem Präsidium des Bundes verweist auf die Schwachstellen: "Man kann Terrorismus nicht verhindern, wenn man legale Waffenbesitzer noch stärker kontrolliert als bisher."
Beim Forum Waffenrecht wird kritisiert: "In dem Beschluss werden in unzulässiger Weise legale Waffen und und rechtmäßiger Waffenhandel mit illegalen Waffen und kriminellem Handel gleichgesetzt."
Experten schätzen, dass es in der EU rund 50 Millionen Schusswaffen gibt, von denen niemand weiß, in wessen Händen sie sich befinden.
Gegen diese Hochrüstung biete der von den Justizministern gebilligte Vorschlag der Brüsseler EU-Kommission praktisch keine Handhabe, heißt es.
Stattdessen halte die EU unverständlicherweise an ihrer Theorie fest, dass sich Terroristen größtenteils aus dem Internet mit Teilen von Kriegswaffen eindecken würden, die sie dann für ihre Zwecke zusammenbauen.
Wer in Europa oder Nordafrika halbautomatische Gewehre beschaffen wolle, bekomme diese je nach Land für Beträge zwischen 50 und 500 Euro.
Im Europäischen Parlament will man, wenn der Ministerbeschluss in den kommenden Wochen beraten wird, zuvor noch die Experten der Polizeizentrale Europol anhören.