Lundgren sagt den Wotan ab

Man fühlte sich beim Lesen der Pressemitteilung der Bayreuther Festspiele am Freitag eine wenig an den vergangenen Sommer erinnert. Lange Zeit stand fest, wer in den konzertanten „Walküre“-Aufführung 2021 den Wotan singen sollte. Damals war es Günther Groissböck. Nach der Generalprobe mit ihm kam dann der Paukenschlag. Er gab die Rolle zurück. Kurzfristig übernahm Tomasz Konieczny.

In diesem Jahr scheint sich der Sängerwechsel etwas geordneter zu vollziehen als im vergangenen Jahr.  Zumindest bleiben noch einige Wochen bis zur Premiere. Erneut springt Tomasz Konieczny ein. Als Wotan in „Walküre“ und Wanderer in „Siegfried“, den Wotan im „Rheingold“ singt  Egils Silins.

Konieczny ist ein äußerst erfahrener Wotan-Sänger. In 16 verschiedenen „Walküre“-Produktionen  stand er mit dieser Rolle auf der Bühne, unter anderem in der Wiener Staatsoper. Am Freitag war der Sänger telefonisch in Budapest zu erreichen, wo er am Abend den Göttervater geben sollte.

Regieassistent aus  Bayreuth fährt nach Wien

Was die Sache in Bayreuth komplizierte macht, ist die Einarbeitung in die neue Inszenierung, die in diesem Sommer auf dem Grünen Hügel zu sehen sein wird.   Anfang nächster Woche soll sich ein Regieassistent aus dem Team von Valentin Schwarz mit Konieczny in Wien treffen, um den Sänger mit dem Konzept vertraut zu machen. Auch mit Hilfe von Probenvideos  will sich der neue Wotan mit der Bayreuther Produktion vertraut machen. Generell zeigt sich Konieczny gegenüber den Anforderungen der Regie offen, schließlich verfügt er neben seiner Gesangs- auch über eine Schauspielausbildung.

„Ich werde alles was möglich ist tun, um der Institution zu helfen“, sagt Konieczny im Gespräch mit dem Kurier. In Bayreuth den Wotan zu singen sieht er als Krönung seiner Arbeit. Gleichwohl konnte er nicht alle anderen Engagements absagen. Im Juni ist er mit Auftritten in Madrid und Wien gut gebucht, daher wird er voraussichtlich erst Ende des Monats zu den Proben nach Bayreuth kommen.  

Wie die Festspiele mitteilen, wird John Lundgren in diesem Sommer zu einem späteren Zeitpunkt zu den diesjährigen Festspielen hinzustoßen und die Titelpartie in der Wiederaufnahme „Der fliegende Holländer“ verkörpern, die er bereits in der Premiere 2021 übernommen hatte.

Als Wotan war Lundgren in diesem Frühjahr bereits an der Wiener Staatsoper zu erleben. Dort hatte er  beim besonders sängerkritischen Wiener Publikum offenbar keinen guten Eindruck hinterlassen. Auf dem Blog "Klassik begeistert" ist im Internet in einem Bericht über die „Walküre“-Aufführung zu lesen: „Bekam er am Vortag noch etwa 100 Buhrufe, waren es an diesem Abend etwa 20.“