Bayreuther Kunstpreis Über 100 Bewerber reichten Arbeiten ein

Die 74. Bayreuther Kunstausstellung in der Eremitage steht bevor. 63 Künstler haben in diesem Jahr 69 Arbeiten eingereicht. Und der Preisträger für den Kunstpreis steht fest.

 
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Ralf Vizethum Foto: Ute Eschenbacher

Der Kunstverein Bayreuth wird im Jahr 2025 seinen 75. Geburtstag feiern. An diesem Sonntag eröffnet er seine traditionelle Sommerkunstausstellung in der Bayreuther Eremitage. Vom 21. Juli bis 25. August ist im Neuen Schloss wieder ein Querschnitt von Werken der zeitgenössischen Kunst zu sehen.

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Bis Ende der Woche wurden die letzten Werke gehängt. Wer den lang gezogenen, lichtdurchfluteten Bau betritt, spürt gleich die hohen Temperaturen. Der Kunstverein Bayreuth stellt hier Jahr für Jahr die Sommerkunst aus. Zur zumindest visuellen Abkühlung hängt gegenüber des Eingangs das Porträt eines Bergsteigers mit gefrorenem Bart von István Csáki. Noch weitere Winterlandschaften wirken zumindest optisch der Sommerhitze entgegen.

Inspiration aus der Natur

Ein Gang durch die 74. Bayreuther Kunstausstellung mutet teils wie ein Spaziergang durch die Natur an. Unterschiedlichste Landschaften, Pflanzen, Gewässer und Tiere wurden zu Motiven und inspirierten die Künstler. Samen aus Wiesen-Bocksbart sammelt Katja Wunderling für ihr „Sturmvogelnest“ und macht daraus filigrane, dreidimensionale Gebilde.

Originelle Objekte wie „Familie SH“ von Hassan Sheidai, der gepresste Kleidungsstücke zu Miniaturen verarbeitet, setzen Akzente. Oder die aus alten gebauten gebauten Skulpturen von Katrin Schinner. Origami ähnliche Papier-Objekte fertigt Wilhelm Schramm an. Einen Kontrapunkt zu den übrigen Werken setzt Katrin Günther: Sie trug das Schwarz-Weiß-Gemälde „Holy Sky“ bei. Naturgewalten zerstören in ihren Arbeiten die umgebende Architektur. Eine Einzelausstellung von ihr mit Großformaten war vor einiger Zeit in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus zu sehen.

Große Bandbreite

Gegenständliches und Abstraktes, digitale und klassische Kunst, Objekte und Skulpturen: Die Kunstausstellung zeigt eine große Bandbreite an Kunstformen. Dabei entdeckt der Besucher vertraute Namen aus der Bayreuther Kunstszene wie Robert Siebenhaar, Wieland Prechtl, Margit Rehner, Peter Coler, Stephan Klenner-Otto, Gudrun Schüler oder Bernd Romankiewitz und Friedemann Gottschald – letztere eröffnen am 27. Juli eine eigene Ausstellung im Jean Paul Art Space.

Eisenskulptur „Galaxie“

Hans-Hubertus Esser verriet mit Blick auf die Vernissage den Namen des diesjährigen Kunstpreisträgers. Den von der Sparkasse Bayreuth gespendeten Preis erhält diesmal Ralf Vizethum aus Mistelgau. Der Schlosser, Schmid, Maschinenbauer und Techniker beschäftigt sich mit Eisenskulpturen. In der Ausstellung zeigt er seine „Galaxie“, ein verschlungenes, eisernes Knäul. Seit 2012 ist er nur noch freischaffender Künstler. Zum Malen benutzte er selbst hergestellte Erdfarben. Fast hätte Vizethum schon zweimal den Publikumspreis erhalten. Doch nun darf der 1974 geborene Künstler den ersten Preis der Bayreuther Kunstausstellung entgegennehmen. Bei der 40. Kunstausstellung in Hollfeld gewann er 2019 auch den ersten Preis. Seine Skulpturen sind unter anderem im Natur-Kunst-Raum Neubürg zu sehen.

Aus Franken und darüber hinaus

Im vergangenen Jahr hätten 6500 Menschen die Bayreuther Kunstausstellung besucht, sagt Esser. Er gehörte der Jury um Ekkehard Beck, Rolf Fütterer, Alexandra Kuhnke und Heike Schulz an. Sie übernehmen die Auswahl der Künstler und Künstlerinnen. 351 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen von 106 Kunstschaffenden wurden eingereicht. Unter den 69 zugelassenen Kunstwerken sind zehn, die von Vertretern der Bayreuther Kunstszene stammen. Ein Großteil der Ausstellenden stammt aus der fränkischen Kunstwelt, aber eben nicht nur.

Die Bayreuther Kunstausstellung ist keine Mitgliederausstellung des Kunstvereins. Das Format beweist Kontinuität – im nächsten Jahr besteht es seit einem dreiviertel Jahrhundert. In der Eremitage ist Bayreuther Kunstausstellung ein bewährter Anlaufpunkt für Kunstinteressierte. Und manchmal die erste Gelegenheit für einen Kontakt zu Kunst überhaupt.

Die Vernissage am Sonntag wird um 10.15 Uhr mit einer Matinée des Orchestervereins eröffnet. Ingrid Wachsmann bereitete eine Performance zum Thema „Bewegung fragiler Strukturen“ vor. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zitiert im Vorwort des Katalogs Jean Paul: „Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.“ Besser könnte man es nicht sagen.